Viele junge Menschen sind in Sachen Online-Dating enttäuscht und frustriert. Auch Laura aus dem Landkreis Ludwigsburg hat mit Tinder und Co. schlechte Erfahrungen gemacht. Wieso sie trotzdem glücklich ist, sich auf die Apps eingelassen zu haben.
Chatten, streamen, posten – für die Generation Z, geboren zwischen 1995 und 2010, sind das alles keine Fremdwörter. Sie sind mit dem Smartphone aufgewachsen. Romantische Beziehungen über das Internet zu suchen, ist für sie normal, seitdem sie überhaupt Beziehungen führen.
Auch die 23-jährige Studentin Laura aus dem Landkreis Ludwigsburg probierte Dating-Apps aus. Dabei machte sie aber nicht nur gute Erfahrungen.
Dating-Apps waren während der Pandemie sehr beliebt
Mit 19 meldete sie sich zum ersten Mal auf der Datingplattform Tinder, später auch auf Bumble an und erstellte sich jeweils ein Profil. Damals war die Schule wegen der Coronapandemie geschlossen und sämtliche Veranstaltungen wurden abgesagt. Dating-Apps boten für sie daher eine gute Alternative, um Menschen kennenzulernen. Später suchte sie gezielt nach einer festen Beziehung. „Das habe ich auch in meinem Profil direkt klar gemacht“, sagt Laura. Doch viele Männer ignorierten ihre Angaben und schickten stattdessen anzügliche Nachrichten. Einige versuchten sogar, sie zu überreden, Nacktbilder zu senden. „Es ist wirklich dreist, eine fremde Frau überhaupt danach zu fragen“, sagt die 23-jährige Studentin heute.
Wenn sie nicht darauf einging, wurde ihr oft nicht mehr geantwortet. Zudem erhielt sie so viele Nachrichten, dass sie gar nicht alle beantworten konnte. „Das hat mich richtig gestresst.“ Ließ sie sich mit einer Antwort Zeit, wurde sie teils mit wütenden Reaktionen konfrontiert. Und auch bei einem Treffen sei ein Mann übergriffig geworden: „Das hat mich lange sehr verunsichert.“
Junge Menschen nutzen immer immer weniger Online-Dating
Die Studentin ist mit diesen Erfahrungen nicht allein. Eine Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2023 zeigt, dass die Hälfte aller Frauen unter 50 auf Online-Dating-Plattformen bereits unerwünschte Nachrichten oder Bilder erhalten haben. Mehr als jeder zehnten Frau wurde in Chat-Nachrichten mit körperlicher Gewalt gedroht, berichtet die britische Tageszeitung Financial Times.
Das Marktforschungsunternehmen Mintel beschreibt ein starkes Geschlechterungleichgewicht auf den Plattformen. Demnach haben 47 Prozent der Männer im Alter von 18 bis 34 Jahren im Vereinigten Königreich bereits eine Dating-App genutzt, während es bei den Frauen derselben Altersgruppe nur 25 Prozent sind. Das führe dazu, dass Männer es schwerer haben, eine Partnerin auf den Plattformen zu finden, während Frauen mit Nachrichten überhäuft werden. Am Ende seien unterm Strich beide Seiten enttäuscht.
Die Zahl der monatlichen Nutzer und Nutzerinnen ist auf der Dating-App Tinder seit dem Ende der Coronapandemie kontinuierlich gesunken, berichtet die Financial Times. Auch der Aktienkurs der Match Group, dem Unternehmen zu dem Tinder neben zahlreichen anderen Online-Dating-Plattformen gehört, fällt seit Monaten. Der Branchenkonkurrent Bumble kämpft ebenfalls. Laut dem Wirtschaftsmagazin Business Insider hat die Aktie des Unternehmens in den vergangenen drei Jahren über 91 Prozent ihres Wertes verloren. Besonders junge Menschen scheinen inzwischen weniger Interesse an Online-Dating zu haben.
Nicht nur im Internet machen Frauen schlechte Erfahrungen mit Männern
Auch Laura hat sich schon mehrmals von Tinder abgemeldet. Sie war oft verzweifelt und wütend über das Verhalten mancher Männer auf den Plattformen. Sie gab die Hoffnung aber nicht auf und wollte weiter nach einer Beziehung suchen.
„Ob online oder nicht – Frauen können überall schlechte Erfahrungen und übergriffiges Verhalten erleben“, sagt sie, weshalb sie der Online-Partnersuche noch einmal eine Chance gab. Ihr war es dabei besonders wichtig, klare Grenzen zu setzen. Zu ihrem Schutz traf sie sich ausschließlich an öffentlichen Orten und informierte immer ihre beste Freundin über ihre Verabredungen und hielt sie auch während dem Date auf dem Laufenden. „Zu wissen, dass jemand Bescheid weiß, wo ich bin, hat mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben.“
Mittlerweile nutzt Laura keine Dating-Apps mehr. Denn vor einem Jahr lernte sie ihren heutigen Freund über Bumble kennen. Sie schrieben sich Nachrichten, tauschten Sprachnachrichten aus, telefonierten und verabredeten sich schließlich zu einem Date. Bei ihrem Treffen fühlte sie sich dann entspannt. „Ich hatte das Gefühl, wir kennen uns schon“, sagt sie. Mit Online-Dating hat sie neben Enttäuschung also auch schöne Erfahrungen gesammelt. Schlussendlich hat es bei ihr doch „gematcht“.
Online-Dating
Tinder
Die Dating-App hat laut eigenen Angaben etwa 50 Millionen Nutzer weltweit. Nutzer können die Profile anderer ansehen und per Wischbewegung entscheiden, ob sie interessiert sind. Entsteht ein „Match“, also gegenseitiges Interesse, können sie miteinander chatten und sich verabreden.
Alternativen
Neben Tinder gibt es eine Vielzahl verschiedene Anbieter für verschiedene Zielgruppen und Interessen mit unterschiedlichen Funktionen. Bumble ist beispielsweise eine App, bei der Frauen den ersten Schritt machen und Männern eine Nachricht schreiben sollen.