Unbekannte haben eine Fläche zwischen Sophien- und Christophstraße Gerberplätzle getauft.

Stuttgart - Stuttgart tut sich bekanntlich schwer mit der Namensgebung von Plätzen. Selbst der zu Lebzeiten äußerst populäre Oberbürgermeister Manfred Rommel wird nicht automatisch für seine zahlreichen Verdienste für Stadt Namenspatron eines Platzes oder einer Straße. Da reden vorher viele Menschen mit. Immerhin der Flughafen trägt den Namen Manfred Rommel und bald soll auch der Straßburger Platz im Europaviertel nach ihm benannt werden.

 

Geschichte zeigt: Was für die Großen der Stadt nicht so einfach ist, wird für einen Kleinen zur unüberwindbaren Hürde. So wünschen sich die Bürger im Gerberviertel schon lange ein Gerberplätzle. Und sie machten dafür auch einen idealen Ort aus: das kleine Stückchen Niemandsland zwischen der Christoph- und Sophienstraße. Aus Sicht der Bürger eignet es sich perfekt für eine Taufe zum Gerberplätzle. Auch die Firma Schmuck Lix wünschte sich sehr, dem Platz einen neuen Namen zu geben. Bisher erklärte die Inhaberin Cornelia Silbermann ihren Kunden kompliziert, wie der Laden zu finden sei. Nämlich entlang des Fußweges am Nesenbachkanal zwischen Christoph- und Sophienstraße. Selbst gebürtige Stuttgarter wissen nicht auf Anhieb, wo das ist. Auch mit der konkreten Postadresse des Juweliers, Christophstraße 12, wir die Navigation nicht gerade zum Kinderspiel. Sie glaubt daher, wenn der Ort durch den Namen Gerberplätzle mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit dringe, werde alles einfacher.

Hannes Wolf wäscht Hände in Unschuld

Doch da spielten die Behörden und Ämter der Stadt bisher nicht mit. Bis zuletzt. Denn nun scheint das Problem über Nacht gelöst, wie der Gerberviertelverein auf seiner Facebook-Seite dokumentiert. Über einem des neuen Straßenschildes mit der Aufschrift „Gerberplätzle“ ist zu lesen: „Unbekannte Aktivisten haben in der vergangenen Nacht den Fußgängerbereich zwischen Sophien- und Christophstraße, der seit Jahrzehnten ein namenloses Dasein fristete, mit einem Namensschild versehen. Wir verurteilen diese Aktion auf Schärfste. Nicht.“

Der vermeintliche Urheber des Posts, Quartiersmanager Hannes Wolf, grinst nur und wäscht seine Hände in Unschuld: „Ich weiß von nichts.“ Wolf hat angeblich keine Ahnung, wie das Schild an den Platz kommt, geschweige denn, wer es montiert hat. Den Menschen im Gerberviertel ist das auch ziemlich egal. Sie nennen das Niemandsland schon lange Gerberplätzle. Dass es jetzt auch mit einem schönen Schild bestätigt ist, finden die meisten nur recht und billig.

Manche werden jetzt denken: Wenn nur alles in der Stadt so einfach ginge. Ja, dann wäre wohl schon lange ein prominenter Platz nach Manfred Rommel benannt.