Das seit Mai 2015 bestehende genossenschaftlich betriebene Geschäft in der Ortschaft Schlichten wird von den Bürgern gut angenommen. Trotzdem will das Vorstandsteam mit Aktionen den Umsatz noch weiter steigern.

Schorndorf - Wer Skeptiker der Idee eines Dorfladens für eine 850-Einwohner-Ortschaft ist, der sollte mal einen Vormittag im neu gegründeten Dorfladen in Schorndorf-Schlichten verbringen. Ruhepausen gibt es für die Kassiererin nur wenige. Es vergehen keine fünf Minuten, bis der nächste Kunde im Laden steht und ihn später mit Brezeln, einer Zeitung oder Toilettenpapier wieder verlässt. „In den ersten Monaten wurde hier sehr viel eingekauft“, bestätigt der Vorstandschef der Genossenschaft Max Mayer.

 

Seit Ende Mai des vergangenen Jahres hat Schlichten wieder ein Lebensmittelgeschäft – gut 15 Jahre, nachdem das letzte Lädchen im Ort geschlossen hatte. Als sich vor zwei Jahren eine Gruppe zusammentat, um dies genossenschaftlich zu verändern, bekam das Projekt von vielen Seiten Unterstützung. Mehr als 200 Familien traten der Genossenschaft bei und brachten das nötige Startkapital ein. Das Land gab Geld aus dem Entwicklungsprogramm „Ländlicher Raum“. Dass die Stadtwerke Schorndorf für den 115-Quadratmeter-Flachdach-Neubau ein Grundstück in Erbpacht abtraten, erwies sich als überaus günstig für das Projekt. „Wir müssen im Moment monatlich weniger aufbringen, als wenn wir Miete bezahlen müssten“, sagt Max Mayer.

Ein ganzes Team aus Ruheständlern und anderen Aktiven hat sich seither in die Finessen des Einzelhandels eingearbeitet, auch ethische Grundsätze spielen im Dorfladen eine Rolle. „55 Prozent unserer Waren stammen von regionalen Lieferanten“, erklärt Mayer. Während manche Produkte aus dem ersten Sortiment gut liefen, mussten die Schlichtener in anderen Bereichen nachjustieren. Die Zahl der Nudelsorten wolle man künftig reduzieren, sagt Mayer beispielsweise, und auch beim Einkauf der Schokoladen-Nikoläuse habe man sich vertan: „Wir können nicht mehr verkaufen, als es in Schlichten Kinder gibt.“ Ladenhüter, so erklärt Mayer, seien für Einzelhändler „totes Kapital“, und wenn es verderbe, nur noch ein Posten zum Abschreiben.

Ausgezahlt hat sich indes, dass die Schlichtener Genossenschaft auf moderne Technik gesetzt hat. Möchte eine Verkäuferin Ware nachbestellen, muss sie nur den am Regal angebrachten Barcode einscannen. Petra Elser, die als Verkäuferin angestellt ist, gefällt ihr Job. „Das hier ist sehr abwechslungsreich“, sagt sie, „vielseitiger, als nur an einer Kasse zu sitzen.“

Dass der Laden sich nicht direkt an der Hauptstraße befinde, habe sich nicht als Nachteil herausgestellt, sagt Max Mayer. Durch die Nähe zum Kindergarten machten viele Mütter einen Abstecher ins Geschäft, wenn sie ihre Kinder dorthin bringen oder abholen. Dass ein Gewerbegebiet dahinter liege, führe dazu, dass Lieferanten, Handwerker oder Paketboten sich im Laden schon mal ein Vesper abholten oder gar eine Pause an den Stühlen und Tischen einlegten, die im Winter neben den Kassen und im Sommer vor dem Laden stehen. Auch eine Gymnastikgruppe nutze das Lebensmittelgeschäft nach dem Sport für eine Kaffeepause, erzählt Mayer. „Wir wollen für diesen Tag zu den üblichen Backwaren noch Kuchen besorgen“, kündigt er an.

Was die Umsätze betrifft, so liegt die Genossenschaft nach Mayers Angaben ungefähr in jenem Bereich, den man sich vorgenommen hat. „Wir möchten jedoch die Umsätze noch um zehn Prozent steigern“, kündigt der Finanzvorstand Wilhelm Striefler an. Möglich machen sollen dies Aktionen an Samstagen, etwa Fisch-Häppchen zum Probieren oder Kostproben von neuem Wein und Zwiebelkuchen im Herbst. Das rufe nicht nur das Interesse der Kunden hervor, es bringe auch zusätzliche Umsätze im Laden. „An solchen Tagen verkaufen wir für 400 Euro mehr als üblich“, sagt Mayer.

Von einer Gutsle-Aktion des Dorfladens hat zudem der örtliche Kindergarten profitiert. Der Erlös von 260 Euro, die für ein neues Klettergerüst bestimmt sind, übergaben die Vorstandsleute an die Kindergartenleiterin Ilka Tatzig. Diese lobt das neue Geschäft. „Auch wenn wir hier im Kindergarten etwas brauchen, können wir es nun dort kurzfristig holen“, sagt sie.