Das von vielen Stammheimern herbeigesehnte Bürger-und Familienzentrum droht, zur Hängepartie zu werden. OB Kuhn, die Verwaltung und die meisten Parteien wollen den Abriss und Neubau an der Korntaler Straße bislang nicht in den kommenden Haushalt aufnehmen.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stammheim - Ende September hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn seine Vorschlagsliste für den Doppelhaushalt präsentiert. Für die Stammheimer Bezirksbeiräte gab es dabei wenig Grund zur Freude: Außer der Sanierung des Rathauses mit Einbau eines Aufzuges hatte der OB keines ihrer Wunschprojekte auf dem Zettel. Vor allem nicht den Neubau eines Bürger- und Familienzentrums (Büfaz) am Kirchplatz. Dabei waren sich alle Fraktionen im Bezirksbeirat einig gewesen, dass der Neubau, der das marode Feuerwehrmagazin und Gemeindehaus ersetzen soll, alternativlos ist. In den vergangenen Tagen haben sich auch die Hoffnungen zerschlagen, dass wenigstens die Fraktionen im Gemeinderat das Büfaz unterstützen und die 3,3 Millionen Euro teure Maßnahme doch noch in den kommenden Doppelhaushalt rutscht. Weder CDU, noch SPD, Grüne oder SÖS-Linke-Plus haben einen Antrag vorgelegt, der das Stammheimer Vorhaben zum Inhalt hat. Immerhin: Die Freien Wähler haben beantragt, dass die Verwaltung darstellt, „ob zunächst weitere Planungsmittel für das Vorhaben notwendig sind und eine Bereitstellung der Mittel zum Bau des Bürger- und Familienzentrums im Doppelhaushalt 2018/2019 realistisch und ausreichend ist“. Sollten weitere Planungsmittel erforderlich sein, möchten sie die entsprechende Höhe wissen.

 

Gebäude aus Brandschutzgründen kaum nutzbar

Die Summe liegt laut Bezirksvorsteherin Susanne Korge bei rund 250 000 Euro. Dass das Bürger- und Familienzentrum mutmaßlich nicht finanziert wird, sei den Stammheimern nur schwer verständlich zu machen. „Da ruft man groß nach Bürgerbeteiligung und veranstaltet Planungsworkshops, um dann am Ende zu sagen: es geht nicht weiter und alles zurück auf Los.“ Das Gemeindehaus in seinem aktuellen Zustand sei eine Kostenschleuder: „Das Gebäude ist marode, es regnet rein, die Wände halten keinen Dübel, eine Sanierung lohnt sich nicht, es steht mehr oder weniger leer, weil man es aus Brandschutzgründen nicht nutzen kann“, beschreibt Korge den Zustand. Im Gemeindesaal im Obergeschoss dürften sich nur maximal 30 Personen aufhalten. Das Erdgeschoss sei eine Zumutung und an eine Weiternutzung nach dem Auszug der Feuerwehr im Frühjahr 2016 nicht im Traum zu denken – weder für Flüchtlinge noch für irgendjemand anderen. Aus gutem Grund hätten Untersuchungen ergeben, dass ein Abriss mit Neubau wirtschaftlicher sei als eine Sanierung.

250 000 Euro wären für die weitere Planung nötig

„Das ganze Haus steht quasi leer, es muss aber geheizt und gereinigt werden, das kostet nur Geld und bringt nichts“, sagt sie. „Wenn man jetzt noch länger zuwartet, wird alles nur noch teurer.“ Vereine und Initiativen hätten großen Bedarf an Räumen im Stadtbezirk. Auch für die zu erwartende Arbeit mit Flüchtlingen seien Räume nötig. Die Schloss-Scheuer jedoch sei jeden Tag von der Begegnungsstätte belegt. „Ich weiß nicht, wo ich mit der Flüchtlingsarbeit hin soll“, sagt Korge. „Wenn ich Räume brauche, müsste ich das Angebot in der Schloss-Scheuer einschränken, aber das sorgt sicher für Unmut im Stadtbezirk und das ist genau das, was wir nicht möchten.“

Korges Hoffnungsschimmer ist momentan, dass es wenigstens die 250 000 Euro Planungsmittel gibt. „Dann würden wir nicht zwei Jahre verlieren, sondern nur ein Jahr.“ Das ändere jedoch nichts daran, dass man das Büfaz brauche: „Je früher“, sagt Korge „desto besser!“