Kellyanne Conway verkauft Donald Trumps Politik. Ihr Mann fordert seine Amtsenthebung. Ganz Amerika fragt sich: Was ist in der Ehe der Conways los?

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Washington - Kellyanne Conways Job ist es, das Impeachment-Verfahren gegen ihren Boss Donald Trump klein aussehen zu lassen. Amtsenthebung? War da was? Conway tingelt durch die US-Politsendungen, vor allem bei Fox News, dem Lieblingssender der Konservativen, und erzählt ihre Version der Geschichte: Das Impeachment ist eine Hexenjagd der Demokraten, um Trump aus dem Amt zu jagen, weil sie ihn bei der Präsidentenwahl im November nicht schlagen können. Sie macht das gut – Kellyanne ist eine Meisterin des politischen Spin.

 

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Schaltet man einen anderen Sender ein, CNN zum Beispiel, läuft ebenfalls Conway. George Conway, der Ehemann der Trump-Beraterin. Auch er hat eine Geschichte. Sie könnte entgegengesetzter kaum sein. Er sieht in Trump eine Gefahr für die älteste Demokratie der Welt und fordert seine Amtsenthebung. Er macht das gut – George ist ein angesehener Anwalt und Verfassungsrechtler.

Szenen einer Ehe – öffentlich gemacht

Ganz Amerika fragt sich: Was ist nur bei den Conways los?

Das Paar ist seit 2001 verheiratet. Die Conways haben vier Kinder und gehören beide zum stramm konservativen politischen Lager. Beide sind äußerst erfolgreich in dem, was sie tun. Doch schon länger übt George Conway offen Kritik am Präsidenten. Dabei war er ursprünglich sogar für einen Topjob in Trumps Weißem Haus vorgesehen, nahm sich aber selbst aus dem Rennen. Inzwischen gehört Conway zu Trumps schärfsten Kritikern und fordert seine Amtsenthebung. Weil er der Ehemann einer der wichtigsten Mitarbeiterinnen des Präsidenten ist, bekommt er mit seiner Haltung maximale Aufmerksamkeit.

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Dabei kommt es zu unbehaglichen Szenen, wie jüngst in der Sendung von Jake Tapper, einem der Topjournalisten des Politsenders CNN: Tapper hatte George Conway zum Auftakt des Impeachment-Verfahrens im Senat für ein Interview geladen. Darin zerlegt der 56-jährige Jurist genüsslich die Erklärung der Trump-Anwälte und wettert: „Die müssen die Senatoren wohl für Idioten halten.“ Schließlich muss Tapper das Offensichtliche erwähnen, den „elephant in the room“, wie es im Englischen so schön heißt: „Wie jeder weiß, sind Sie Kellyanne Conways Ehemann. (...) Aber Sie haben auch betont, dass Sie darüber nicht sprechen wollen.“ „Nicht unbedingt“, lautet Conways knappe Antwort.

Einen seltenen Einblick in diese ungewöhnliche Beziehung erhielt vor rund anderthalb Jahren „Washington Post“-Reporter Ben Terris. Die Conways selbst hatten den Journalisten für eine Hintergrundstory zu sich nach Hause eingeladen. Terris gelang ein faszinierender Blick in eine politische Ehe: „Sie lieben einander, sind genervt voneinander, sprechen hinter dem Rücken des anderen übereinander. Sie leben unter einem Dach und in unterschiedlichen Lagern.“

George Conway braucht ein Ventil für seinen Ärger

Immer wieder trollt der Jurist den Präsidenten via Twitter – und wird damit zum Liebling des liberalen Amerika. Inzwischen hat Conway über 900.000 Follower. George Conway gestand dem Reporter Terris, seine Tweets seien ein Ventil für seinen Ärger und seine Wut über die Politik der Trump-Regierung.

Terris ist überzeugt, dass die persönliche Geschichte der Conways symptomatisch ist für die Spaltung, die unter Präsident Trump durch viele Familien geht, die beim Abendessen vom Wetter bis zu Baseball über alles reden, um nur nicht über den Provokateur im Weißen Haus in Streit zu geraten.

Man muss wissen: Auch Kellyanne Conway ist beileibe keine Trump-Unterstützerin der ersten Stunde. Bis Juni 2016 arbeitete Conway für Ted Cruz, der letzte etablierte Republikaner, der zwischen Trump und der Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten stand. Als Cruz aufgab, wechselte Conway ins Trump-Lager. So kamen in der Rückschau unfreiwillig komische Interviews zustande, in denen Kellyanne in den schärfsten Worten ihren heutigen Boss attackiert.

„Ehemann aus der Hölle“

Trump selbst ist ungewöhnlich zurückhaltend, was George Conway angeht. Einmal attackierte er den Ehemann seiner Beraterin in einem Tweet, nannte ihn einen „Ehemann aus der Hölle“, „Mr. Kellyanne Conway“ und „totalen Verlierer“. Conway antwortete: „You. Are. Nuts.“

Und Kellyanne? Die 53-Jährige versucht meistens, die unbequemen Auftritte ihres Ehemanns zu ignorieren. 2018 brach sie mit dieser Haltung in einem Interview mit Dana Bash von CNN und kritisierte vor allem die Journalistin dafür, dass sie das Thema auf die Agenda setzte: „Wenn ich ein Mann wäre, würden Sie das niemals fragen. (...) Eheleute müssen nicht immer einer Meinung sein. Aber mit Ihrer Frage haben Sie den Rubikon überschritten.“

Doch welches Endziel verfolgen die Conways, sollte überhaupt eine Strategie hinter dem öffentlich ausgetragenen Ehestreit stecken? Politkommentatoren spekulieren, das konservative „Power Couple“ könnte sich auf eine Zeit nach Trump vorbereiten. In den USA ist beispielsweise das Ehepaar Mary Matalin und James Carville sehr bekannt – sie arbeitet für die Republikaner, er für die Demokraten und beide sind als politische Kommentatoren höchst gefragt.