Der Neubürgerabend in Gerlingen hat sich im Lauf der Jahre zum echten Publikumsmagneten entwickelt. Wieder kamen 120 Neu-Gerlinger, um sich über ihre neue Heimatstadt zu informieren.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

gerlingen - Ein Neubürgerabend ist für den Gastgeber in der Regel ein echtes Heimspiel. In Gerlingen kommen zu diesen Abenden obendrein aber auch noch von Mal zu Mal mehr Gäste. 500 Einladung hatte die Stadt für Montagabend verschickt, zugesagt haben 120 Neu-Gerlinger. Das Heimatmuseum war so voll wie noch nie zu diesem Anlass. Improvisierte Bierbank stand an Bierbank. Und das gleich in zwei Räumen. Dicht an dicht saßen die Frauen und Männer vor den Vitrinen des Museums, die von Mobilität, Auswanderung und Zuwanderung quer durch die Jahrhunderte erzählen – und hörten selbst gespannt von der Historie ihrer neuen Heimatstadt.

 

Umzugsgrund: Bosch, die Kliniken und das schöne Grundstück

Die Zuzügler haben Gerlingen gewählt, weil sie etwa auf der Schillerhöhe eine Anstellung als Ärztin bekommen haben, wie eine junge Frau sagt. Sie arbeiten in der Bosch-Konzernzentrale, „von der aus das weltweite Geschäft des Konzerns koordiniert wird“, wie der Bürgermeister stolz in seinen Vortrag einfließen lässt. Oder sie haben hier wie die Erzieherin Julia Hartmann die erste eigene Wohnung bezogen. Andere haben in der 19 400 Einwohner starken Gemeinde endlich den Bauplatz gefunden, den sie schon lange in der Region gesucht haben. So wie Stefan und Ilona Krey, die Stuttgart-Möhringen den Rücken gekehrt haben und nun sehr zufrieden wirken. „Wir haben so gebaut“, verrät der Hobby-Autorestaurator, „dass wir hier alt werden können.“ Der Bürgermeister wird’s gerne hören.

Er hat in seinem Vortrag zuvor weit ausgeholt, begann er doch beim Mammut, das vor 12 000 Jahren wohl das erste Lebewesen auf heutiger Gerlinger Gemarkung war. Dann ging es in dem Schnellkurs Lokalgeschichte um Gerlingens erste Erwähnung in einer Urkunde aus dem Kloster Lorsch im Jahr 797 nach Christus. 1308 wurde der Ort dann nach Württemberg verschenkt. Und auch wenn die Beteiligung der Gerlinger zu Zeiten des Absolutismus unter Carl Eugen unschön war, kann sie den Bürgermeister heute doch stolz sagen lassen: die Gerlinger haben das Schloss Solitude mitgebaut. 1942 hat es ihnen Stuttgart allerdings weggenommen.

Im Schnelldurchlauf durch die Stadtgeschichte

Die Familie Schiller, das Wirken der Missionare und der Bevölkerungsanstieg durch die Vertriebenen nach Ende des Zweiten Weltkriegs – all das blitzte in Brenners Vortrag auf. Dass sich aber auch die Neubürger untereinander viel zu sagen haben, wurde spätestens deutlich, als Brenner geendet hatte. Bei Hefezopf und Rotwein stieg der Lärmpegel im Heimatmuseum schlagartig an. Ganz so, wie es sich die Veranstalter gewünscht haben.

In der Fragerunde ging es dann unter anderem um die Höhe der Betreuungsgebühren und das Einhalten von Tempo 30. Eine mobile Geschwindigkeitsanzeigetafel wird aufgrund der Anregung wohl wieder durch die Wohngebiete touren. Und Brenner verriet, dass er sich für den neu gestalteten Breitwiesensee einen Springbrunnen wünsche, wegen des Sauerstoffs. Aber den muss der Gemeinderat erst absegnen. Da unterscheidet sich Gerlingen nicht von den anderen Gemeinden.