Der 25 Jahre alte Nürtinger Stadt- und Kreisrat Michael Medla führt künftig die SPD-Fraktion im Esslinger Kreistag. Der Jurist löst Sonja Spohn ab, die das Amt 18 Jahre lang inne hatte.

Köngen - „Ja, dann werde ich noch einmal begrüßen“, sagt Sonja Spohn mit Blick in die Runde der Pressevertreter. Damit ist klar, was sie im nächsten Atemzug bekannt geben wird. Sie begrüßt nicht mehr als Fraktionsvorsitzende der SPD im Esslinger Kreistag. Nach 18 Jahren an der Spitze der Sozialdemokraten hat sie ihr Amt zur Verfügung gestellt. Die auf 15 Mitglieder geschrumpfte Fraktion der Sozialdemokraten hat in ihrer ersten Sitzung nach der Kommunalwahl den 25 Jahre alten Nürtinger Kreis- und Gemeinderat Michael Medla einstimmig zu Spohns Nachfolger gewählt.

 

„Es war mir eine Ehre“, sagt Sonja Spohn, die mit ihren 65 Jahren auch ihren Brotberuf als Schulleiterin eines Stuttgarter Gymnasiums an den Nagel hängt. Demokratie lebe vom Wechsel, sagt sie und sichert ihrem Nachfolger zu, als Mitglied im Fraktionsvorstand dessen Arbeit unterstützend zu begleiten. Sie bleibt an Bord, wohl auch, weil sie das Ergebnis der Kreistagswahl vom 26. Mai, bei der die SPD vier Sitzen ihrer bisher 19 Sitze eingebüßt hat, als ungerecht empfindet. „Das Ergebnis trägt unserer Arbeit im Kreis Esslingen nicht Rechnung“, sagt sie, die sie den Sprung in den Kreistag lediglich über ein Ausgleichsmandat geschafft hat.

Der Nachfolger soll es richten

Jetzt soll es ihr Nachfolger richten. Michael Medla habe in den vergangenen fünf Jahren im Kreistag seine Kompetenz unter Beweis gestellt, sagt die scheidende Chefin. Zudem habe er im Wahlkreis Nürtingen ein tolles Ergebnis im Rücken. Im Nürtinger Gemeinderat ist Michael Medla zudem Stimmenkönig.

„Die Wahl zum Fraktionsvorsitzenden ist für mich ein Vertrauensbeweis – ganz persönlich, aber auch als Mitglied der jungen Generation“, revanchiert sich Medla, der zuvor schon als Pressesprecher der Kreistags-SPD Erfahrung gesammelt hat. Mit dem Generationswechsel an der Spitze habe die Fraktion ein Zeichen gesetzt. „Ich verstehe mich einerseits als Sprachrohr der jungen Generation, aber auch als Katalysator, der die jugendspezifischen Themen in den Kreistag einspeisen wird“, sagt der neue Fraktionschef.

Inhaltlich will Medla ganz auf die sozialdemokratische Kernkompetenz setzen. „Wir wollen Stimme sein für diejenigen, die selbst nicht gehört werden“, sagt er. Chancengleichheit, soziale Teilhabe, Bildung und Gesundheitsvorsorge stünden ganz oben auf dieser Werteskala.

Mobilität als Daseinsfürsorge

Bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit reklamiert Medla die Urheberschaft nicht für sich, aber: „Wir wollen die Lastenverteilung sozialdemokratisch durchbuchstabieren und die Lösungen nicht einer Partei überlassen.“ Bei den Themen Verkehr und Mobilität habe der Kreistag einen starken Hebel in der Hand. „Die VVS-Tarifreform ist der erste Schritt gewesen. Jetzt muss das Ein-Euro-Ticket folgen“, stellt Medla fest. Mobilität sicherzustellen sei Daseinsfürsorge. Die soziale Frage dürfe in dieser Auseinandersetzung aber nicht missbraucht werden, um Automobilwirtschaft und Flugverkehr zu schützen. „Sozial ist nicht, jedem zu garantieren, dass er für 29,90 Euro nach Mallorca fliegen kann“, assistiert der Wendlinger Bürgermeister Steffen Weigel, der in der Fraktionssitzung am 1. Juli in den Vorstand gewählt wurde.

In gleicher Sitzung sind der SPD-Landtagsabgeordnete Nicolas Fink und die ehemalige Landtagsabgeordnete Sabine Fohler zu den Stellvertretern Medlas gewählt worden. Sonja Spohn komplettiert den Fraktionsvorstand. Als Ausschusssprecher im Kreistag amtieren Steffen Weigel (Verwaltungs- und Finanzausschuss), Klaus Herzog (Ausschuss für Technik und Umwelt), Christof Bolay (Kultur- und Schulausschuss), Solveig Hummel (Sozialausschuss) und Angelika Matt-Heidecker (Jugendhilfeausschuss).