In einer Abteilung des Krankenhauses hat es in den vergangenen Monaten Irritationen gegeben, nahezu die gesamte Riege von Ober- und Fachärzten hat offenbar gekündigt. Die Geschäftsführung will den Vorgang nicht kommentieren.

Böblingen: Carola Stadtmüller (cas)

Gerlingen - Am vergangenen Freitag hat sich die Geschäftsführung des Robert-Bosch-Krankenhauses vom Chefarzt der Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin der Klinik Schillerhöhe getrennt. Der Chefarzt sei seitdem nicht mehr im Klinikum, teilte sein Sekretariat am Mittwoch auf Nachfrage mit. Bereits am Montag waren die Fachärzte und das Pflegepersonal der Klinik Schillerhöhe über diese Entscheidung informiert worden.

 

Die Geschäftsleitung des zum Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus gehörenden Lungenspezialklinikums will sich „nicht zu internen Personalangelegenheiten“ äußern. Fred Guha, der Betriebsratsvorsitzende des Robert-Bosch-Kranken-hauses, der auch die Arbeitnehmer auf der Schillerhöhe vertritt, bestätigt den Vorgang allerdings. Er berichtet, die Geschäftsleitung habe dem Gremium die Entscheidung bekannt gegeben. Zu den Gründen könne er aber nichts sagen. „Wir werden die Situation weiter begleiten, auch was die Nachfolge und die betrieblichen Abläufe in der Abteilung betrifft“, sagt der Betriebsratschef Guha.

Vorwürfe wegen Mobbings

Der Chefarzt meldete sich nach einer Anfrage über sein Sekretariat bei unserer Zeitung, wollte aber zum Sachverhalt selbst zunächst nichts sagen. Dann aber äußerte er sich dahin gehend, dass er die Trennung und das, was ihm vorgeworfen werde, „vollkommen anders“ sehe. „Ich werde das auch mit Fakten belegen“, fügte er hinzu. Er sei schon davon ausgegangen, dass „so etwas passiert“, dass „jemand die Öffentlichkeit informiert“. Allerdings „sitzen Sie Fehlinformationen“ auf, sagte er. Darüber hinaus wolle er sich aber inhaltlich zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.

Dass er nicht mehr an der Spitze der Abteilung steht, ist nach Informationen unserer Zeitung eine Reaktion der Klinikleitung auf zunehmende Probleme dort. Nahezu die gesamte Riege der Ober- und Fachärzte hat offenbar in der etwa ein Jahr währenden Amtszeit des Chefarztes die Kündigung eingereicht. Darunter sind Mediziner, die seit zehn und mehr Jahren auf der Schillerhöhe gearbeitet haben und dem Haus tief verbunden waren. Zwei Oberärzte, die auch bereits gekündigt haben, bleiben noch bis zum kommenden Frühjahr.

Von einer schlechten Amtsführung auf der menschlichen Ebene ist die Rede – die Vorwürfe reichten von selektiven Anfeindungen bis zu andauerndem Mobbing. Unbestätigten Aussagen zufolge hat es im Laufe des vergangenen Jahres mehrere moderierte Gespräche mit dem Betriebsrat gegeben, die aber ergebnislos geblieben sind.

Sensibler Bereich

Aber auch aufgrund seiner Personalpolitik sei der Chefarzt in die Kritik geraten, der bereits an mehreren Häusern in gesamten Bundesgebiet tätig war, auch in Führungspositionen. Er habe frei werdende Stellen vornehmlich mit Medizinern besetzt, deren Muttersprache nicht Deutsch sei. Dies sei durchaus ein Problem in einem so sensiblen und speziellen Bereich wie der Lungenanästhesie.

Eine Sprecherin der baden-württembergischen Krankenhausgesellschaft Stuttgart, einem Verband für die Krankenhäuser sowie die Reha- und Pflegeeinrichtungen des Landes, erklärt: „Wir wissen, dass es extrem schwierig ist, frei werdende Stellen zu besetzen. Je spezieller die Anforderungen sind, desto schwieriger ist das.“ Allerdings sagt die Sprecherin auch, dass Patienten sicher sein könnten, dass Ärzte mit nicht deutschen Wurzeln die Arbeit genauso erledigen könnten wie ihre deutschen Kollegen. Alle Ärzte mit einem ausländischen Abschluss müssen bei den Regierungspräsidien eine Zulassung beantragen. „Wir prüfen das sehr streng. Auch die Sprachkenntnisse werden abgefragt“, sagt Peter Zaar, der Sprecher des Stuttgarter Regierungspräsidiums.

Die Ärzte und das Pflegepersonal auf der Schillerhöhe sind dem Vernehmen nach schockiert. Ihre Sorge gilt dem weiteren Betrieb – wie ein reibungsloser Ablauf im Operationssaal garantiert wird, wenn kaum mehr Personal da ist. Als Interimslösung hat offenbar der Anästhesie-Chef des Robert-Bosch-Krankenhauses die Leitung der Gerlinger Abteilung übernommen.