Einschränkungen oder Lockerungen – alle Entscheidungen die aktuell von heute auf morgen getroffen werden, haben Auswirkungen auf den Alltag des Gemeindevollzugsdiensts. Ein Ordnungsamtsleiter erzählt.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Leinfelden-Echterdingnen - Manchmal muss sich selbst Gerd Maier die Augen reiben. Was ist geschehen seit Anfang März? Alles ist plötzlich anders. Auch der Alltag von Gerd Maier und seinen Kollegen. Er führt das Ordnungsamt in Leinfelden-Echterdingen, und damit auch die Mitarbeiter, die derzeit – zusammen mit der Polizei – die Corona-Verordnungen umsetzen. „Ich habe inzwischen schon einen Ordner für die Verordnungen“, sagt Maier. Jetzt, wo die Lockerungen kommen, ändert sich wieder vieles, das muss man sich erst einmal alles wieder einprägen.

 

Weniger Zeit wird in Parkraumüberwachung gesteckt

Die Mitarbeiter vom Gemeindevollzugsdienst haben derzeit Corona-Alltag. Die Kontrollen nehmen viel Zeit in Anspruch. In anderen Städten wurde Personal umgeschichtet, der Gemeindevollzugsdienst verstärkt, Tandems gebildet aus alten Hasen und Neulingen. „Wir haben uns für einen anderen Weg entschieden“, sagt der Ordnungsamtsleiter von Leinfelden-Echterdingen. Die Kollegen würden auf jeden Fall weniger Zeit in Parkraumüberwachung stecken, sagt Maier. Doch das sei vertretbar, denn der Parkdruck und auch andere Probleme, die der Verkehr in normalen Zeiten für die Kommune mit sich bringt, gibt es aktuell nicht mehr. Seit der Flughafen und die Messe heruntergefahren sind, ist an den Straßenrändern der Stadt deutlich weniger los, sagt Maier.

Unterstützung bekommt der Gemeindevollzugsdienst trotzdem. Ein halbes Dutzend Erzieher, die aktuell wegen der Kita-Schließungen nicht arbeiten können, haben sich angeboten, in Tandems in der Stadt unterwegs zu sein und die Menschen anzusprechen, wenn diese regelwidrig handeln. Sie haben T-Shirts an, die zeigen, dass sie für die Stadt im Einsatz sind. In den meisten Fällen reiche ein Gespräch, eine Erinnerung an das, was gerade gelte.

Seit dem 18. März gab es laut dem Ordnungsamtsleiter Maier 53 Verstöße gegen die Verordnungen; die meisten im öffentlichen Raum, weil sich Leute nicht an die Kontaktbeschränkungen oder die Abstandsregel gehalten hätten. 53 Verstöße, bei denen es ein Bußgeld setzte, das ist für Maier dennoch eine erfreuliche Bilanz. „Das ist absolut im Rahmen, dafür, dass das ein so neues Thema für alle ist.“ Die meisten Erwischten würden glaubhaft versichern, für den Moment vergessen zu haben, dass sie in Corona-Zeiten leben. Gerd Maier sagt, es gehe ihm ja teils selber so. Er habe inzwischen etwa sechs Stunden am Tag eine Maske an, deshalb lasse er sie immer gleich an den Ohren hängen. Wenn er dann kurz abgelenkt sei und jemand ins Büro käme, dann könne es schon mal vorkommen, dass er vergisst, die Maske schnell wieder hochzuziehen.

In den Läden müssten sie jetzt nicht mehr akribisch kontrollieren

Die Lockerungen, die nun begonnen haben, machen es für den Gemeindevollzugsdienst auf der einen Seite einfacher. „Wenn man mehr erlaubt, muss ich weniger kontrollieren“, sagt Gerd Maier. Auf der anderen Seite: Wenn jetzt dann zum Beispiel auch bald die Gastronomen starten dürfen, erweitert sich der Aktionsradius der Kontrolleure doch merklich, oder? Schon, räumt Maier ein. Allerdings müssten sie jetzt in Läden nicht mehr so akribisch unterwegs sein wie am Anfang. Dort wüssten sie ja inzwischen, dass Abstandsstreifen am Boden kleben oder dass Desinfektionsmittel bereit gestellt werden. Derzeit seien sie damit beschäftigt, die Gastronomen vorab über die Schutzmaßnahmen zu informieren, damit dann nächste Woche alles gut anlaufen kann. Stufenpläne sind also auch für den Gemeindevollzugsdienst entlastend.

Die Geschwindigkeit, mit der sich die Verordnungen in letzter Zeit verändert haben, kann Kommunen in Stress versetzen. Gerd Maier nimmt das Beispiel Spielplätze. Bereits wenige Tage nach dem Beschluss haben die Spielplätze am 6. Mai landesweit wieder aufgemacht. So hatten es alle in den Medien vernommen. Allerdings gab es Plätze in Leinfelden-Echterdingen, die am Öffnungstag noch mit einem rot-weißen Flatterband umzäunt waren. Sie waren noch nicht freigegeben, weil es hier und da noch Klärungsbedarf gegeben habe, sagt Maier. Die Absperrbänder waren für viele aber trotzdem kein Hindernis. Sie hatten ja gehört: Die Spielplätze sind offen. „Das sind die Dinge, die es kompliziert machen“, sagt er.