Weil die Zahl der Schüler für eine gymnasiale Oberstufe laut Hochrechnungen nicht ausreicht, will die Stadt Waiblingen keinen Antrag für eine Sekundarstufe II an der Gemeinschaftsschule in Neustadt stellen.

Waiblingen - An der Friedensschule in Waiblingen-Neustadt wird es bis auf Weiteres keine Möglichkeit geben, das Abitur zu machen. Einstimmig, mit einer Enthaltung, haben die Mitglieder des Bildungsausschusses am Mittwochabend beschlossen, dass die Stadt den dafür nötigen Antrag zur Einrichtung einer Sekundarstufe II nicht stellen soll.

 

Eine herbe Enttäuschung für Daniela Gauß, die sich in der Bürgerfragestunde zu Wort meldete. „Viele Eltern hatten die Hoffnung, dass ihre Kinder an der Friedensschule Abitur machen können“, sagte die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende der ehemaligen Realschule, die im Schuljahr 2014/2015 zur Gemeinschaftsschule geworden war – unter anderem mit dem Ziel, künftig sämtliche Abschlüsse anbieten zu können.

Ungünstige Prognose

„Die Voraussetzungen für die Einrichtung einer Sekundarstufe II an der Friedensschule sind derzeit nicht erfüllt“, lautet das Fazit der Stadtverwaltung zu diesem Thema. Die Prognose für die Schülerzahlen habe ergeben, dass die für die Klasse 11 nötige stabile Zahl von 60 Schülern wohl nicht erreicht werden könne, erläuterte Erika Schwiertz, die Leiterin des Fachbereichs Bildung und Erziehung. Von der Friedensschule selbst könne man voraussichtlich maximal 30 Schülerinnen und Schüler anrechnen, also nur die Hälfte der erforderlichen Menge. Die Schule wäre also darauf angewiesen, dass etliche Schüler aus Nachbarkommunen wie Fellbach oder Korb nach Neustadt kommen. „Wir gehen aufgrund der Stellungnahmen davon aus, dass keine öffentlich-rechtlichen Verhandlungen mit Umlandgemeinden zustande kommen“, sagte Schwiertz jedoch weiter und ergänzte: „Das Staatliche Schulamt ist zum selben Ergebnis gekommen.“

„Heißt das jetzt, dass auch das Schulamt zurückrudert, das bis letztes Jahr noch dafür war?“, wollte der Gemeinderat Siegfried Bubeck (FW-DFB), selbst Rektor, wissen. Die Erste Bürgermeisterin Christiane Dürr sagte, das Land, das Regierungspräsidium und das Staatliche Schulamt Backnang hätten auch angesichts der derzeitigen Situation, in der die Unterrichtsversorgung in den Pflichtfächern knapp sei, „überdeutlich gemacht“, dass man „kein zusätzliches Lehrpersonal für eine neue Struktur aufbieten will. Wir können derzeit nicht anders handeln.“

Anfrage „wohlwollend geprüft“

Der stellvertretende Schulamtsleiter Roland Jeck erklärte auf Nachfrage, das Schulamt habe die Angelegenheit nach den landesweiten Kriterien „wohlwollend geprüft“. Das Schulamt sei nicht generell gegen eine Sekundarstufe II an der Friedensschule. Aber die Hochrechnungen hätten ergeben, dass die benötigten Schülerzahlen von Jugendlichen mit der Leistungsstufe „Erweitertes Niveau“ in Waiblingen nicht vorhanden seien.

„Wir brauchen 60 Schüler mit E-Niveau und die sind unheimlich schwer zu erreichen“, sagte Jeck: „Landesweit gibt es nur wenige Schulen, die es schaffen, die nötigen Zahlen zu erreichen.“ Mit den Umlandgemeinden müssten daher bestimmte Vereinbarungen getroffen werden. Aber bei Gesprächen, zu denen alle Kommunen im Kreis zusammenkommen, „gab es keine Signale, dass man da maßgeblich in die Initiative geht“. Gabriele Gollnick, die Schulleiterin der Friedensschule, wollte die Entscheidung, von einer Antragstellung abzusehen, gegenüber unserer Zeitung nicht kommentieren.