Das Landgericht Stuttgart hat einen Waiblinger in die Psychiatrie eingewiesen. Er hatte einen Schwelbrand gelegt und einen Polizisten mit dem Auto mitgeschleift.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Waiblingen - Als sie am Morgen des 12. Dezember 2015 zu einem Schwelbrand in Waiblingen gerufen wurden, ahnten die Polizisten und Feuerwehrleute noch nicht, was auf sie zukommen würde. Wenig später wurde ein Beamter mit einem Auto mitgeschleift, zwei Feuerwehrleute wurden fast überfahren. Die Erste Schwurgerichtskammer des Landgerichts Stuttgart hat den Mann, der für den Vorfall verantwortlich ist, jetzt in eine Psychiatrie zwangseingewiesen. Auch seinen Führerschein muss er abgeben.

 

Der Angeklagte hatte die Vorwürfe von Anfang an eingeräumt. Er ist seit mindestens 2008 psychisch krank, eine Gutachterin stellte bei ihm eine schizoaffektive Störung fest. Der damals 39-jährige Angeklagte hatte vor einem halben Jahr seine Medikamente aus Angst vor Nebenwirkungen abgesetzt. Nachdem er sich schon am Vorabend Freunden gegenüber seltsam verhalten hatte, zeigte sich die Krankheit am Morgen des 12. Dezember wieder. In seinem Wahn glaubte er, ein Bekannter wolle ihn töten. Er rief die Polizei an – die Beamten unternahmen aber nichts, weil sie keinen Hinweis auf eine bevorstehende Tat sahen. Dann glaubte der Waiblinger, Stimmen zu hören, die ihm befahlen, sein bisheriges Leben niederzubrennen und neu anzufangen. Er setzte den Befehl um.

Gericht sieht keine Tötungsabsicht

In der Wohnung in einem Mehrfamilienhaus, die er mit seiner Freundin bewohnte, zündete er einen Adventskranz an und warf ihn aufs Sofa. Dann flüchtete er aus dem Haus, rammte mit dem Auto das Garagentor und andere Fahrzeuge. In seinem Wahn wollte er einen Bekannten in Backnang zur Rede stellen, der ihn – so seine Einbildung – umbringen wolle. Weil dieser nicht zu Hause war, kehrte er zur brennenden Wohnung zurück.

Dort lief schon die Fahndung nach ihm. Ein Polizist, der ihn auf der Straße erkannte, versuchte, den Zündschlüssel des Wagens abzuziehen. Dafür beugte er sich durch das Autofenster. „Ich bin erschrocken und habe Gas gegeben“, sagte der Angeklagte vor Gericht. Er schleifte den 55-jährigen Beamten rund 20 Meter weit mit, der Polizist trug Schürfungen und Prellungen davon. Zwei Feuerwehrleute konnten dem Auto nur äußerst knapp ausweichen.

Unter Tränen hatte der Angeklagte beim Prozessauftakt beteuert: „Ich wollte niemanden umbringen.“ Die Staatsanwaltschaft sah das anders und warf ihm neben schwerer Brandstiftung auch versuchten Mord vor. Das Gericht konnte keine Tötungsabsicht erkennen – wohl aber, dass der Beschuldigte in seinem Wahn andere Menschen in Lebensgefahr gebracht hatte.

Die Prognose für den Schuldunfähigen sieht nicht allzu gut aus. „Aber Sie haben die Chance, die Krankheit in den Griff zu bekommen, wenn Sie sich auf eine Behandlung einlassen. Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Zukunft“, sagte die Vorsitzende Richterin zum Abschluss.