Derzeit folgt eine Veranstaltung auf die nächste, und müde scheinen die Menschen nicht zu werden, sie zu besuchen. Im Strohgäu ist jetzt am Wochenende einiges los – Veranstaltungen, auf die aber nicht nur die Bürgerinnen und Bürger sehnsüchtig gewartet haben.
Dass nach dem runden Geburtstag des Gerlinger Straßenfestes anno 2019 eine Pandemie über die Welt hereinbricht, die alles lahmlegt und erstmals den Festbetrieb in den Folgejahren verhindert, damit konnte Siegfried Hahn wahrlich nicht rechnen. Der Vorsitzende des Festausschusses geht dafür davon aus, dass die 41. Auflage am Samstag und am Sonntag auf dem Rathausplatz und in der Hauptstraße wieder ein Erfolg wird. Die Bürgerinnen und Bürger würden sich auf ein großes Fest wie dieses freuen, bekomme er in Gesprächen zu hören, wie der 62-Jährige sagt. Und er stellt fest, dass die kleineren Feste im Ort zuletzt immer gut besucht gewesen seien. So sei etwa das zweitägige Seefest des FC Gerlingen im Juli in den Breitwiesen, dessen Vizevorstand Siegfried Hahn ist, „gerammelt voll“ gewesen: Sicher 600 bis 700 Menschen seien pro Tag gekommen – „mehr als vor Corona“.
Am Straßenfest beteiligen sich, wie sonst auch, mehr als 30 Vereine. Bedenken wegen Corona habe beim ersten Vorbereitungstreffen im April keiner geäußert, berichtet Siggi Hahn. Im Gegenteil: „Für die Vereine ist es sehr wichtig, sich bei Festen zu präsentieren und die Kassen zu füllen“, sagt der 62-Jährige, der gar von „überlebenswichtig“ spricht. So dürfte es vielen Vereinen gehen. Der FC zum Beispiel habe pandemiebedingt alle Rücklagen aufgebraucht – wenngleich er weder Mitglieder verloren noch Forderungen nach Rückzahlungen von Beiträgen gehabt habe. Da kommt ein Fest also mehr als gelegen, das einem Verein – je nach Größe des Standes – Hahn zufolge durchaus 2000 bis 5000 Euro Einnahmen bescheren kann.
Ein Wermutstropfen bleibt
Doch trotz der Freude, ein Wermutstropfen bleibt: die mühsame Suche nach Freiwilligen. „Jeder jammert. Das ist nach wie vor ein Problem“, sagt Siegfried Hahn. Gerade am Samstagabend wolle keiner schaffen. Rund 40 Helferinnen und Helfer hat der FC dennoch zusammentrommeln können. So viele benötigen die anderen Vereine in etwa auch. Es seien beim FC vorwiegend Ältere, die anpacken, „der Nachwuchs lässt auf sich warten“, bedauert Siegfried Hahn – obwohl bei den Fußballern durchaus jüngere Mitglieder aktiv seien.
Das Straßenfest beginnt am Samstag um 15 Uhr. Dirk Oestringer (parteilos) vollzieht als Bürgermeister den Fassanstich zum ersten Mal, der Musikverein Stadtkapelle spielt bis 17 Uhr. Zeitgleich kommt bis 20 Uhr ein Straßenclown. Der Festbetrieb mit noch mehr Musik geht bis Mitternacht. Am Sonntag ist das Straßenfest von 11 bis 18 Uhr.
In Korntal-Müchingen, Stadtteil Münchingen, dreht sich am Sonntag alles um die Kunst. „Made in Münchingen 3.0“ lautet das Motto – der Kunsttag findet zum dritten Mal statt. Organisator ist Gvido Esmanis, selbst freischaffender Künstler. „Kunst ist Nahrung für die Seele. Sie braucht ihren Raum auch und gerade in schwierigen Zeiten“, sagt er. Er will die Menschen miteinander ins Gespräch bringen, die Kunst solle das Vehikel sein. Deshalb sind auf dem Plan im Flyer auch nicht alle Straßennamen benannt, so bestehe immerhin die Möglichkeit, dass sich die Besucher durchfragten. Er wünscht sich für den Tag eine „positive Atmosphäre“, wie 2016 und 2018, sagt Esmanis. Und dass es den Menschen gelingt, „für ein paar Stunden durchzuatmen“.
Rund 30 Künstlerinnen und Künstler stellen in Münchingen aus, bis auf wenige Ausnahmen sind alle aus Münchingen. „Die Gäste erwartet ein großer Spannungsbogen von Hobby- und Profikünstlern.“ Er wolle die „Vielfalt, die in Münchingen steckt, an die Oberfläche bringen“. Ob Landschaftsmalerei oder Skulptur, ob Arbeiten, die sich dem Betrachter schnell erschließen, erst auf den zweiten Blick oder auch gar nicht – die Ausstellung sei „sehr breit gefächert“.
