Das Genehmigungsverfahren für die vier geplanten Rotoren am Standort zwischen Unterberken und Wangen im Kreis Göppingen wird erst im kommenden Jahr abgeschlossen – die Folgen für das Gesamtprojekt sind noch nicht absehbar.

Schorndorf - An diesem Mittwoch hätte es in der Schurwaldhalle im Schorndorfer Teilort Oberberken eigentlich eine Erörterungsverhandlung um den Windkraftstandort GP-03 geben sollen. Es wäre um vier geplante Windkraftrotoren auf dem Gelände eines früheren Bundeswehrdepots zwischen dem Schorndorfer Teilort Unterberken und Wangen (Kreis Göppingen) gegangen.

 

Was auf einer solchen Versammlung zu erwarten ist, lässt eine Informationsveranstaltung vor gut einem Jahr an derselben Stelle erahnen, die Schorndorfer Rathausspitze sowie Vertreter der Stadtwerke Schorndorf und Fellbach hatten sich den Fragen der Anwohner gestellt. Viele kritische Wortmeldungen gab es damals: „Warum halten Sie an dieser Anlage fest, obwohl andere Projektentwickler im Schurwald ihre Pläne inzwischen aufgegeben haben?“, hatte beispielsweise eine Besucherin gefragt. Bei Windmessungen auf dem Schurwald sei mit einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 5,3 Metern pro Sekunde schließlich kein guter Wert erreicht worden.

Tatsächlich hat das Landratsamt das Erörterungsverfahren nun auf unabsehbare Zeit verschoben. Stolze 1021 Einwendungen gegen die vier Rotoren sind der Behörde zugegangen. Die Bearbeitung sei noch im Gange, sagt der Dezernent für Umweltschutz im Waiblinger Landratsamt, Peter Zaar, auf Anfrage. Diese müssten aufgearbeitet werden.

An diesem Mittwoch soll in einem Gespräch geklärt werden, ob das in diesem Jahr noch zu schaffen ist – eine Frage, die für die Entgelte für den Windstrom, den die Anlagen erzeugen sollen, von entscheidender Bedeutung sein dürfte.

Keine Erörterungsverhandlung mehr im Jahr 2016

Das Ergebnis hat der Chef der Stadtwerke Schorndorf, Andreas Seufer, allerdings schon jetzt auf Nachfrage vorweggenommen. Man rechne nicht mehr damit, das Verfahren in diesem Jahr abzuschließen, sagte Seufer. Zur Erörterungsverhandlung werde es seiner Schätzung zufolge voraussichtlich erst im März kommen, die Genehmigung werde in den Monaten danach erfolgen. Das Jahr 2017 werde allerdings „zum Entscheidungsjahr für den Windkraftstandort GP-03“, betont Seufer. Denn die Grundlagen des neuen Energiegesetzes führen dazu, dass sich das Betreiberkonsortium mit dem Standort vom Jahr 2017 an für Stromkontingente bewerben müsse, die von der Bundesnetzagentur ausgeschrieben werden und sich das Betreiberkonsortium daher auf andere Erlöse durch den Windstrom einstellen muss, als das bisher der Fall war. Experten halten beides für möglich: einen Verfall der Preise oder deren Anstieg. Wie sich die Sache tatsächlich entwickle, werde sich erst im Laufe der kommenden Monate herausstellen, heißt es.

Man sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagt Andreas Seufer. Schlecht sei, dass man keine garantierte Einspeisevergütung bekomme, die „unter den jetzt bekannten Bedingungen eine Wirtschaftlichkeit ermöglicht hätte“. Erfreulich sei jedoch die Tatsache, dass man nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens die tatsächlichen Kosten für den Standort kenne und damit eine bessere Grundlage für die Kalkulation habe. Erst nach Erteilung der Genehmigung wisse man beispielsweise um die genauen Abschaltzeiten und könne den voraussichtlichen Ertrag der Anlage besser bestimmen.

Etliche Unterlagen mussten nachgereicht werden

Dessen ungeachtet habe sich das Genehmigungsverfahren lange hingezogen – laut Seufer sind die Unterlagen bereits im Oktober 2015 beim Landratsamt eingereicht worden, man habe mit acht Monaten Bearbeitungszeit gerechnet, aber und immer wieder Unterlagen nachreichen müssen. Er wolle niemanden die Schuld zuweisen, sagt Seufer. Der Umweltdezernent Peter Zaar sagt indes, dass es sich bei der Windkraftgenehmigung um ein sehr umfangreiches Verfahren mit sehr vielen Unterlagen handle – gerade für kleinere Stadtwerke sei dies „eine große Herausforderung“, formuliert der Umweltdezernent.

Die Windkraftgegner, die sich in mehreren Initiativen zusammengeschlossen haben, machen aus ihrer Ablehnung keinen Hehl. „Die Stadtwerke sind über Monate hinweg auf Tauchstation“, sagt Gerd Mattes von der Bürgerinitiative Berken. Schon der Ausstieg der Stadtwerke Tübingen aus dem Konsortium, der über Monate hinweg verschwiegen worden sei, habe ihn gewundert. Entsprechend genau hätten rund ein Dutzend Windkraftgegner die Antragsunterlagen, die in Rathäusern ausgelegen haben, gesichtet – und laut Mattes darin „Lücken und Ungereimtheiten“ entdeckt, welche in die mehr als tausend Einwendungen eingeflossen seien. Die Windkraftgegner machen keinen Hehl daraus, für das Verfassen der Einwendungen geworben zu haben: „Wir haben etliche Leute angesprochen.“