Viele Ehepaare unterschiedlicher Konfessionen sollen das Abendmahl nach Einzelfallprüfungen künftig gemeinsam in katholischen Kirchen empfangen können. Ein Schritt in Richtung Ökumene, der von Protestanten begrüßt wird.

Ingolstadt - Nach jahrzehntelangem Zwist um ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten haben sich die deutschen katholischen Bischöfe zu einer Mini-Reform durchgerungen. Bei ihrer Vollversammlung in Ingolstadt beschlossen sie am Donnerstag (22. Februar) , dass Ehepaare unterschiedlicher Konfessionen künftig im Einzelfall gemeinsam an Eucharistiefeiern teilnehmen dürfen. Die Entscheidung werde vor Ort in den Gemeinden getroffen, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zum Abschluss der Bischofskonferenz in Ingolstadt.

 

Aufregerthema unter Christen

Die Diskussion über ein gemeinsames Abendmahl ist seit Jahrzehnten ein Aufregerthema zwischen Katholiken und Protestanten. Viele konfessionsverschiedene Ehepaare fordern schon lange eine Reform. Bislang konnten Protestanten bei den Katholiken quasi nur inkognito am Abendmahl teilnehmen. Künftig soll dies also auch ganz offiziell möglich sein, allerdings nur im Einzelfall und unter Auflagen. Marx betonte, jeder Fall müsse für sich betrachtet werden, bei der Reform handele sich um keine generelle oder „dogmatische“ Lösung.

Schritt in Richtung Ökumene

Dennoch wird der Beschluss der Bischofskonferenz als Zeichen in Richtung Ökumene gewertet, angesichts der schrumpfenden Relevanz der Kirchen letztlich auch als praktischer Schritt hin zu den Menschen, die im Glauben verwurzelt sind. Marx selbst begründete die Entscheidung auch mit dem hohen Anteil „konfessionsverschiedener Ehen und Familien in Deutschland“, bei denen die katholische Kirche eine herausfordernde und dringende pastorale Aufgabe erkenne.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) begrüßte den Beschluss als „wichtigen Schritt auf dem Weg der Ökumene“. „Für Menschen, die nicht nur ihren Glauben an Jesus Christus, sondern auch ihr Leben miteinander teilen, stellt das eine echte Erleichterung dar“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.

Abendmahl oder Eucharistie?

Die Katholische Kirche spricht von der Eucharistie, in der die Gläubigen die Kommunion empfangen (von lateinisch „communio“, Gemeinschaft). Durch die Einsetzungsworte des Priesters im Hochgebet der Messe wird das Brot zum Leib und der Wein zum Blut Christi gewandelt (sogenannte Transsubstantiation, lateinisch für Wesensverwandlung).

Martin Luther war der Auffassung, dass Christus in Brot und Wein körperlich zugegen ist (die sogenannte Realpräsenz). Nach reformiertem Verständnis (Zwingli, Calvin) ist das Abendmahl nur ein Zeichen (Symbol) für die Gegenwart Gottes. Die evangelischen Kirchen sprechen statt von Eucharistie von Abendmahl, um den Zusammenhang der Feier mit dem letzten Mahl Jesu deutlich zu machen.

Während in der Katholischen Kirche die Eucharistie fester Bestandteil eines jeden Gottesdienstes ist, feiern Protestanten das Mahl weniger häufig, aber wenigstens einmal im Monat.