Der Göppinger Gemeinderat entscheidet erst nächste Woche, ob und wie es mit dem geplanten Großbauprojekt im Dittlau bei Faurndau weitergeht. Doch im Ausschuss flogen bereits die Fetzen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göpingen - Rund 25 Hektar Fläche, 800 Wohneinheiten, 2000 neue Einwohner: Das sind die Zahlen, mit denen die Göppinger Stadtverwaltung für ein Großbaugebiet im Dittlau oberhalb von Göppingen-Faurndau ins Rennen geht. Am nächsten Donnerstag wird der Gemeinderat darüber befinden, ob weitergehende Untersuchungen in Auftrag gegeben werden. Wegen des umstrittenen Projekts flogen aber bereits in einer vorberatenden Ausschusssitzung die Fetzen.

 

Kurz zusammengefasst: Die SPD und die Grünen lehnen das Vorhaben ab. Die CDU befürwortet dieses. Die FDP, die Freien Wähler sowie Linke und Piraten haben noch Informationsbedarf, tendieren aber zu den besagten „weitergehenden Untersuchungen“. Ansonsten erging man sich in gegenseitigen Schuldzuweisungen, polemischen Belehrungen – stellte aber, wie vorgesehen, auch ein paar Fragen.

Was versteht man unter „qualitativer Neubaunachfrage“?

Zunächst allerdings gab es, nachdem Oberbürgermeister Guido Till von einem „bedeutenden Thema für die Stadt“ gesprochen hatte, Tabellen und Statistiken satt: Dabei deckt sich der vom Bonner Institut Empirica für Göppingen prognostizierte Bedarf von 2910 neuen Wohneinheiten bis 2036 fast genau mit den von Baubürgermeister Helmut Renftle vorgestellten Potenzialen, sollten sowohl die Flächen im Stauferpark wie auch im Dittlau bis dahin genutzt werden können. Armin Roos (SPD) sprach in diesem Zusammenhang von „Kaffeesatzleserei“ und „Glaskugel“.

Dies wollte der Empirica-Vertreter Thomas Abraham so nicht stehen lassen. Er räumte aber ein, dass die Schätzungen „von noch unabsehbaren Faktoren beeinflusst werden könnten“. Interessant wäre obendrein gewesen, die Frage nach der „quantitativen und der qualitativen Neubaunachfrage“ genauer aufzudröseln. So ordnet Empirica der qualitativen Seite mehr als die Hälfte der 2910 Wohneinheiten zu. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte Abraham, dass zu diesem Bereich zwar nicht ausschließlich Modernisierungen im Bestand gehörten, aber eben auch nicht nur Neubauten auf der grünen Wiese. Vielleicht kann Abraham diesen Punkt ja in der Gemeinderatssitzung noch erörtern.

Ein Viertel der Grundstücksbesitzer will keine Gespräche führen

Bis dahin sind weitere Fragen aus dem Ratsgremium zu klären, etwa der von mehreren Fraktionen angesprochene Punkt, welche der bereits vorgesehenen 18 Baugebiete in absehbarer Zeit zur Verfügung stehen. Auch was die mögliche Verkaufsbereitschaft der 65 Grundstückseigentümer im Dittlau angeht, gibt es seitens der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) noch keine abschließende Aussage. Zwar sei der Rücklauf mit 82 Prozent der Bögen sehr hoch. Ein Viertel der Besitzer wünscht aber keine weiteren Gespräche. „Was die dann nicht zur Verfügung stehenden Flächen betrifft, geht es sogar eher in Richtung ein Drittel“, sagte Frank Friesecke von der Steg.

Bis zum nächsten Donnerstag wird die Stadtverwaltung wohl einige, aber längst nicht alle Fragen der Ausschussmitglieder klären können. Es dürften also erneut die Wogen hochgehen, wenn entschieden werden muss, ob und wie es mit dem Großbaugebiet Dittlau weitergeht.

Bürgerforum der Schutzgemeinschaft Dittlau am Montag

Die Gegner des Großbauprojekts bei Faurndau, die Schutzgemeinschaft Dittlau, veranstaltet am Montagabend ein Bürgerforum, bei dem Befürworter (Pro Bebauung) und Gegner (Pro Erhalt) des geplanten Projekts zu Wort kommen sollen. Die von Rolf Wehaus moderierte Veranstaltung findet im alten Faurndauer Farrenstall statt und beginnt um 19.30 Uhr.

Für die Befürworter hätte Oberbürgermeister Guido Till sprechen sollen. Er hat der Schutzgemeinschaft allerdings abgesagt. Zugleich begrüße er aber die Initiative, zum Vorhaben Dittlau auch aus anderer Sicht zu informieren, wie die Schutzgemeinschaft mitteilt.