Manche Banken funktionieren nach dem Genossenschaftsprinzip, auch auf den Fildern. Um Mitglied zu werden, zeichnet man Anteile, für die es eine Dividende von aktuell rund vier Prozent gibt. Eine Alternative in Niedrigzinszeiten?

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder/Stuttgart - Die Deutschen sparen in Coronazeiten kräftig. Laut einer Studie der DZ Bank haben die Deutschen 2020 rund 100 Milliarden Euro mehr zurückgelegt als 2019. Eine Berechnung der Deutschen Bundesbank kommt mit 108 Milliarden Euro auf ähnliche Zahlen. Weil die Bundesbürger als eher risikoscheue Sparer gelten, liegt viel Geld auf Giro-, Spar- oder Tagesgeldkonten. Obschon es dafür keine oder kaum Zinsen gibt. Genossenschaftsbanken bieten eine weitere Form der Anlage. Man kann Genosse werden, indem man Anteile erwirbt; die bringen eine jährliche Dividende von rund vier Prozent und ein gewisses Mitspracherecht. Verzeichnen Genossenschaftsbanken in Niedrigzinszeiten Zulauf?

 

Auf den Fildern gibt es mehrere Geldinstitute, die nach dem Genossenschaftsprinzip operieren. Zum Beispiel die kleine Echterdinger Bank mit nur einer Filiale. Insgesamt hat die Bank aktuell knapp 2300 Genossen. Damit „ist ungefähr jeder fünfte Echterdinger und jeder zweite Kunde Mitglied unserer Genossenschaft“, sagt Dietmar Schmid, einer der beiden Geschäftsführer. In den zurückliegenden Jahren sind um die vier Prozent Dividende ausgeschüttet worden, 2010 waren es sogar sechs Prozent. Vergangenes Jahr haben die Genossen auf eine Ausschüttung verzichtet. Die Bankenaufsicht habe den Banken geraten, ihr Geld zunächst zusammenzuhalten, die Mitgliederversammlung, also die Genossen, haben das im Oktober 2020 abgesegnet.

Vierprozentige Dividende entspricht Bundesdurchschnitt

Die vierprozentige Dividende in Echterdingen entspricht dem Bundesdurchschnitt. Nach Angaben des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken haben die deutschen Genossenschaftsbanken für 2019 durchschnittlich vier Prozent ausgeschüttet. Allerdings ist die Zahl der Anteile meist begrenzt. Bei der Echterdinger Bank kann man zum Beispiel nur einen Anteil à 250 Euro zeichnen.

Schmid betont, dass sich Genossenschaft und Gewinnabsichten beißen. „Der reine Kapitalanleger möchte eine möglichst hohe Gewinnbeteiligung“, erklärt er. „Dies würde in der Konsequenz für uns bedeuten, dass wir höhere Erträge mit unseren Kunden generieren müssten.“ Und weil die Genossen gleichzeitig Kunden sind, „sehen sie das Gesamtpaket“, sagt Schmid. Wenn sich also jemand nur für die Rendite interessiere, „blocken wir das ab“, sagt der Echterdinger Genossenschaftsbanker. Wer bei der Bank Genosse werden will, muss nicht zwangsläufig im Geschäftsgebiet – also Echterdingen – wohnen. „Es ist die aktive Geschäftsbeziehung, der Wohnort ist nicht entscheidend“, erklärt Schmid. „Im Zeitalter der Digitalisierung kann unser Kunde nach Hamburg oder Novosibirsk umziehen und trotzdem unser Kunde und Mitglied bleiben.“

Genosse kann nur werden, wer im Geschäftsgebiet lebt

Das ist bei der Volksbank Filder anders. Dort kann nur Genosse werden, wer im Geschäftsgebiet lebt. Dieses umfasst die Filderstädter Teilorte ohne Bernhausen, Stetten sowie Neuhausen. Die Volksbank Filder hat aktuell 16 100 Genossen. Einer kann maximal zehn Anteile zeichnen, ein Anteil kostet 250 Euro. Die Dividende lag für 2019 bei drei Prozent, für 2018 und 2017 bei 3,5 Prozent zuzüglich einem Prozent Bonus wegen des 150-jährigen Bestehens der Volksbank Filder. 2009 lag die Dividende bei 5,5 Prozent.

Im Vergleich ist die Volksbank Stuttgart ein Koloss: Rund 177 000 Mitglieder, dort Bankiers genannt, gehören zur Genossenschaft. „Die Zahl wächst kontinuierlich“, sagt der Sprecher Robert Hägelen. Einen Anteil gibt es für 50 Euro, die Anzahl ist auf fünf begrenzt. Laut Satzung wären 50 Anteile möglich, allerdings könne der Vorstand die Zahl reduzieren, „um etwa eine breitere Streuung der Anteile zu erreichen“. Die Dividende liegt im Bundesschnitt, also bei vier Prozent.

Teils lange Kündigungsfristen

Bankgenosse zu werden, gilt als wenig riskant. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland habe es noch nie eine Insolvenz gegeben, sagte eine Sprecherin des Dachverbands im Sommer 2020 gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Und selbst wenn ein Mitgliedsinstitut in Turbulenzen gerate, würden sich die Genossenschaftsbanken gegenseitig helfen.

Unklar ist freilich, wie hoch die Dividende pro Jahr jeweils ausfallen wird, das wird bei den Mitgliederversammlungen festgelegt. Etwas schwerfällig erscheint manchem vielleicht die Exit-Option. Denn Genossenschaftsanteile kann man nicht von heute auf morgen zurückgeben. Bei der Echterdinger Bank, der Volksbank Filder und der Volksbank Stuttgart liegt die Frist bei jeweils drei Monaten zum Jahresende. Andere – wie beispielsweise die GLS-Bank – veranschlagen sogar Kündigungsfristen von bis zu fünf Jahren.