Das Wohnheim für Flüchtlinge ist planerisch auf dem Weg. Verwaltung und Gemeinderäte hoffen auf Zuschüsse des Landes für gut zwei Millionen Euro Baukosten.

Gerlingen - An der Weilimdorfer Straße soll neben dem seit vielen Jahren bestehenden Haus für Obdachlose ein ähnliches Haus für Flüchtlinge entstehen. Es soll 72 Menschen aufnehmen können, jeweils vier in 18 Zweizimmerwohnungen von knapp 50 Quadratmetern. Zwei Ausschüsse des Gerlinger Gemeinderats haben ihr Plazet dafür gegeben, dass entweder der Gemeinderat am 17. Dezember den Auftrag vergibt oder dies der Bürgermeister später im Auftrag tun kann. Die Verwaltung will „jetzt keine Fehler machen“, so die Erste Beigeordnete Martina Koch-Haßdenteufel – der Auftrag darf erst vergeben werden, wenn der Zuschuss genehmigt ist. Die Stadt will sich darum bemühen, in das angekündigte Landesförderprogramm für Flüchtlingsunterkünfte aufgenommen zu werden. Es geht um 450 000 Euro. Vergeben werde nach dem „Windhundprinzip“.

 

Weitere Arbeiten außer dem Hausbau

Eine Firma aus Rottenburg am Neckar hat das günstigste Angebot für das Holzhaus abgegeben, das ein halbes Jahr nach Auftragsvergabe bezugsfertig sein soll. Dieselbe Firma hatte vor Jahren die Obdachlosenunterkunft gebaut. Das neue Gebäude soll 1,13 Millionen Euro kosten, laut Stadtbauamt beläuft sich das Budget im Haushaltsplan auf fast das Doppelte: 2,05 Millionen Euro. Es seien nämlich außer dem reinen Haus noch umfangreiche weitere Arbeiten notwendig. Zudem sei „die Ausstattung nicht inbegriffen“, so der Stadtbaumeister Rolf Eberhart, „die komplette Einrichtung kommt hinzu, die Leute haben schließlich überhaupt nichts.“ Drei der neun angefragten Firmen hätten kein Angebot abgegeben, weil sie ausgelastet seien. Eine Containerbauweise habe man wegen der kurzen Lebenszeit ausgeschlossen.

Eine Heizung muss in den Holzbau noch eingebaut werden – bei der Gelegenheit will man eine gemeinsame neue Heizanlage für beide Häuser schaffen. Die Gastanks sind dann überflüssig. Und eine Sonnenstromanlage müsse aufs Dach, um den Bestimmungen und „erheblichen Auflagen des Landratsamts“ nachzukommen, so Eberhart im Technischen Ausschuss. Zudem sind ein Kinderspielplatz und zahlreiche neue Bäume vorgesehen. Dennoch stellte Eberhart in Aussicht, dass man das Budget nicht komplett ausschöpfen müsse.

Gemeinschaft im Familienzentrum

Bei der Diskussion zur Baugenehmigung äußerte Achim Breit (Grüne) die Sorge, es könne „eine Art Ghetto“ entstehen, man dränge die Menschen an den Rand. Wohnraum für Flüchtlinge in der Innenstadt sei sinnvoller. Zudem vermisse er in dem neuen Haus Gemeinschaftsräume; danach fragte auch Joachim Hessler von den Grünen im Finanzausschuss. Das neue Familienzentrum in der Blumenstraße biete als Begegnungsort „ideale Voraussetzungen“, entgegnete der Bürgermeister Georg Brenner im Technischen Ausschuss, so entstehe ein „größerer Integrationseffekt“. Eine Alternative zum neuen Haus für Flüchtlinge gebe es nicht: In der Stadt gebe es keine alten Häuser mehr, die sofort zu belegen seien, „wo wir planen, sind andere Nutzungen vorgesehen“. Brigitte Fink (SPD) entgegnete dem Grünen-Fraktionsvorsitzenden, er solle die Sache „nicht schlecht reden“. „Wir stellen da ein anständiges Haus hin“, um das neue Haus sei „sehr viel Leben herum“.

Laut Andreas Lederer (CDU) hat die Stadt „Glück gehabt“, man habe ein gutes Angebot und bekomme einen Zuschuss. Horst Arzt (Freie Wähler) will die Kosten genau aufgeschlüsselt haben, bis hin zu den Kühlschränken und Waschmaschinen.