Bischof von Regensburg ist Georg Gänswein nicht geworden. Dafür Erzbischof von Urbisaglia. Wo das Städtchen liegt das spielt keine Rolle: Benedikt XVI. hat seinem Privatsekretär lediglich einen klangvollen Titel verliehen.

Rom - Bischof von Regensburg, wie so mancher erwartet hat, ist Georg Gänswein nicht geworden. Dafür Erzbischof von Urbisaglia. Wo das Städtchen liegt (in der italienischen Region Marken), das spielt keine Rolle: Benedikt XVI. hat seinem Privatsekretär lediglich einen klangvollen Titel verliehen. Die Bischofsweihe folgt. Alles ehrenhalber, Hauptsache, der Mann bleibt im Haus.

 

Seinen engsten Vertrauten, seinen zuverlässigsten Mitarbeiter lässt der Papst nicht ziehen; das kann er sich gerade in den Zeiten der „Vatileaks“ nicht leisten. In diesem Licht stellt die Beförderung des 56-jährigen Schwarzwälders einen unfehlbaren Vertrauensbeweis dar: Wenigstens Gänswein gehört nicht zu den Verrätern.

Gänswein ist nun also „Präfekt des Päpstlichen Hauses“. Als solcher führt er den Terminkalender des Papstes, teilt Audienzen zu (oder auch nicht), geleitet Staatsbesuche auf die vatikanische Chefetage. Privatsekretär Benedikts bleibt Gänswein – zusammen mit dem maltesischen Priester Alfred Xuereb – wohl weiterhin, denn einen Nachfolger vermeldet der Vatikan nicht.

„Zeugen der Heiligkeit“

So wächst Gänsweins Bedeutung, auch wenn er das öffentlich nicht dargestellt haben will. Als ihm neulich ein papstfrommer Verein den Preis „Zeugen der Heiligkeit“ überreichte, verglich der Geehrte seine Rolle mit jener einer

Fensterscheibe: „Sie muss das Licht durchlassen. Je sauberer sie ist, und je weniger man sie selber sieht, umso besser versieht sie ihren Dienst.“ // Zur Welt kam Gänswein 1956 in Riedern (Kreis Waldshut) als Sohn eines Schmieds und als Ältester von fünf Geschwistern. 1984 wurde er Priester, danach promovierte er in Kirchenrecht. Schon bald zog es ihn aus dem kleinräumigen Freiburg an die römische Kurie. Seit 1996 ist Gänswein Privatsekretär Joseph Ratzingers, zuerst in der Glaubenskongregation, seit

2005 im päpstlichen „Appartamento“. Neben seinen Stärken, so heißt es, hätten viele dort schon zu spüren bekommen, was er selbst als „negative Charaktereigenschaft“ bezeichnet: „Ich bin ein Mensch, der leider nicht allzu viel Geduld hat.“