Die Schüler und das Kollegium verabschieden sich von ihrem Rektor Gerhard Kicherer.

Renningen - Gerne lassen sie ihn nicht ziehen, ihren „Chef“ Gerhard Kicherer, den Rektor der Renninger Friedrich-Schiller-Schule, weder die Schüler noch die Stadtverwaltung. Und schon gar nicht die Kollegen und Mitarbeiter. Und deshalb haben sie ihm den Abschied auch nicht leicht gemacht.

 

In der Stegwiesenhalle hat ein illustres Publikum den Rektor, der gar kein Abschiedsfest wollte, geehrt. „Als ich das beim Abschied eines Kollegen erwähnt habe, hieß es, das hätte ich nicht zu entscheiden“, erzählt Kicherer. Und das war auch gut so, denn viele Wegbegleiter der vergangenen Jahre sind gekommen, um ihm ihren Dank für die gute und konstruktive Zusammenarbeit auszusprechen, darunter auch der ehemalige Landrat Bernhard Maier und – ganz privat – die Referatsleiterin für Haupt- und Werkrealschulen im Kultusministerium Ilse Petilliot-Becker. Das wäre die Kurzfassung.

Doch kurz fassen kann man den „Rebell vom Rankbach“ nicht, nicht nach Jahrzehnten als Schulleiter in Renningen, Gemeinderatsmitglied, Vorsitzender der Renninger Bürgerstiftung und der Aktion Notnagel und Mitbegründer des Kooperativen Bildungszentrums. „Manchmal habe ich gar nicht mehr so recht gewusst, in welcher Funktion ich jetzt ins Rathaus unterwegs war“, sagt der baldige Ruheständler mit dem für ihn so typischen trockenen Humor.

Schulleiter hat immer „das Kind im Blick“

Doch kein Abschied ohne Rede – und davon gab es eine Menge. Den Anfang machte die Amtsleiterin des Schulamts Böblingen Angela Huber, die daran erinnerte, dass der Schulleiter immer „das Kind im Blick“ hat. Ihr fällt der Abschied vom streitbaren, aber engagierten Schulverwaltungsprofi schwer, sie muss schnell eine Träne verdrücken, bevor sie die offizielle Verabschiedungs-Urkunde übergibt.

Gemütlich geht Bürgermeister Wolfgang Faißt die Ehrung des verdienten Gemeindemitglieds an. Am schnell gedeckten Stehtisch erwartet er Gerhard Kicherer auf dem Podium, er entkorkt in aller Seelenruhe eine Flasche französischen Wein und schenkt zwei Gläser ein. Während Weinliebhaber Kicherer anerkennend ins Glas schnüffelt, reicht ihm der Schultes ein Päckchen Zigaretten, und der Rektor ergreift ohne zu zögern unter dem leisen Gelächter des Publikums die Gelegenheit und die Zigarette. Ein entspannter Augenblick inmitten des Festaktes. Dann bedankt der Schultes sich in leichtem Ton für den Einsatz, für das gute Betriebsklima, für die unermüdliche pädagogische Arbeit und dafür, dass Kicherers Schule „eine gesundheitsbewusste und drogenfreie Schule“ sei. Nicht nur der Bürgermeister muss hier mit Blick auf Kicherers Kippe im städtischen Aschenbecher grinsen.

Ein Tipp: Endlich gemütliche Hosen tragen

Schuldekan Hinze, die Schulleiter der Stadt Renningen, der Elternbeiratsvorsitzende Mohammed Brojerdi und nicht zuletzt die Lehrerschaft haben dem scheidenden Urgestein nacheinander mit herzlichen Worten gedankt. Kicherer, eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, bedankt sich, dass mit Kritik gespart wird. Die Schüler der Grundschule und der Werkrealschule haben die nachhaltige Vortragszeit mit Liedern und einem Tanz aufgelockert, und selbst Friedrich Schiller persönlich ist in Gestalt der Lehrerin Frau Halder vom Marbacher Sockel gestiegen und hat dem scheidenden Rektor das „Lied von der Schulglocke“ gesungen.

Dass sich seine Schüler so viel Mühe gegeben haben, dass er in den vergangenen Wochen scheibchenweise Abschied nehmen musste, weil jede Woche eine andere Klasse oder Gruppe etwas für ihn vorbereitet hatte, hat Gerhard Kicherer sehr berührt. Trotzdem freut er sich, jetzt mehr Zeit mit seiner Familie und vor allem mit Enkel Adam verbringen zu können. Und vielleicht erfüllt sich auch, was ihm die Schüler einer ersten Klasse gewünscht haben: Zeit zum Reisen haben, vom Drei-Meter-Brett springen und endlich gemütliche Hosen tragen.

Viel Applaus hat Gerhard Kicherer schlussendlich von der Bühne begleitet. Und jeder weiß, dass zwar der Schulleiter Kicherer in den Ruhestand geht, der Rankbachrebell aber noch lange nicht.