Der Gerlinger Schultes Georg Brenner nimmt den ungarischen Verdienstorden nicht an, mit dem er anlässlich des Bundesschwabenballs am 20. April in Gerlingen ausgezeichnet werden sollte. Er tut dies mit Verweis auf die Politik Ungarns ab. Diese habe in den vergangenen Wochen eine Entwicklung genommen, die er nicht mittragen könne.

Gerlingen - Der Gerlinger Bürgermeister Georg Brenner sollte anlässlich des Bundesschwabenballs am 20. April in Gerlingen mit dem ungarischen Verdienstorden ausgezeichnet werden. Doch Brenner lehnt die Auszeichnung mit Verweis auf die Politik Ungarns ab. Diese habe in den vergangenen Wochen eine Entwicklung genommen, die er nicht mittragen könne.

 

Dies hat er unter anderem dem ungarischen Generalkonsul Tamás Mydlo mitgeteilt. Der hat bisher ebenso wenig reagiert wie der Bürgermeister aus Gerlingens ungarischer Partnerstadt Tata. Brenner hatte seinen Amtskollegen József Michl nahezu gleichlautend informiert. In dem Brief heißt es, die ungarische Politik habe sich „weiter von der Europäischen Union und den demokratischen Grundrechten entfernt, als je zuvor.“ Brenner verweist auf die Strafmaßnahmen, die die EU in Erwägung gezogen hat, nicht nur weil Haushalts- und Währungsrichtlinien missachtet, sondern weil auch die Unabhängigkeit der Justiz und die Pressefreiheit angegriffen wurden. Hinzu komme, „dass innenpolitisch unter anderem durch die neue Verfassung ein nationalstaatlicher Schwerpunkt gesetzt“ worden sei. Nationalismus habe aber „ in unserem heutigen Europa keinen Platz mehr, sichern wir doch unseren Frieden und unsere wirtschaftliche Stärke durch Anerkennung, Toleranz, gegenseitige Wertschätzung und gemeinsame Werte“.

Brenner hatte sich vor seiner Absage mehrere Wochen Bedenkzeit genommen. Denn immerhin entspricht der Verdienstorden der Republik Ungarn dem deutschen Bundesverdienstkreuz. Schon im November vergangenen Jahres war er vom Generalkonsulat in München über die geplante Verleihung informiert worden, Gründe waren allerdings nicht genannt worden. Brenner vermutet, dass seine Verdienste um die deutsch-ungarische Verständigung gewürdigt werden sollten: Gerlingen hat seit 44 Jahren die Patenschaft für die Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn (LdU) und feierte jüngst das 25-jährige Bestehen der Partnerschaft mit Tata. Mit dessen Bürgermeister József Michl ist Brenner befreundet. Pikant dabei: Michl war es wohl, der die Ehrung initiiert hatte.

Brenner ist sich bewusst, dass er seinem Bürgermeisterkollegen und auch vielen anderen Freunden aus Ungarn nicht unbedingt eine Freude macht. „Doch eine Freundschaft muss das aushalten.“ Möglicherweise werde die ein oder andere Brücke zunächst abgebrochen, spekuliert er. Aber der Beziehung zu Michl werde dies keinen Abbruch tun, wenngleich auch er Orbáns Fideszpartei angehöre.

Der Gerlinger Gemeinderat unterstützt Brenners Haltung. Die LdU äußert sich vorsichtig. Er könne das Vorgehen nachvollziehen, zumal ein Repräsentant einer Stadt darauf achten müsse, welche Ehrung er annehme, meint der Bundesvorsitzende Klaus Loderer. Der Leiter des ungarischen Kulturinstituts in Stuttgart, László Ódor hingegen kritisiert Brenner: Es sei eine „lächerliche Angst, dass die Demokratie und die Freiheit in Ungarn in Gefahr ist“.