Nicht allzu fern von der Praxis suchen Gerhard Strauß und seine Frau, ebenfalls Ärztin, eine Bleibe. 1980 kommen sie so nach Flacht. Hier beginnt das zweite Leben von Gerhard Strauß, denn schon 1984 sitzt er für die SPD im Gemeinderat. Quasi als Sprengkörper zwischen den traditionell starken Listen der Freien Wähler und der Bürgerliste. „Da wird dann immer Sachpolitik gegenüber Parteipolitik abgegrenzt“, erklärt er. „Das ist Unsinn, denn die sogenannte Sachpolitik ist dann meist in Wahrheit Interessenpolitik.“ Wieder so ein Strauß-Satz, mit dem er sich nicht viele Freunde machen dürfte.

 

Aber Freunde finden, das war auch nie das Ziel, sondern die Sache. Er ist kein Netzwerker, sagt er. Gerhard Strauß hat vielmehr eine klare Vorstellung von Weissach, das er als „Ort mit Eigenentwicklung“ bezeichnet. Richtig ins Kämpfen ist er daher immer gekommen, wenn jemand die Gemeinde erweitern wollte – etwa 1985 um einen Golfplatz. Der Bürgermeister war damals dafür, der Landrat auch. „Wir waren massiv dagegen“, erinnert er sich. In einen Computer hat Strauß damals Texte geschrieben, drucken lassen und an alle Haushalte verteilt.

Wo immer Neubau- oder Gewerbegebiete drohten, Strauß hat die Stimme erhoben. Zuletzt war es der Hochwasserschutz und der Damm. Noch in seiner Abschiedsrede hatte er Gutachten und Expertisen zitiert, auch wenn er weiß, dass er diesen Kampf verloren hat. „Es war leider oft nicht möglich, zu diskutieren“, sagt er heute dazu. „Da ist vonseiten des Bürgermeisters keine Böswilligkeit dahinter, aber doch ein sehr geschicktes Taktieren.“

Überhaupt die Bürgermeister. Lucas, Portmann, Riesch, Kreutel. Gerhard Strauß hat sie kommen und gehen sehen. „Bei den Wahlen hat die Bevölkerung nicht schlecht reagiert, die Abwahlen waren immer gerechtfertigt.“ Und wo war der Gemeinderat bei all den Skandalen, die Weissach derzeit aufarbeiten muss – Strauß versteht, dass sich manche diese Frage stellen. „Wann immer ich Unregelmäßigkeiten festgestellt habe, habe ich das Rathaus oder das Landratsamt kontaktiert“, sagt er heute. „Aber auch ich frage mich, wo ich besser hätte einsteigen können.“ Da zeigt sich, welch hohe Anforderungen gerade die Kommunalpolitik stellt.

Es braucht viel Sachverstand, viel Engagement, aber auch viel Empathie. Gerhard Strauß hat das in 33 Jahren festgestellt, jetzt bleibt dem 70-Jährigen nur noch, das als Vermächtnis an seine Nachfolger zu formulieren.

Drehbücher fürs Fernsehen

Zum Beispiel der Film. „Ja, ich hab Drehbücher fürs Fernsehen geschrieben“, erzählt Gerhard Strauß zum Beispiel von einer Zeit, die er als „Zwischenetappe“ bezeichnet. Einen kompletten Spielfilm hat er zum Beispiel verfasst, auch wenn er dafür eine Absage bekommen hatte. Es wurde dann der „Ratgeber Gesundheit“ der ARD, für den Strauß viele Beiträge produziert hat, über Alzheimer, über Migräne. Als studierter Mediziner war er vom Fach, beendet aber diese Karriere schließlich.

„Ich hab mir gesagt: jetzt hast du schon das Studium, jetzt willst du auch als Arzt arbeiten“, erinnert er sich. Im Raum Stuttgart sucht er daher eine Praxis, wird schließlich in Leonberg fündig. Gerhard Strauß ist Neurologe und Psychiater, denn das sei eine sehr „vielfältige“ Disziplin, erklärt er. „In der Psychologie lernt man das komplexe Wesen des Menschen kennen, das hat mich fasziniert.“ Tagsüber kümmert er sich fortan um Schädel-Hirn-Traumata und Schlaganfälle, abends fährt er ins Leonberger Krankenhaus und behandelt Suizid-Patienten.

1980 kommt Gerhard Strauß nach Flacht

Nicht allzu fern von der Praxis suchen Gerhard Strauß und seine Frau, ebenfalls Ärztin, eine Bleibe. 1980 kommen sie so nach Flacht. Hier beginnt das zweite Leben von Gerhard Strauß, denn schon 1984 sitzt er für die SPD im Gemeinderat. Quasi als Sprengkörper zwischen den traditionell starken Listen der Freien Wähler und der Bürgerliste. „Da wird dann immer Sachpolitik gegenüber Parteipolitik abgegrenzt“, erklärt er. „Das ist Unsinn, denn die sogenannte Sachpolitik ist dann meist in Wahrheit Interessenpolitik.“ Wieder so ein Strauß-Satz, mit dem er sich nicht viele Freunde machen dürfte.

Aber Freunde finden, das war auch nie das Ziel, sondern die Sache. Er ist kein Netzwerker, sagt er. Gerhard Strauß hat vielmehr eine klare Vorstellung von Weissach, das er als „Ort mit Eigenentwicklung“ bezeichnet. Richtig ins Kämpfen ist er daher immer gekommen, wenn jemand die Gemeinde erweitern wollte – etwa 1985 um einen Golfplatz. Der Bürgermeister war damals dafür, der Landrat auch. „Wir waren massiv dagegen“, erinnert er sich. In einen Computer hat Strauß damals Texte geschrieben, drucken lassen und an alle Haushalte verteilt.

Wo immer Neubau- oder Gewerbegebiete drohten, Strauß hat die Stimme erhoben. Zuletzt war es der Hochwasserschutz und der Damm. Noch in seiner Abschiedsrede hatte er Gutachten und Expertisen zitiert, auch wenn er weiß, dass er diesen Kampf verloren hat. „Es war leider oft nicht möglich, zu diskutieren“, sagt er heute dazu. „Da ist vonseiten des Bürgermeisters keine Böswilligkeit dahinter, aber doch ein sehr geschicktes Taktieren.“

Überhaupt die Bürgermeister. Lucas, Portmann, Riesch, Kreutel. Gerhard Strauß hat sie kommen und gehen sehen. „Bei den Wahlen hat die Bevölkerung nicht schlecht reagiert, die Abwahlen waren immer gerechtfertigt.“ Und wo war der Gemeinderat bei all den Skandalen, die Weissach derzeit aufarbeiten muss – Strauß versteht, dass sich manche diese Frage stellen. „Wann immer ich Unregelmäßigkeiten festgestellt habe, habe ich das Rathaus oder das Landratsamt kontaktiert“, sagt er heute. „Aber auch ich frage mich, wo ich besser hätte einsteigen können.“ Da zeigt sich, welch hohe Anforderungen gerade die Kommunalpolitik stellt.

Es braucht viel Sachverstand, viel Engagement, aber auch viel Empathie. Gerhard Strauß hat das in 33 Jahren festgestellt, jetzt bleibt dem 70-Jährigen nur noch, das als Vermächtnis an seine Nachfolger zu formulieren.