Die Theodor-Heuglin-Schule wird in absehbarer Zeit nicht um eine gymnasiale Oberstufe erweitert – obwohl die Räte grundsätzlich mehrheitlich hinter der Überlegung stehen.

Es kommt äußerst selten vor im Ditzinger Gemeinderat, dass ein Abstimmungsergebnis auf dem Papier so wenig Aussagekraft hat über die vorausgegangene Diskussion, wie in diesem Fall: Einstimmig sprach sich der Ausschuss für Finanzen, Kultur und Soziales gegen die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe an der örtlichen Theodor-Heuglin-Gemeinschaftsschule aus. Mit Ausnahme der Unabhängigen Bürger begründeten die Fraktionen ihr Nein zum Vorstoß aus dem Jugendgemeinderat nicht mit der Ablehnung des Ansinnens an sich. Sie lehnten ab, weil die Schule dafür zwingend erweitert werden müsste.

 

Die Theodor-Heuglin-Schule platzt schon jetzt aus allen Nähten – und das, obwohl sie erst erweitert worden war. Der scheidende Schulleiter Jörg Fröscher – selbst seit jeher ein Befürworter der gymnasialen Oberstufe – machte deutlich, dass die Schule schon heute überbelegt sei. „Für eine vierte fünfte Klasse haben wir keinen Raum.“ Das Schulamt würde in diesem Fall die Schülerströme lenken – die nächste Gemeinschaftsschule befindet sich aber in Schwieberdingen. Abgesehen davon gäbe es aber „für eine vierte Klasse keine Lehrerversorgung“. Schon jetzt, so Fröscher, sei keine Gemeinschaftsschule im Landkreis entsprechend den Vorgaben versorgt. „Wir sind alle im Minus.“ Er mache sich zunehmend Gedanken, wie man weitermachen solle, führte Fröscher weiter aus.

Nach dem Erfolg des Tags der offenen Tür blicke er nun auf das Anmeldeverfahren in der kommenden Woche. „Mir ist bange, ob wir nicht zum ersten Mal Schülerinnen und Schüler ablehnen müssen.“ Die Auswahlkriterien sind freilich klar definiert: Vorrang haben Schüler aus Ditzingen, danach Gerlinger Kinder. Die Schule gehört zum Einzugsbereich der Stadt am Fuß der Solitude. Erst danach würden Kinder aus weiter entfernten Orten aufgenommen. Kinder aus Höfingen etwa wären im Zweifelsfall die ersten, die abgelehnt werden müssten.

Bereits heute sind mehrere Räume zu zusätzlichen Klassenzimmern umfunktioniert. Fröscher begründete die Raumnot unter anderem mit dem „sehr, sehr guten Ruf der Schule“, dem Umdenken der Eltern, wenn sie sich mit der Zukunft ihrer Kinder befassten, sowie dem Bedarf an Vorbereitungsklassen. 70 Kinder mit Fluchterfahrung werden in Willkommensklassen auf den Unterricht vorbereitet – was drei zusätzliche Klassen bedeutet. Der eigentliche Grund für den Platzmangel an der eben erst für rund 30 Millionen Euro modernisierten Schule ist laut Fröscher allerdings ein anderer. Die Erweiterung sei auf Basis von Statistiken des Landesamtes genehmigt und gebaut wurden, die sich später, so der Schulleiter, „als nicht haltbar“ erwiesen hätten: Die Schülerzahlen liegen deutlich höher als prognostiziert.

Die Schule war vor mehr als einem Jahrzehnt geplant worden. „2012 wurde sie zweieinhalbzügig genehmigt“, sagt Fröscher. Das bedeutet, dass alle zwei Jahre eine dritte Klasse pro Jahrgang eingerichtet wird. Für diese Planung erhielt die Stadt einen Baukostenzuschuss. Aber selbst wenn der Raum heute ausreichend wäre, fehlten die Lehrer. Denn das Land habe auf Basis dieser Prognose auch Tausende Lehrer eingespart.

Laut der Stadt haben derzeit neun der über 300 Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg eine gymnasiale Oberstufe. Gemeinschaftsschüler, die das Abitur machen wollen, wechseln im Anschluss an ein allgemeinbildendes oder insbesondere auch an ein berufliches Gymnasium. Im Bestand hat die Theodor- Heuglin-Schule zu wenige Schüler für eine gymnasiale Oberstufe, sie müsste also von Grund auf wachsen. Auch darauf hatte die Verwaltung verwiesen – ehe der Antrag des Jugendgemeinderats abgelehnt wurde.