Ein Angebot an alle
Er wolle keine „Art Karlsruhe“ schaffen, sagt Esmanis. Dort stehen Klassische Moderne und Gegenwartskunst im Fokus. In Münchingen solle sich jeder angesprochen fühlen können. Umso schöner wäre es, wenn dann Menschen ihre Freude an der Kunst entdeckten, die sich bisher nicht dafür interessierten. Bei den Künstlern jedenfalls werde die Bereitschaft groß sein, sich auf das Publikum einzulassen. Sie seien nach der Corona-Pause „dankbar, sich wieder präsentieren zu dürfen“, stellt der Organisator fest. Gleichwohl ist er davon überzeugt, dass auch die Menschen „danach dürsten, rauszugehen und etwas zu erleben“.
Just auf dieses Bedürfnis will er eingehen. Er wolle dem Ort etwas zurückgeben, in dem er vor 35 Jahren so positiv aufgenommen worden sei, sagt Esmanis. Dazu gehört auch, dass an manchen Orten Musik erklingt und verborgene Orte sichtbar werden, wie etwa die ausgebaute Tenne der Bürgerstube Lamm oder das Schloss, wo das DRK zeige, das Leben zu retten keine Kunst sei.
„Meine Hoffnung ist, dass die Menschen Aha-Erlebnisse haben, mit offenen Augen und Mündern ein anderes Münchingen kennenzulernen“, sagt der Organisator und Künstler. Mit dem Gottesdienst „Kunst-voll-Glauben“ um 9.45 in der Johanneskirche beginnt der Kunsttag. Die Ateliers öffnen um 11 Uhr.
Was sonst noch los ist
Gerlingen
Die Umbenennung des „Neuen Platzes“ in „Europaplatz“ und die Taufe des „Albrecht-Sellner-Brunnens“ finden am Samstag, 10. September, um 11 Uhr, an der Stadtbahnendhaltestelle statt. Als Symbol der Verbundenheit mit Europa und als klares Bekenntnis zur Europäischen Union werde die Umbenennung im Beisein der Freunde aus den Partnerstädten Vesoul, Tata und Seaham sowie der mit Gerlingen freundschaftlich verbundenen Stadt Gefell (Thüringen) stattfinden, teilt die Rathaussprecherin mit. Zudem werde der Brunnen auf dem Platz zu Ehren des von 1983 bis 1999 amtierenden Gerlinger Bürgermeisters und Ehrenbürgers den Namen „Albrecht-Sellner-Brunnen“ erhalten. Auf Sellners Initiative gibt es etliche Brunnen und Skulpturen im öffentlichen Raum.
Korntal-Münchingen
Nicht nur der Stadtteil Münchingen, auch der Stadtteil Korntal ist an diesem Wochenende in Feierlaune. Und das idealerweise am Samstag, sodass man sich im Zweifel nicht entscheiden muss zwischen dem Kunsttag am Sonntag und dem Sommerfest des TSV Korntal am Tag zuvor, nämlich am 10. September. Los geht es um 11 Uhr beim Sportplatz Jahnstraße. Die Besucherinnen und Besucher erwartet unter anderem eine Hüpfburg für Kinder, ein Menschenkicker und eine Torwand.
Ditzingen
Am Samstag, 10. September, findet die erste „Kulturnacht am Laien“ statt, bei der die Einrichtungen rund um den Laien ihre Türen öffnen. Im Rathaus, im Stadtmuseum, in der Stadtbibliothek, der Städtischen Galerie oder dem Treffpunkt Adler wird auch Kultur angeboten, die dort sonst nicht zu erleben ist. Beginn ist um 18 Uhr mit Oberbürgermeister Michael Makurath. Das Rathaus wird zum Arthaus, Werke der städtischen Kunstsammlung werden gezeigt. Um 19 Uhr spielt das Wekenmann-Kühn-Graf-Trio, um 20 Uhr geht Magda Kroenke auf die Kunst der Hutmacherei ein, um 21 Uhr spielt die Marion & Sobo Band Gypsy Jazz. In der Stadtbibliothek tritt von 19 Uhr an das Duo „Die Mademoiselles“ auf. Es erklingen lyrischer Gesang und Klavierstücke. Eintritt: acht Euro. Um 23 Uhr gibt es ein literarisches Betthupferl. In der Jugendbibliothek wird von 21 Uhr bis Mitternacht gespielt, ob Brettspiel oder an der Gaming Wall. Im Treffpunkt Adler zeigt die Fotogruppe „Kunst und Natur“. In der Galerie werden von 19 Uhr an Werke von Barbara Holder-Steegmüller gezeigt.