„Monsterbrücke“ – so beschreibt eine Bürgerinitiative die geplante neue Neckarquerung in Remseck. Die eigentlich geheimen Pläne dafür hat die Initiative im Netz veröffentlicht. Im Rathaus ist man empört – und hat einen Anwalt eingeschaltet.

Remseck - Es sind nur wenige Dateien, die der Verein „Wir für morgen!“ auf seiner Internetseite zum Download bereitstellt – doch sie reichen, um die ohnehin hitzige Debatte über eine geplante neue Neckarbrücke in Remseck gehörig anzufachen. So stark, dass die Stadt inzwischen einen Anwalt eingeschaltet hat. Der soll dafür sorgen, dass die Dateien wieder aus dem Netz verschwinden.

 

Konkret geht es um Entwürfe, wie die sogenannte Westrandbrücke einmal aussehen soll. Klar ist, dass sie einige Hundert Meter flussaufwärts von der bestehenden Querung gebaut werden und das tägliche Verkehrschaos zwischen den Ballungszentren im Kreis Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis beseitigen soll. Doch wie genau das funktionieren könnte – darüber sind sich das Land und die Stadt noch nicht einig. Gerungen wird um die Zahl der Fahrspuren, um die Art, wie die Brücke an die bestehenden Straßen angebunden wird und darum, wie hoch das Bauwerk aufragt.

Die Stadt droht mit einer Unterlassungsklage

Ein seit über einem Jahr schwelender Konflikt, in den nun die Bürgerinitiative eingreift – und offizielle, aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Baupläne veröffentlicht. Woher sie stammen, will der Verein nicht verraten. Zuvor hatte er immer wieder beklagt, keine Infos über den Planungsstand von der Stadt zu bekommen.

Nach den jetzt öffentlich gewordenen Plänen könnte die Brücke bis zu sechs Spuren haben, dafür wären große Straßenschleifen für die Auf- und Abfahrt nötig. Von einer „Monsterbrücke“ und einem „Schönberger-Knoten“ spricht die Initiative deshalb, in Anlehnung an den Namen des Oberbürgermeisters. Mit 40 großen Gasballons markierte „Wir für morgen!“ unlängst öffentlichkeitswirksam den möglichen Trassenverlauf.

Der Verein geht davon aus, dass viele Lastwagen die neue Furt nutzen würden, weil sie als Landesstraße mautfrei ist. Die bestehenden, quälenden Stauprobleme auf der bisherigen Spange würden daher nicht aufgelöst, sondern nur verschoben. Ein Zusammenwachsen der verschiedenen Remsecker Stadtteile sei durch dadurch nicht möglich. „Die Westrandbrücke löst nicht das Stauproblem der Stadt, sie wird für den überregionalen Verkehr attraktiver und damit zu einem Ersatz für den Nordostring“, heißt es in einer Infobroschüre.

Kommt ein Bürgerentscheid über die Brücke?

Ganz anders sieht das der Rathauschef. Dirk Schönberger verweist darauf, dass die Pläne, welche der Verein veröffentlicht hat, veraltet seien. Zunächst habe man gebeten, die Dateien freiwillig aus dem Netz zu nehmen. Da das nicht geschehen sei, habe man einen Anwalt damit beauftragt, eine Unterlassungserklärung durchzusetzen.

Für Schönberger ist klar, dass die Westrandbrücke kein gigantisches Viadukt wird. Die neue Brücke sei „ein paar Meter höher“ als die bestehende und müsse etwas mehr Verkehr aufnehmen können – schließlich sei künftig mit mehr Fahrzeugen auf den Straßen zu rechnen. Gleichwohl betont er, dass die geplante Querung eine „lokale Lösung“ sei. „Wir bauen keinen Feldweg, aber auch keine Monsterbrücke“.

Warum er den Plänen der Initiative keine aktuellen Skizzen entgegenhält begründet der Rathauschef mit den nach wie vor laufenden Verhandlungen mit dem Land. Die Gespräche seien „intensiv“, noch gebe es keinen gemeinsamen Entwurf.

Der Konflikt spitzt sich deshalb nun zu, weil die Stadt mit einer breit angelegten Bürgerbeteiligung begonnen hat. In einer Planungswerkstatt konnten die Remsecker vor wenigen Tagen ihre Ideen für ein neues Stadtzentrum und für die Verkehrsführung dort einbringen. Wenn es nach „Wir für morgen!“ geht, sollen sich die Einwohner besonders mit der Westrandbrücke bald noch viel konkreter befassen: Der Verein will einen Bürgerentscheid zu dem Projekt.