Die Verwaltung zeigt sich unbeeindruckt von möglichen Verzögerungen bei Stuttgart 21. Am Samstag geht die Bürgerbeteiligung über das auf den Gleisflächen geplante Rosensteinquartier in die zweite Runde.

Stuttgart - Ungeachtet der jüngsten Berichte über weitere Verzögerungen bei der Fertigstellung des Stuttgarter Tiefbahnhofs setzt die Landeshauptstadt die Bürgerbeteiligung zum geplanten Rosensteinviertel fort. Am Samstag, 18. Juni, findet dazu die zweite öffentliche Veranstaltung im Rathaus statt.

 

Dass Stuttgart 21 noch gestoppt werden könnte, hält die Stadt für unwahrscheinlich. „Diese Frage stellt sich für uns nicht“, so Pressesprecher Andreas Scharf. Bis zum Herbst sollen in dem Dialogprozess mit der Bürgerschaft Leitplanken für die Gestaltung des neuen Wohnquartiers für bis zu 20 000 Menschen erarbeitet werden, über die der Gemeinderat dann befindet.

Die Auftaktveranstaltung Anfang April war auf reges Interesse bei den Bürgern gestoßen. Einige hundert informierten sich im Rathaus, entwickelten in Workshops Perspektiven oder artikulierten ihre Wünsche und Erwartungen an das Rosensteinviertel. Dementsprechend optimistisch geben sich die Moderatoren von der Berliner Mediator GmbH, Beate Voskamp und Stefan Kessen, auch für die weiteren Phasen der Beteiligung. Schon die bisherige Sammlung der verschiedenen Interessen sei „hochspannend“, sagt Kessen. Jetzt gehe es darum, einzelne Themen mit den Bürgern vertiefter zu diskutieren.

Dazu zählt der Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) etwa die Frage nach der Nutzung und Gestaltung des öffentlichen Raums, aber auch Themen wie Städtebau, Klimaschutz, Mobilität und Umwelt. Er sieht das Beteiligungsverfahren zum Rosensteinviertel auch als Blaupause für weitere Bürgerbeteiligungsprozesse.

Baubürgermeister will frühzeitig Nägel mit Köpfen machen

Die für das Rosensteinviertel zuständige Stadtplanerin Carolin zur Brügge sieht auch eine mögliche spätere Fertigstellung von Stuttgart 21 gelassen: Man sei rechtzeitig in die Beteiligung eingestiegen, eine Verschiebung der Fertigstellung für das Verfahren unerheblich, sagt sie und verweist auf die zehnjährige Diskussion über das Olgäle-Areal. Pätzold pflichtet bei: Wenn die Bahn im nächsten Jahr wie beabsichtige in das Planfeststellungsverfahren über den Rückbau der Gleisanlagen einzusteigen, müssten erste städtebauliche Festlegungen erfolgt sein: „Was passiert mit der alten Eisenbahnbrücke? Und wird die Panoramabahn erhalten, wie es sich viele Bürger wünschen?“

Am Samstag geht die Bürgerbeteiligung also in die nächste Runde. Von 13 Uhr an gibt es im Rathaus eine Infomesse zur Entwicklungsfläche Rosenstein, von 14 Uhr an dürfen sich die Kleinen in einer Kinderwerkstatt ihr Wunschquartier ausmalen (Eine Kinderbetreuung für Kinder ab drei Jahren wird angeboten). Zwei sogenannte Impulsreferate leiten dann in die Arbeitsphase über: Tilmann Harlander spricht über „soziale Vielfalt und Mischung im Wohnen“, Silke Drautz vom Amt für Umweltschutz über „Stadtklimatologische Leitgedanken zur Entwicklung des Rosensteinviertels“. Im Anschluss können die Bürger in etwa 20 Arbeitsgruppen die aufgeworfenen Fragestellungen vertiefen.

In der Folge soll weiter diskutiert werden: am Stammtisch, im Sportverein oder beim Grillfest in Nachbars Garten: „Offene Formate“ nennen das Voskamp und Kessen, die hoffen, auf diese Weise möglichst viele Stuttgarter zu erreichen. Die Stadt fördert diese Formate mit insgesamt 20 000 Euro.

Wer Interesse an einer Förderung (pauschal maximal 200 Euro) hat, kann über das Internet-Beteiligungsportal der Stadt (www.stuttgart-meine-stadt.de/rosenstein) einen Förderantrag stellen. Nach der Sommerpause sollen bei einem Expertenhearing die gesammelten Ideen auf ihre Rahmenbedingungen und ihre Machbarkeit abgeklopft werden.