Gemeinsame Spendenaktion von StZ und StN Ein Spendentopf für große und kleine Überlebenspakete

Dank der überwältigenden Solidarität der Leser konnten mit Spenden die Tafelläden, Schüler, Behinderteneinrichtungen, Familienbildungsstätten, Vereine und Chöre sowie Obdachlose in der Krise unterstützt werden. 763 949 Euro gingen auf dem Spendenkonto ein.
Stuttgart - Kurzarbeit, Jobverlust, Insolvenz – ein Ende der Situation ist bislang nicht in Sicht. Als die beiden Benefizaktionen von Stuttgarter Zeitung, „Hilfe für den Nachbarn“ e. V., und Stuttgarter Nachrichten, „Aktion Weihnachten“ e. V., erstmals seit ihrem Bestehen, unter dem Stichwort „Corona-Soforthilfe“ Anfang April einen gemeinsamen Spendenaufruf veröffentlichten, waren zwei Dinge nicht zu ahnen: wie groß die Hilfsbereitschaft der Leser ist, denn über 763 949, 37 Euro gingen auf dem Konto ein. Und andererseits hätte kaum jemand damit gerechnet, dass die Pandemie das gesamte Leben so lange im Griff haben wird.
Grosses Hilfspaket für die Bildung
Erst dieser Tage erreichte die „Corona-Soforthilfe“ eine weitere Großspende der Adolf-Leuze-Stiftung in Höhe von 25 000 Euro. Auch die Bauder-Stiftung hat die StZ- und StN-Aktion mit 20 000 Euro unterstützt. Der weit überwiegende Teil der Spenden aber kam durch die Leser der beiden Stuttgarter Zeitungen zusammen. So hat Katja Haag durch den Verkauf von selbst genähten Mund-Nasen-Schutz-Masken in ihrer Physiotherapiepraxis 2300 Euro überwiesen.
Insgesamt wurden bisher 575 604 Euro ausgegeben. Das Spektrum, für das die Spenden verwendet wurden, ist genauso breit wie die Auswirkungen der Pandemie. In Abstimmung mit den karitativen Einrichtungen, mit denen die Corona-Soforthilfe zusammenarbeitet, wurden Unterstützungspakete unterschiedlichster Größe geschnürt. So ziemlich das größte ging in den Bildungsbereich: 500 Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien oder aus Einrichtungen der Jugendhilfe mit wurden im April und Mai mit Laptops, Tablets und Druckern für den Online-Unterricht ausgestattet. Auch Seniorenheime und Wohngruppen für Behinderte erhielten Tablets, damit die Bewohner und Bewohnerinnen während der Besuchssperre wenigstens digital Kontakt zu ihren Angehörigen halten konnten.
Sportvereine und Chöre sind gebeutelt
Die Tafelläden in Stuttgart, Fellbach und Filderstadt konnten mit Spenden in namhafter Höhe zu Beginn der Pandemie am Laufen gehalten werden. Wegen der Sicherheitsauflagen mussten die Öffnungszeiten reduziert werden, Mitarbeiter, die der Risikogruppe angehören, mussten ihren Job dort aufgeben und dies führte dazu, dass nur noch rund die Hälfte der Kunden in den Läden günstig einkaufen konnte. Sportvereine und Chöre erhielten eine finanzielle Unterstützung, denn die Einnahmeverluste wegen abgesagter Veranstaltungen und Trainingscamps waren bedrohlich. So kann der Sportkreis Stuttgart nun in den Brennpunktgebieten die Mitgliedsbeiträge von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch die Spende selbst übernehmen und so Kündigungen abwenden. Die Hilfe für die Sportvereine ist unter sozialen Aspekten wichtig, denn sie wirken integrativ.
Ähnlich ist es bei den Chören des Schwäbischen Chorverbandes, die zahlreiche anspruchsvolle Projekte für Kinder und Jugendliche im Programm haben. Sie konnten ihre Aktivitäten nach mehreren Woche Pause unter strengen Sicherheitsauflagen wieder starten. Dazu mussten zusätzliche pädagogische Kräfte engagiert werden, denn singen ist bis auf weiteres nur in kleinen Gruppen möglich.
Hohe Sachkosten durch die Pandemie
Der Kinderschutzbund bat um Unterstützung für Kreativangebote: Während des Lockdown verteilten die Mitarbeitenden Spiele, Bücher und Gärtner-Sets für den Balkon, um die ihnen bekannten, gefährdeten Familien für gemeinsame Aktivitäten zu motivieren. Stark gebeutelt durch die Coronakrise sind auch die Familienbildungsstätten: In Waiblingen geht es trotz Kurzarbeit und einem Soforthilfekredit ums Überleben. Hier konnte die Corona-Soforthilfe mit einer großen Spende die Existenz der Einrichtung sichern.
Das Stuttgarter Haus der Familie benötigte Hilfe für den Kauf von Sachmitteln: Desinfektionsmittelspender haben ihren Preis und die veränderte Situation machte zusätzliche technische Installationen notwendig, damit beispielsweise Mutter-Kind-Angebote digital weiterlaufen können. Die privat initiierte Künstler-Nothilfe Stuttgart erhielt eine Unterstützung, denn Solo-Selbstständige und Studenten trifft die Pandemie extrem hart: Festivals und Konzerte sind gestrichen. Den Studierenden gingen Verdienstmöglichkeiten zum Beispiel in der Gastronomie verloren und Ferienjobs gibt es fast keine.
Ferienfreizeiten für arme Kinder fallen aus
Und dann gab und gibt es zahlreiche Bitten um eine kleine Unterstützung: Beispielsweise im Blick auf Carepakete für Wohnungslose und Menschen, die sich im Drogensubstitutionsprogramm befinden. Für sie fielen die günstigen öffentlichen Essensangebote weg. Auch Wohngruppen für Behinderte standen durch die Abstandsregeln vor Problemen. So konnte das Behindertenzentrum Dank der Corona-Soforthilfe Gartenmöbel anschaffen, damit sich die Bewohner und Bewohnerinnen an der frischen Luft aufhalten können. Die Lebenshilfe benötigte Hilfe bei der Einrichtung eines WLAN-Anschlusses.
Für Kinder und Jugendliche, die in Einrichtungen der Jugendhilfe leben müssen, fallen in diesem Sommer alle Ferienfreizeiten flach. Hier konnte die Corona-Soforthilfe mit kleinen Beträgen manche Träne trocknen – denn mit einem Zuschuss können die Wohngruppen jetzt Tagesausflüge und Besichtigungen machen.
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