An der Schwarzwaldstraße wollen sich vier Familien den Traum von einer Nachbargemeinschaft erfüllen.

Kaltental - Vier Familien, acht Erwachsene, acht Kinder und ein Traum: Zusammen unter einem Dach leben und durch Gemeinschaft den Alltag erleichtern. An der Schwarzwaldstraße soll dieser Traum der Nachbargemeinschaft 2012, kurz Nage, Realität werden. Die Nage, das sind Frank Hettler und Kerstin Höhfeld, Katharina Vorwald-Karle und Lutz Karle, Martin und Ulrike Bos sowie Annegret und Mark Breitenbücher mit ihren Kindern Marco und Carla, Sebastian und Florian, Anneke und Frieder sowie Max und Ben. Gemeinsam haben sie jenes Gebäude mit der Hausnummer 52 gekauft, in dem einst im Erdgeschoss ein Getränkehändler war. „Wir sind über eine Privatanzeige in der Zeitung an das Grundstück gekommen“, erzählt Frank Hettler, der sich und seine Mitstreiter mit einem Augenzwinkern gern als Anti-Reihenhaus-Fraktion bezeichnet.

 

Rund drei Jahre Suche liegen hinter den Paaren

Frank Hettler war es auch, der mit seiner Frau Kerstin Höhfeld und dem befreundeten Ehepaar Lutz Karle und Katharina Vorwald-Karle die Idee zu einem solchen Projekt hatte. Rund drei Jahre Suche und Planung liegen hinter den Ehepaaren. Knapp 20 Projekte haben sie in den vergangenen Jahren wieder und wieder in Angriff genommen, beinahe ebenso viele Menschen haben sich phasenweise in unterschiedlichen Konstellationen daran beteiligt. Das passende Objekt schienen die Bauherren unter anderem am Killesberg gefunden zu haben. Dort hatte die Stadt Stuttgart einen Wettbewerb für Bauherrengemeinschaften ausgeschrieben. Es sollte jedoch nicht sein, die damalige Gruppe musste anderen den Vortritt lassen.

Unterkriegen ließen sich die Ehepaare mit ihren Kindern dennoch nie. Im vergangenen Jahr dann fand sich nicht nur das Grundstück an der Schwarzwaldstraße, sondern auch die Familie Bos und schließlich auch die Familie Breitenbücher. Erstere sind über den Wohnprojekttag der Stadt Stuttgart auf das Projekt aufmerksam geworden. „Wir haben uns kennengelernt und es hat einfach gepasst“, erinnert sich Martin Bos und fügt hinzu: „Alle acht Kinder sind im gleichen Alter.“

Wenn alles nach Plan läuft, so hoffen die Eltern, dass die älteren Kinder im kommenden Jahr nach den Sommerferien in die Kaltentaler Grundschule eingeschult werden können und die Kleinen Kindergartenplätze bekommen. Derzeit jedoch ist das Projekt ins Stocken geraten, die Statik wird seit Wochen unter die Lupe genommen, weil das Gebäude für die vierte Wohnung aufgestockt werden soll. „Natürlich ist der Baufortschritt auch vom Wetter abhängig“, sagt Ulrike Bos.

Ein Haus mit demokratischem Grundriss

So besonders das Projekt an sich ist, so besonders ist auch die Aufteilung der im Schnitt 120 Quadratmeter großen Wohnungen. „Die unteren beiden Wohnungen gehen diagonal über zwei Etagen“, sagt Martin Bos. Frank Hettler bezeichnet es gern als „demokratischen Grundriss“. Jede Wohnung hat zwar eine eigene Wohnungstür, eine eigene Küche, Bäder und Toiletten.

Der Garten, ein mehr als 60 Quadratmeter großer Gemeinschaftsraum im Untergeschoss, der auch für Veranstaltungen genutzt werden soll, eine Waschmaschine, Trockner, Gefrierschrank und ein Rasenmäher sollen gemeinsam genutzt werden. Zudem ist angedacht, ein Auto gemeinsam zu nutzen. „Die Balkone, die bisher zur Straße ausgerichtet waren, werden künftig auf der Nordseite sein“, sagt Hettler. Auf diese Weise „lebt man in den Garten hinein“. Das Gebäude soll zudem energetisch auf dem neuesten Stand sein. „Unser Ziel ist es, ein energieneutrales Gebäude hinzubekommen“, sagt Hettler.

Freilich verliefen die vergangenen Monate nicht immer reibungslos. Immer wieder standen die Bauherren vor neuen Herausforderungen. Da mussten Fördergelder und Kredite beantragt und Anträge gestellt werden. „Man braucht Biss und Durchhaltevermögen“, sagt Ulrike Bos. Frank Hettler formuliert es so: „Wir hoffen, dass wir Entwicklungsarbeit leisten und der Weg für nachfolgende Familien nicht so schwer wird.“ Einen positiven Nebeneffekt gebe es schließlich auch: „Man wächst als Gemeinschaft noch mehr zusammen“, sagt Martin Bos.