Die Planungen für das Baugebiet Bruhweg II in Gerlingen stoßen in Ditzingen auf Kritik. Vor allem die Auswirkungen auf den Verkehr seien unzureichend berücksichtigt. Das heizt die Diskussion um den zweiten Autobahnanschluss weiter an.

Ditzingen/Gerlingen - Im Gerlinger Norden wird ein Baugebiet geplant. Im Bruhweg II, so der Name des Gebiets, soll Raum für 700 weitere Einwohner entstehen. Im Normalfall nehmen es Nachbarkommunen wohlwollend zu Kenntnis, wenn wenige Kilometer ein Neubaugebiet ausgewiesen wird. Nicht in diesem Fall. Gerlingens Nachbar Ditzingen hat deutlichen Unmut an den Plänen geäußert, das sowohl Wohnen wie Gewerbe zulassen soll. Mehr noch: „Wir behalten uns eine rechtliche Wertung vor und würden dann gegebenenfalls auch gegen den Bebauungsplan vorgehen“, sagt der Ditzinger Bürgermeister Ulrich Bahmer.

 

Die Kritik der Ditzinger entzündet sich an drei Punkten. Neben einem angemessenen Hochwasserschutz und den möglichen Auswirkungen auf den Ditzinger Einzelhandel gilt das Hauptaugenmerk der Großen Kreisstadt vor allem dem Verkehr. Die Ditzinger gehen davon aus, dass das Baugebiet in der Nachbarstadt auch mehr Verkehr bei ihnen zur Folge haben wird. Ein Großteil dieses Verkehrs werde den Autobahnanschluss Stuttgart-Feuerbach zum Ziel haben, also über ohnehin schon überlastete Ditzinger Straßen fließen.

Gerlingen verweist auf hausgemachte Probleme in Ditzingen

Das Pikante: Gerlingen lehnt einen zweiten Autobahnanschluss seit jeher ab mit der Begründung, die Ditzinger sollten ihre Verkehrsprobleme selbst regeln. Denn sie hätten diese mit der Ansiedlung der Firma Thales und eines Baumarkts ja selbst geschaffen. Der von Ditzingen gewünschte Anschluss würde teils auch auf Gerlinger Gemarkung liegen. Zudem befürchten die Gerlinger dadurch mehr Verkehr in ihrer Stadt.

Nun gaben also die Ditzinger im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens für das Gerlinger Gebiet Bruhweg II eine Stellungnahme ab. In dem an die dortige Verwaltung gerichteten Schreiben heißt es, der durch das Baugebiet entstehende zusätzliche Verkehr „wird zu erheblichen Mehrbelastungen der Knotenpunkte auf der Gemarkung Ditzingen führen“. Verkehr, der in Gerlingen verursacht wird, werde also die ohnehin überlasteten Ditzinger Straßen zusätzlich verstopfen.

Bei der Vorstellung der Pläne in Gerlingen sei ein Verkehrskonzept nicht einmal im Ansatz erkennbar gewesen, wundern sich die Ditzinger – „obgleich Gerlingen weiterhin ablehnend verkehrlichen Lösungen gegenübersteht und die Verkehrsbelastungen als Ditzinger Problem bewertet“. Die Gerlinger wiederum verweisen darauf, dass ein Verkehrskonzept „im Zuge der weiteren Planungen“ erstellt werde, wohl auch abgestimmt auf das Integrierte Stadtentwicklungskonzept.

Mehrere Tausend Fahrten täglich zusätzlich?

Ditzingen geht von zusätzlich mehreren tausend Fahrten pro Tag aus. Weil das Gebiet unweit der Stadt und damit auch nahe der Autobahnanschlussstelle Stuttgart-Feuerbach liegt, werden etliche Pendler täglich dorthin fahren. Ihr Weg führt dann über die Gerlinger Straße und die Siemensstraße. Dort rollen laut Bahmer bereits jetzt rund 17 000 Autos täglich.

Ein zweiter Autobahnanschluss soll den Verkehr vorher kanalisieren, der bei Stau auf der A 8 aus dem Enzkreis und dem Landkreis Böblingen zum Anschluss Stuttgart-Feuerbach drängt. Zudem soll die Anschlussstelle die Pendler zu Thales und Trumpf frühzeitig ableiten. Bauherr wäre der Bund. Der aber will keine Maßnahme finanzieren, so lange sich die Kommunen nicht einig sind. Weil auch wegen des interkommunalen Streits der Bau in weite Ferne gerückt ist, arbeiten die Ditzinger derzeit intensiv am Ausbau der Siemensstraße. Dafür sind sie auf die Mitwirkung des Landes angewiesen. Eine Lösung steht aus.