Georg Stamatelopoulos EnBW-Chef forciert Wasserstoffausbau
Ob als Brennstoff oder Energiespeicher, in der Industrie oder im Verkehr: Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger der Energiewende. Der EnBW-Konzern will ihn in den Südwesten bringen.
Ob als Brennstoff oder Energiespeicher, in der Industrie oder im Verkehr: Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger der Energiewende. Der EnBW-Konzern will ihn in den Südwesten bringen.
Der Energieversorger EnBW will den Südwesten und Teile Ostdeutschlands an das geplante Wasserstoffkernnetz anschließen. „Wir werden dafür sorgen, dass der Wasserstoff nach Baden-Württemberg und in andere Bundesländer kommt“, sagte der EnBW-Vorstandsvorsitzende Georg Stamatelopoulos unserer Zeitung. Bis 2032 soll eine 9700 Kilometer lange Wasserstoffautobahn entstehen.
Die Leitungen sollen künftig Häfen, Industrie, Speicher und Kraftwerke in ganz Deutschland miteinander verbinden. Zu einem Großteil könnten dafür bestehende Erdgasröhren genutzt werden. „Es wird aber auch Fälle geben, wo man die alte Gasleitung nicht gebrauchen kann und neu bauen muss“, sagte Stamatelopoulos. Zuständig für den Anschluss sind zwei EnBW-Tochterfirmen: die Gas-Fernleitungsnetzbetreiber Terranets BW und Ontras.
Ob als Brennstoff oder Speicher, in der Industrie oder im Verkehr: Grüner Wasserstoff soll helfen, den Ausstoß an Treibhausgasen zu senken. Die Energiewende könne ohne Moleküle nicht funktionieren, betonte Stamatelopoulos. „Gas heute und Wasserstoff in der Zukunft geben uns die Energiedichte, die wir brauchen, um in Zukunft eine Industrie zu haben.“ Er forderte: „Wir müssen bei der Wende von Gas zu Wasserstoff genauso mutig sein wie bei der Stromwende.“
Der schnelle Bau eines Kernnetzes gilt als Voraussetzung für den Hochlauf des Wasserstoffmarkts. Doch dieser verzögert sich. Die Europäische Union muss die vom Bund beschlossene Finanzierung erst noch beihilferechtlich prüfen, die Genehmigung steht noch aus. „In den kommenden Wochen reichen die Gas-Fernleitungsnetzbetreiber ihre gemeinsamen Anträge bei der Bundesnetzagentur ein“, kündigte der EnBW-Chef an. „Dann wissen wir, in welchem Umfang unsere Anträge genehmigt werden.“
Die Investitionskosten von 19,8 Milliarden Euro für das Kernnetz soll die Privatwirtschaft übernehmen. Allerdings springt die Bundesregierung mit einem sogenannten Amortisationskonto ein. Die Idee dahinter: eine Streckung der Entgelte über einen längeren Zeitraum. So sollen die Netzentgelte für Wasserstoffabnehmer zunächst gedeckelt werden. Da in den ersten Jahren aber nur wenige Nutzer des Kernnetzes erwartet werden, bleibt angesichts der hohen Investitionskosten eine Kostenlücke. Diese Differenz soll der Bund mit dem Amortisationskonto zwischenfinanzieren.
Wenn später mehr Nutzer ans Netz angeschlossen sind und Entgelte zahlen, soll das Geld wieder hereinkommen. Sollte das bis 2055 nicht passieren, gleicht der Bund den Fehlbetrag weitgehend aus, die Betreiber des Wasserstoffkernnetzes sollen aber bis zu 24 Prozent übernehmen