Gerhard Wanner aus dem Silberberg hat heute Geburtstag.

Leonberg - Es wird voll werden in dem Restaurant, in dem Gerhard Wanner am heutigen Samstag seinen 80. Geburtstag feiert. Nicht weniger als 77 Gäste hat er eingeladen. Dass er die Einladungen sowie die Tischkarten selbst gestaltet hat, ist Ehrensache – und zwar nicht am Computer, sondern noch nach guter alter Art mit Setzkasten und Druckerpresse. Der gelernte Schriftsetzer und Werbegrafiker bezeichnet sich selbst gern als „Gutenbergs letzten Jünger“. Sagenhafte 385 Schriftsetzerkästen und zwei Andruckpressen stehen bei ihm in Haus und Garten, er hat sie aus ganz Deutschland zusammengetragen.

 

Als Gerhard Wanner 1939 geboren wurde, stand Deutschland kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Der Familie ging es glücklicherweise besser als vielen anderen, weil seine Onkel Landwirtschaften betrieben und daher stets Milch und Butter vorhanden waren. „Ich habe keinen Hunger gelitten“, erinnert er sich noch. Nach dem Besuch der Spitalschule begann er im Alter von 14 Jahren eine Schriftsetzerlehre, weil sein Vater in einer Druckerei in Stuttgart Arbeit gefunden hatte. Während Gerhard Wanner das Technische leicht von der Hand ging, wäre er fast an der Sprache gescheitert: In der Zwischenprüfung hatte er im Zeugnis eine Fünf in Deutsch. „Da hat mein Chef damals geschimpft, mir dann aber den Unterricht auf der Abendschule gezahlt.“

Mit 63 ist Schluss mit der Arbeit

Regelmäßig kamen damals Studenten der Stuttgarter Kunstakademie in seine Firma und waren von seinen Arbeiten so begeistert, dass sie ihm empfahlen, es doch mit einem Studium als Gestalter zu probieren. „Meine Eintrittskarte in die Kunstakademie war damals eine Zeitschrift für Luftfahrt, die ich gestaltet hatte. Die kam bei den Professoren sehr gut an“, erzählt er. Über eine Anzeige am „schwarzen Brett“ fand er dann eine Stelle bei Daimler-Benz, wo er von 1962 an 40 Jahre lang in der Werbeabteilung arbeitete. „Das war ein wunderschönes Geschäft, hauptsächlich habe ich die Geschäftsberichte und die Pkw-Kataloge gestaltet“, erzählt Gerhard Wanner.

Gegen die Arbeit am Computer hat er sich bis zuletzt gewehrt. Dennoch hätte ihn Daimler-Benz gerne noch über die Rente hinaus als Berater behalten, doch mit 63 Jahren zog Gerhard Wanner einen Schlussstrich unter sein Arbeitsleben. Langweilig ist ihm dennoch nicht: Zusammen mit seiner Frau Lore, die als Hobbymalerin ebenfalls eine kreative Ader hat, freut er sich über drei Töchter, acht Enkel und einen Urenkel.

„Mich hat es nie weggezogen“

Zudem ist er glücklich, wenn er in seinem Gartenhäuschen, an das er den Schriftzug „Setzkasten“ angebracht hat, seiner Fantasie freien Lauf lassen kann und Buchstaben kunstvoll auf Fotos, Schilder oder Fliesen verewigen kann. Seinen Fliesen, von denen er jedes Jahr eine gestaltet hat, hat die Stockmayer-Stiftung in Stuttgart sogar eine Ausstellung gewidmet. Und regelmäßig ist die Krippe im Garten am 23.  Dezember Teil des lebendigen Adventskalenders in Leonberg.

Nicht nur seiner Firma hat er sein Leben lang die Treue gehalten, sondern auch dem Silberberg. Er lebt noch heute in dem Haus, das seine Eltern gebaut haben. Auch seine Frau ist eine Silberbergerin, sie hat „nur drei Häuser weiter“ gewohnt, als er sie kennenlernte. „Mich hat es nie weggezogen“, sagt Gerhard Wanner. Gesundheitlich hat es der liebe Gott gut mit ihm gemeint: Er hat zwar seit 15 Jahren eine künstliche Herzklappe und muss Blutverdünner nehmen, doch abgesehen davon feiert er seinen 80. Geburtstag bei bester Gesundheit.