Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)


Gastronomie ist anstrengend, aber sie soll nicht zur Hölle werden. Natürlich helfen die Männer schon auch - aber im Hintergrund eben. Die Öffnungszeiten - Donnerstag bis Samstag und am Sonntag nur bis 15 Uhr - lassen Raum für Privatleben. Je zwei Kinder werden ihren Eltern einmal dankbar sein. Die zwei Familien leisten sich im übrigen den Luxus, über Weihnachten und Neujahr und im Januar zu pausieren. Wer sich rar macht, braucht eine besonders treue Kundschaft, die das Besondere schätzt, sucht und findet. Traurigerweise gibt es kaum noch Fischrestaurants am Oberrhein und wenige, die mehr Süßwasserfische anbieten als nur Forelle.

Die Berufsfischer sind in den Rheindörfern fast ausgestorben, es gibt wohl auch zu wenig Fisch in Altrhein und Taubergießen. Auch die Maurers müssen zuweilen welchen vom Bodensee dazukaufen. Das Wirtshaus mit seinen mittlerweile 70 Plätzen ist immer gut besetzt, es empfiehlt sich, vorab zu reservieren. Im Sommer kann der Innenhof genutzt werden, da ist das Platzangebot deutlich größer. Zubereitet wird in der Küche nach einem einfachen Grundsatz: "Wir kochen so, dass wir es auch selber gerne essen", sagt Claudia Maurer.

Für Kinder gibt es auch ein Schweineschnitzel


Das aber bewährt sich, das Gästebuch legt beredtes Zeugnis über viele genussreiche Stunden ab. Ein kleines Zugeständnis an die fleischgeprägte Gegenwartskultur haben die Fischgastronominnen irgendwann allerdings machen müssen: Für Kinder und auf Nachfrage gibt es auch ein Schweineschnitzel.

Doch im Mittelpunkt bei S' Dirlis steht der Fisch: gebraten, gedünstet oder gegrillt. Die feinen Soßen zu Nudeln, Reis oder Kartoffeln sind ohne Glutamat und Geschmacksverstärker, das saisonale Gemüse ist frisch zubereitet. Das Brot wird selbst gebacken und der Kartoffelsalat ist auf badische Art "schlonzig", also ohne Mayonnaise und mit Fleischbrühe angerichtet. Die Preise sind moderat, ein Zanderfilet gibt es für 17,50 Euro (kleine Portion: 15 Euro). Wer mehrere Fischsorten probieren will, ist mit dem Filetteller für 16 Euro sehr gut bedient, die Knusperlestücke mit Kartoffelsalat sind schon für zehn Euro zu haben. Dazu gibt es guten Wein vom Kaiserstuhl und aus dem nördlichen Breisgau.

Wer sich übrigens dafür interessiert, bekommt auch eine wahrhaftige Erklärung für den Wirtshausnamen: In einer der früheren Generationen der Rheinfischerfamilie gab es drei Brüder, die so spindeldürr waren, dass sie den Spitznamen "S' Dirlis" bekommen haben. Ihre Nachfahren schmunzeln darüber nur, sie bringen nämlich durchweg Normalgewicht auf die Waage.