Baden-Württembergische Behörden prüfen Lebensmittel regelmäßig darauf hin, ob sie gentechnisch veränderte Bestandteile aufweisen. Meistens tun sie das nicht. Bei importierten Waren wie Honig sieht das ganz anders aus.
Stuttgart – Immer deutlicher wird die Sonderstellung Deutschlands und Mitteleuropas beim Nichtanbau gentechnisch veränderter Pflanzen. Weltweit wird inzwischen auf 160 Millionen Hektar an der Erbmasse manipuliertes Saatgut ausgebracht. „In bestimmten Regionen Nord- und Südamerikas“, stellen die Fachleute des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes (CVUA) Freiburg fest, stehen „bei wichtigen Kulturpflanzen wie Soja, Mais und Raps“ fast nur noch genveränderte Sorten auf den Äckern. Hierzulande dagegen befinde sich „die grüne Gentechnik weiter auf dem Rückzug“.
Dass da „zunehmend mit Verunreinigungen durch GV-Bestandteile gerechnet werden“ muss, ist für die Freiburger klar. Zwar könnten Lebensmittelhersteller bei Mais, Raps und Zuckerrüben noch weitestgehend auf einheimische Ware zurückgreifen, bei Soja seien aber Importe notwendig, „um den Bedarf an Lecithin und Speiseölen zu decken“, schreiben die Analytiker in ihrem jetzt erschienenen Bericht, in dem sie die Ergebnisse ihrer Kontrollen von Lebensmitteln nach genveränderten Bestandteilen zusammenfassen.
94 Proben positiv
Diese sind eindeutig. Vergangenes Jahr wurden exakt 647 Lebensmittelproben auf Bestandteile genveränderter Pflanzen untersucht. Davon waren 94 positiv. Das sind 15 Prozent. Aber nur bei zehn Proben oder 1,5 Prozent wurden nicht zulässige Ergebnisse festgestellt. Sechsmal wurden Spuren von in der EU nicht zugelassenen GV-Pflanzen entdeckt, in vier Fällen war die Konzentration höher als erlaubt.
Ins Blickfeld rückt dabei Honig. Vier der sechs Proben, bei denen nicht zugelassene Pflanzen enttarnt wurden, betreffen Raps- und Sojapollen in Honig. Dazu hat im September vorigen Jahres der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Honig, der Pollen genmanipulierter Pflanzen enthält, den Kennzeichnungs- und Zulassungsbestimmungen der EU für genveränderte Lebensmittel unterliegt. In 26 von 122 getesteten Honigen – 21 Prozent – wurden Pollen aus gentechnisch veränderten Pflanzen nachgewiesen. „Honige aus Baden-Württemberg zeigten keine Auffälligkeiten“, sagen die Chemiker. Freilich werde nur 20 Prozent des in Deutschland verkauften Honigs auch im Inland erzeugt. Der Rest stammt meist aus Süd- und Mittelamerika – wo GV-Soja und -Mais in großem Umfang angebaut wird. Wie die Obergrenze der EU, wie viel genverändertes Material in einem Lebensmittel sein darf, für Honig angewandt werden muss, ist nach dem Urteil noch unklar. Wer genveränderte Bestandteile ganz vermeiden will, sollte kritisch sein gegenüber nichteuropäischen Tofuerzeugnissen und Sojadrinks, sowie Säuglings- und Sportlernahrung. Dort wurden die meisten Proben mit genverändertem Soja gefunden – freilich im Bereich des Erlaubten.