Ein US-Gericht hat im Fall des getöteten Afroamerikaners George Floyd den angeklagten weißen Ex-Polizisten in allen Punkten schuldig gesprochen.

Minneapolis - Im Prozess um den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd ist der weiße Ex-Polizist Derek Chauvin in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Die Geschworenen verurteilten den 45-Jährigen am Dienstag wegen Mordes zweiten Grades, Mordes dritten Grades und Totschlags zweiten Grades, wie Richter Peter Cahill in Minneapolis sagte. Das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.

 

Der bislang gegen Kaution freigelassene Chauvin wurde im Anschluss an die Urteilsverkündung festgenommen. Ein Beamter legte ihm noch im Gerichtssaal Handschellen an. Vor dem Gerichtsgebäude in Minneapolis, wo sich zahlreiche Demonstranten versammelt hatten, brach Jubel aus. Der Anwalt von Floyds Familie, Ben Crump, bezeichnete das Urteil als „historischen Wendepunkt“.

Floyds Tod sorgte international für Empörung

Chauvin hatte dem wegen Falschgeldvorwürfen festgenommenen Floyd am 25. Mai 2020 in Minneapolis neuneinhalb Minuten lang das Knie in den Nacken gedrückt, obwohl der Afroamerikaner wiederholt klagte, er bekomme keine Luft mehr. Floyds auf einem Handyvideo festgehaltener Tod sorgte international für Empörung und löste in den USA landesweite Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt aus. Floyd wurde zu einer Symbolfigur der Bewegung Black Lives Matter (Das Leben von Schwarzen zählt).

Die Staatsanwaltschaft forderte am Montag in ihrem Schlussplädoyer einen Schuldspruch gegen Chauvin in allen drei Anklagepunkten. Die Anklage sah es als erwiesen an, dass Floyd an einem Sauerstoffmangel infolge von Chauvins Knie-Einsatz starb. Sie warf dem Ex-Beamten vor, eindeutig gegen die Einsatzregeln der Polizei verstoßen zu haben. „Das war keine Polizeiarbeit. Das war Mord“, sagte Staatsanwalt Steve Schleicher. „Das waren neun Minuten und 29 Sekunden eines schockierenden Amtsmissbrauchs.“

Die Geschworenen kamen überraschend schnell zu einem Urteil

Chauvins Verteidiger Eric Nelson argumentierte dagegen, sein Mandant habe rechtmäßig und gemäß der Polizeiregeln Zwangsmittel eingesetzt, weil Floyd bei seiner Festnahme „aktiven Widerstand“ geleistet habe. Die Staatsanwaltschaft könne zudem nicht zweifelsfrei belegen, dass nicht Herzprobleme und Drogenkonsum bei Floyds Tod eine Rolle gespielt hätten.

Die zwölf Geschworenen begannen ihre Beratungen am Montagnachmittag - und kamen nun überraschend schnell zu einem Urteil. Für einen Schuldspruch war ein einstimmiges Votum notwendig.