Am 27. April wird wahrscheinlich Georg Fundels letzter Arbeitstag als Stuttgarter Flughafenchef sein. Die Suche nach dem Nachfolger läuft noch. Die Grünen gelten als vorschlagsberechtigt.

Stuttgart - Georg Fundel biegt auf die Zielgerade. Für den Direktor wird der Neujahrsempfang an diesem Donnerstag der letzte in offizieller Mission bei der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) sein. Danach bleiben 105 Tage, bis er den Status des Ruheständlers erreicht. Aber von einem Nachfolger ist noch nichts in Sicht.

 

Der Aufsichtsrat tagt turnusmäßig erst am 4. April wieder. Selbst eine Beschleunigung kann schwerlich verhindern, dass der Co-Geschäftsführer Walter Schoefer die FSG vorübergehend allein führen muss. Dennoch rechnen zumindest die Mitglieder der Personalkommission des Aufsichtsrats damit, dass sie bald zur Sondersitzung zusammengetrommelt werden. Und dass sie die Vorlage des Personalberatungsunternehmens Odgers/Berndtson (Frankfurt/Main) auf den Tisch bekommen, das nach möglichen Kandidat(inn)en sucht. Etwas mehr weiß möglicherweise bereits der Stuttgarter OB Fritz Kuhn (Grüne), der Repräsentant der Gesellschafterin Stadt Stuttgart und Chef der Personalkommission ist. Er lässt aber nur wissen, zum Stand des Auswahlverfahrens könne „aus Rücksicht auf die Vertraulichkeit in Personalfragen nichts mitgeteilt werden“.

Nebenabreden im Koalitionsvertrag?

Die maßgeblichen Grünen sollen sich in Nebenabreden zum Koalitionsvertrag im Land das Vorschlagsrecht für den Flughafenführungsjob gesichert haben, heißt es. Ende September verbreitete sich die Kunde, dass sie einen der Ihren, den promovierten Juristen Florian Stegmann, für diese Aufgabe ausersehen hätten. Aber nicht einmal christdemokratische Aufsichtsratsmitglieder wie die Landtagsabgeordnete Nicole Razavi werfen den Grünen zurzeit parteibuchmäßige Besetzungsgelüste vor. Alle Beteiligten hätten klar gesagt, dass man ein professionelles Verfahren wolle, dass die bestmögliche Qualifikation das einzige entscheidende Kriterium sei – und der weitere FSG-Erfolg über allem stehe.

Einen Juristen hat die FSG mit Co-Geschäftsführer Schoefer schon. Mehr Augenmerk dürfte daher den betriebswirtschaftlichen Erfahrungen von Bewerbern gelten. Ob der Jurist Stegmann noch als Bewerber auftritt, ist offen. Der Abteilungsleiter im Staatsministerium, der dort auch für Verkehrsthemen zuständig ist, äußerte sich am Mittwoch nicht. Das könnte bedeuten, dass er bereit steht – und es könnte bei der CDU Widerstände provozieren. Stegmann habe aus der Ablehnung von S 21, das am Flughafen eine große Rolle spiele, nie einen Hehl gemacht, meinen manche Christdemokraten.

Bürgermeister Michael Funk hat offenbar abgewunken

Einer, den Fundel selbst anzuwerben versuchte, steht sicher nicht zur Verfügung: der Erste Bürgermeister Michael Föll (CDU). Er ist im Rathaus für Finanzen und städtische Beteiligungen zuständig. Fachliche Eignung im engeren Sinn, die Fundel eigentlich für entscheidend hält, hat er zwar nicht unbedingt; doch die könne er sich erwerben,so Fundel. Auf Zahlen und Unternehmensinterna verstehe Föll sich bestens, außerdem besitze er große politische Erfahrung. Die brauche man als Geschäftsführer eben auch.

Föll aber zeigte keine Lust, vom Herrn über die Beteiligungen zum Chef einer Beteiligungsfirma umzusatteln und seine großen Einflussmöglichkeiten im Rathaus aufzugeben. Fundels einziger Ertrag für den Vorstoß war Spott im grünen Lager: Er habe einst ja selbst keine fachliche Erfahrung von der Landesgirokasse zum Flughafen mitgebracht, hieß es. Dass er selbst seinen Nachfolger mitbestimmen wollte, erinnere an die Verhältnisse im Politbüro der Kommunistischen Partei in der UdSSR, hieß es hinter den Kulissen.