Der Streit um die Neugestaltung des Kelterplatzes geht weiter. Im Technischen Ausschuss war abzusehen, dass ein neuer Gehweg abgelehnt wird. Der Bürgermeister gibt das Thema in den Gemeinderat. Der berät darüber noch in dieser Woche.

Gerlingen - Es wurde geredet und beraten, es wurden Musterplatten besichtigt und dabei ein Regen mit der Gießkanne simuliert. Es wurde über eine neue Rampe, Kinderwagen- und Rollstuhlmaße und Steigungsprozente diskutiert – und dabei kreiste alles um den Gerlinger Kelterplatz. Ausgangspunkt waren die sogenannten Stolperfallen – also Steine des jetzigen Belags, die lose sind oder fehlen, die gegeneinander aufkanten und Hindernisse bilden für Menschen, die schlecht zu Fuß sind.

 

Viermal schon hat sich der Technische Ausschuss des Gemeinderats (TA) seit dem Frühjahr 2015 mit dem Thema befasst. In der jüngsten Sitzung verwies der Bürgermeister Georg Brenner die weitere Planung in das Gesamtgremium – weil sich abzeichnete, dass der Ausschuss nicht im Sinne der Verwaltung beschließen würde. Der Gemeinderat berät an diesem Mittwoch.

Ursprünglich sollte am Kelterplatz, der sich von der Weilimdorfer Straße bis zur Petruskirche und dem Eingang des Stadtfriedhofs erstreckt, nur der schadhafte Plattenbelag ausgetauscht werden. Dann kam eines zum anderen, waren plötzlich Bäume zu ersetzen, wurden die Kinderspielecke und die Parkplätze zum Thema. Das Ganze mutierte zum Gesamtprojekt, als die Verwaltung einen neuen Gehweg entlang des Kelterplatzes vorschlug. Damit könnte der vor einigen Jahren neu entstandene Einkaufsbereich auf dem alten Römerareal besser erreicht werden, ohne dass Fußgänger die viel befahrene Straße zweimal queren müssen. Man wollte eine barrierefreie Anbindung und damit nicht nur für Rollstuhlfahrer, Mütter mit Kinderwagen und Rollatorennutzer Vorteile schaffen. Die Vor- und Nachteile einer Rampe wurden im TA hin- und herdiskutiert. Bisher befindet sich entlang der Mauer des Kelterplatzes nur ein schmaler schräger Streifen. Die Stadträte hatten auch immer die Kosten im Blick – die steigerten sich nämlich von Mal zu Mal. Und sie wurden durch den Etatansatz für 2016 auf eine halbe Million Euro gedeckelt.

Kosten stets im Blick

In der Sitzung im Mai 2015 hatte sich der Ausschuss auf die vorgeschlagene Rampe verständigt und für einen rötlichen Granitbelag votiert. In der jüngsten Sitzung am 9. Mai 2016 war nun plötzlich zu erkennen, dass sich fast alle Fraktionen gegen den Gehweg aussprechen würden – auch aus finanziellen Gründen. Der Bürgermeister Georg Brenner hielt dem entgegen, der „straßenbegleitende Gehweg“ sei eine „grundlegende Entscheidung für die Stadtentwicklung“. Auch um den Stadträten die Gelegenheit zu geben, „über die Fraktionen hinaus Meinungen einzuholen“, verwies er das Thema an den Gemeinderat.

Barrierefreiheit ist zu beachten

In der Vorlage für die nächste Sitzung wird nun ausgeführt, bei Planungen im öffentlichen Verkehrsraum sei kraft Gesetzes auch die Barrierefreiheit zu beachten – insbesondere bei Sanierungen, Umplanungen oder Neubauten. Die Kommune sei Vorbild. Wörtlich: „Verkehrstechnisch ist es ein Unding, dass innerorts an einer Landesstraße nur einseitig ein Gehweg vorhanden ist.“ Durch Einsparungen bei den Bäumen sei das Budget auch mit dem neuen Gehweg einzuhalten. „Wir halten das für die richtige Planung“, sagte der Stadtbaumeister Rolf Eberhart unserer Zeitung. „Die öffentliche Hand hat Vorbildfunktion. Der Gemeinderat macht es sich zu einfach, wenn bloß auf die Kosten geschaut wird. Bei Verbesserungen für die Bevölkerung kann das Geld nicht entscheidend sein.“