Die junge Schulart Gemeinschaftsschule ist zu wenig in den Blick genommen worden und vielen Eltern unbekannt. Kein Wunder, dass sie sich im Wettbewerb um Schüler schwer tut, meint Lokalredakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Es ist sicher kein Zufall, dass nicht nur in Stuttgart, sondern auch landesweit das Interesse an der Gemeinschaftsschule nachgelassen hat. Mehrere Gründe dafür liegen auf der Hand. Der wichtigste dürfte sein, dass viele Eltern die Besonderheiten dieser jungen Schulart nicht kennen und schon deshalb lieber auf die altbekannten Schularten setzen – allen voran das Gymnasium. Und da natürlich besonders gern auf das G9. Oder auf die Realschule, die über das berufliche Gymnasium ebenfalls den Weg zum Abitur ermöglicht – aber auch ganz klassisch den Mittleren Bildungsabschluss und seit Kurzem sogar den Hauptschulabschluss. Quasi ein Alleskönner.

 

Und was kann die Gemeinschaftsschule? Wie anschlussfähig deren Absolventen sein werden, ist noch nicht raus, da es noch keine gibt. Auch dies könnte für manche Eltern ein Grund sein, lieber auf andere Schularten auszuweichen. Fest stehen die Unterscheidungsmerkmale: Zu den Besonderheiten der Gemeinschaftsschule gehört, dass es dort keine Noten gibt, die Schüler ihr Leistungsniveau selber festlegen, dass Inklusionskinder zum Konzept gehören und dass für alle Schüler, auch für die älteren, der Ganztagsunterricht verpflichtend ist. Der letztgenannte Punkt könnte auf Familien und vor allem ältere Jugendliche abschreckend wirken. Auch konnte der Ausbau der Schulmensen mit dem Wachstum der Gemeinschaftsschulen nicht zeitgleich mithalten.

Die junge Schulart ist noch kein Selbstläufer

Hinzu kommt, dass das Bildungskonzept auch inhaltlich noch Schwächen hat: So lässt sich weder die Zusammensetzung der Schülerschaft und deren Leistungsvermögen noch die des Lehrerkollegiums wirklich steuern. Wie sich bereits zeigt, ist es in gefragten Fächern wie Mathe schwer, Gymnasiallehrer an Gemeinschaftsschulen zu locken, zumal sie dort mehr Wochenstunden unterrichten müssen als an Gymnasien. Nicht zuletzt aber ist die noch junge Schulart, die von sehr engagierten Pädagogen betrieben und mitentwickelt wird, seit dem Regierungswechsel von Grünrot auf Grünschwarz praktisch kaum noch beworben worden. Auch wenn sich Kultusministerin Eisenmann auf Nachfrage auch zur Gemeinschaftsschule bekennt, so ist doch klar, dass diese Schulart noch kein Selbstläufer ist. Auch in Stuttgart nicht.