Gerhard Richter gilt als der höchstdotierte lebende Maler der Welt. Nun hat er drei große Chorfenster für das Kloster Tholey im Saarland entworfen. Unentgeltlich. Die Anfrage sei ihm willkommen gewesen.

Tholey/Köln - Der Künstler Gerhard Richter (87) hat drei große Kirchenfenster für das Benediktinerkloster im saarländischen Tholey mit großer Freude entworfen. „Die kamen mir wie gerufen. Zufällig“, sagte Richter in Köln in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Denn als der Anruf kam, habe er gerade mit „Mustern gespielt“ - aus seinem Künstlerbuch „Patterns“. „Ich hatte gleich an Kirchenfenster gedacht, als ich mit den Mustern spielte. Wäre eine gute Methode, diese Muster zu verwenden.“

 

Die Entwürfe für die Chorfenster werden am Mittwoch, 4. September, in Tholey erstmals öffentlich vorgestellt. Tholey ist das - mit erster urkundlicher Erwähnung im Jahr 634 - älteste Kloster in Deutschland. Richters unentgeltliche Entwürfe sollen in diesen Tagen in Produktion gehen und im Sommer 2020 eingeweiht werden. Die gotische Abteikirche wird zurzeit renoviert.

Orientalische Muster

Richter habe der Abtei damals gesagt: „Ich versuche es mal und habe es dann versucht und verschiedene Muster gemacht. Drei sind dann richtig geworden“, erzählte er. „Sie sehen aus wie orientalische Muster.“ Wie sind sie entstanden? „Man muss das Buch (Patterns) kennen: Da ist ein abstraktes Bild. Das wird vervielfältigt und geteilt in die Hälfte, in Viertel, in Achtel, in Sechzehntel, in Zweiunddreißigstel und so weiter. Bis es nur noch abstrakte Linien sind. Und aus den abstrakten Linien sind dann später Bilder entstanden.“

Die bunten Bilder seien also durch Zerlegung und Spiegelung quasi „von alleine“ entstanden. „Das Faszinierende ist, dass man da nichts dazu tut. Ich erfinde das nicht, während die Orientalen mussten das ja alles erfinden. Und da hatte es eine Bedeutung.“ Seine Bilder für die knapp vier Meter breiten und knapp elf Meter hohen Fenster dagegen „haben nichts auszusagen“. Sie seien „halb abstrakt, halb erzählerisch“. Und sie zeigten: „Wir müssen da gar nichts glauben und Gott drin sehen, es geht auch so.“ Die Besucher sollten sie einfach nur „schön“ finden.

Kein Leben nach dem Tod

Zu Gott habe er „keine Beziehung“, sagte Richter, der als junger Mann aus der evangelischen Kirche austrat. Dem Christentum stehe er aber nahe. „Ist ja immerhin meine Wurzel. Da komme ich her.“ Wie er sich selbst beschreiben würde? „Ich bin ein Suchender, wie es alle mehr oder weniger sind.“ An ein Leben nach dem Tod glaube er nicht: „Tot ist tot.“ Es sei aber „eine schöne Vorstellung, die die Menschheit sich da erfunden hat: Wenn sie stirbt, dass sie dann in den Himmel kommt“.

Auch die Kirche sei eine „schöne Erfindung“ gewesen. Sie habe „eben diese wunderbaren Bauten gemacht“. Solche Gebäude brauche man heute noch. „Was bisschen mehr Ernst hat und Würde reinbringt ins Leben.“ Richter hat zuvor bereits einmal ein Kirchenfenster entworfen, für den Kölner Dom. Das dortige Fenster im Querhaus wurde 2007 eingeweiht.

Richter reist nicht mehr

Richter war noch nicht in der Benediktinerabtei St. Mauritius in Tholey. Auch zur Vorstellung seiner Entwürfe oder zu der Einweihung 2020 werde er „sicher nicht kommen“. Es gehe ihm zurzeit gesundheitlich nicht so gut. „Deswegen kann ich auch nicht reisen.“ Er sei im Atelier und bereite unter anderem Ausstellungen vor. An neuen Werken arbeite er derzeit nicht.

Der Künstler gilt als bedeutendester Maler Deutschlands. Was er dazu sage? „Aha.“ Und was dies für ihn bedeute? „Im Moment ist es ganz gut für mich, weil es mir nicht so gut geht, (...) und da ist das ein schöner Ausgleich, wenn ich das lese.“ Kunst könne „ein guter Trost“ sein.