Stuttgart-Möhringen Anwohner laufen Sturm gegen geplante Straßensperrung

Sind gegen die Poller an der Einmündung der Steinbrunnenstraße (von links): Klaus Albrecht, Renate Benz, Ulrike Albrecht und Klaus Obermüller. Foto: Caroline Holowiecki

An der Steinbrunnenstraße in Möhringen sollen Poller gesetzt werden, die Widmaierstraße soll zur Einbahnstraße werden. Alles, um aus Sicht der Stadt Schleichverkehr zu unterbinden. Dutzende Anwohner sind damit überhaupt nicht einverstanden.

Es geht lediglich um einige Poller und Schilder, doch die Aufregung ist groß in Möhringen. Die Stadtverwaltung hat vor, die Steinbrunnenstraße etwa auf Höhe der Hausnummer 2 zu sperren. Außerdem soll die Widmaierstraße ab der Ecke Steinbrunnenstraße bis zur Salzäckerstraße zur Einbahnstraße werden. Im anderen Teil der Straße kann bereits heute nur in eine Richtung gefahren werden. Gegen die Pläne läuft eine Anwohnergruppe Sturm.

 

Das Gebiet zwischen der Hechinger und der Plieninger Straße ist durchzogen von engen Wohnstraße. Hier drückt sich viel Schleichverkehr durch. Die Anwohnerin Renate Benz bestätigt das. „Immer, aber wenn die äußeren Hauptstraße zu sind, noch mehr“, sagt sie. Die Stadtverwaltung hat 2022 Autos gezählt und Kennzeichen erfasst. Binnen 24 Stunden wurden an Werktagen maximal 800 Fahrzeuge an der Widmaierstraße registriert, an der Steinbrunnenstraße gut 400, an der Dinghofstraße 566. Der Durchgangsverkehr lag bei bis zu 34 Prozent.

Ein Teil der Steinbrunnenstraße wurde zur Anwohnerstraße

Das Thema ist alt. „Die Maßnahme hat eine Vorgeschichte von mehr als 20 Jahren“, teilt der Stadtsprecher Oliver Hillinger mit. Um das Problem in den Griff zu bekommen – im Gebiet verlaufen laut der Stadt wichtige Radachsen und Schulwege – wurde ein Teil der Steinbrunnenstraße vor Jahren zur Anwohnerstraße gemacht, die Dinghofstraße wurde nachträglich verengt. Genützt hat das augenscheinlich nicht.

Die Meinungen gehen auseinander. Der Anlieger Klaus Obermüller zieht die Zahlen der Stadt in Zweifel. „Wenn man hier jahrzehntelang lebt, kann man diesen exorbitanten Schleichverkehr nicht nachvollziehen“, sagt er. Seine Nachbarin Ulrike Albrecht hat nahezu 90 Unterschriften aus Haushalten und Unternehmen gegen die Pläne gesammelt. „Es kommt ein Geschmäckle auf, warum das so forciert wird“, sagt ihr Ehemann Klaus Albrecht.

Es gibt jedoch auch Fürsprecher der Sperrung, und das nicht nur im Bezirksbeirat, der im Oktober mit überwältigender Mehrheit dafür votiert hat. Friederike Schönthal aus dem Vorstand des Trägervereins des örtlichen Waldorfkindergartens betont: „Jedes Fahrzeug weniger ist ein Plus für die Sicherheit unserer Kinder.“ Sie spricht von teils rücksichtslosen Autofahrern, daher seien viele an der Dinghofstraße dafür.

Die Dinghofstraße sei keinesfalls für Begegnungsverkehr geeignet

Manchem wird die Sperrung Erschwernisse bringen. Die Seniorin Renate Benz ärgert sich, „dass man bei jeder Fahrt Umwege machen muss“. Ganze 900 Meter seien es bei ihr. Die Leute fühlen sich übergangen. Die Dinghofstraße, die für viele im Gebiet dann die einzige Zugangsstraße bleibe, sei bei einer Breite von teils nur drei Metern keinesfalls für den Begegnungsverkehr geeignet. „Das ist wirklich ein Schildbürgerstreich, dass jetzt alle durch die Straße gejagt werden, die extra verengt wurde“, moniert Klaus Albrecht. Dadurch werde die Verkehrssicherheit für die Kindergartenkinder eher noch verringert. Grundsätzlich sei das Ganze schlichtweg nicht verhältnismäßig.

Die Gruppe will nicht lockerlassen, hat jüngst im Bezirksbeirat vorgesprochen. Renate Benz sähe gern eine Bürgeranhörung. Aus städtischer Sicht ist jedoch alles Notwendige getan. „Das Projekt wurde zweimal in öffentlicher Sitzung des Bezirksbeirats vorgestellt und diskutiert. Abschließend hat der Bezirksbeirat sein Einvernehmen mit der Maßnahme erklärt“, sagt Oliver Hillinger.

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