Die jungen Leute beklagen, dass so gut wie keiner ihrer Wähler zu ihren Sitzungen kommt. Jetzt wollen sie noch mehr dafür werben.

Gerlingen - Man sollte meinen, dass Jugendliche andere Kommunikationsmedien haben als klassische Plakate. Dennoch sollen künftig eben solche im Format 30 mal 42 Zentimeter in den Gerlinger Schulen zu den Sitzungen des Jugendgemeinderats einladen. Da würden ihre Altersgenossen draufschauen, meinten die neuen Jugendgemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung. Sie wollen, dass diejenigen, die sie gewählt haben, zu ihren Beratungen kommen. Wenigstens ein paar. Denn den jungen Räten stößt sauer auf, dass so gut wie niemand an den Sitzungen teilnimmt – außer einige Stadträte.

 

„Wir müssen das Ei des Kolumbus nicht neu erfinden, aber hier miteinander besprechen, wenn es etwas zu verbessern gibt“, meinte der Bürgermeister Georg Brenner. Ihm war in einem Bericht unserer Zeitung aufgefallen, dass junge Leute sich oftmals nicht ausreichend informiert fühlen. Es sei sehr schade, dass junge Zuhörer nicht zu den Sitzungen des Jugendgemeinderats kämen, sagte der Sprecher des Gremiums, Steffen Laicher. „Wir wollen mit Jugendlichen kooperieren.“ Das soziale Netzwerk Facebook werde von Jugendlichen kaum noch genutzt, „wir brauchen eine Anzeige mit News aus der Stadt, wo viele vorbeilaufen“. Auch auf die Schwarzen Bretter der Schulen „guckt keiner“. Manchmal seien es kleine Dinge, die weiterhelfen, meinte der Bürgermeister. Und er beklagte, dass auch die Beteiligung der Bevölkerung an den Sitzungen des Gemeinderats „zu wünschen übrig“ lasse – „man kann es nicht fassen“.

Jedenfalls würden die Jugendlichen kaum wahrnehmen, dass im Amtsblatt und auf der Homepage der Stadt auch zu den Sitzungen eingeladen wird, war aus der Runde zu hören. Ein Aushang in den Schulen wäre einfach zu realisieren, meinte Brenner. Damit will man es nun versuchen. Zudem kam die Idee einer Jugendversammlung auf – und die Erkenntnis, dass auch das alte Mittel der Mund-zu-Mund-Propaganda im Freundeskreis die Einladung per Plakat unterstützt.

Junge Flüchtlinge sollen eingeladen werden

Die jungen Leute berichteten zudem, was sie sich für die nächsten zwei Jahre vorgenommen haben. Junge Flüchtlinge wollen sie ins Jugendhaus und auf die neue Radbahn einladen, mit ihnen Ausflüge machen und kochen, sie ins Rathaus zu den Sitzungen mitnehmen. Das nötige Geld könne man durch Bewirtung von Theater- und Kinoveranstaltungen verdienen. Auf der Radbahn soll es einen Renntag geben; die Treffpunkte der Jugendlichen, wie der Grillplatz und die Wiese bei der Brückentorhalle, sollen hergerichtet werden. Ein größeres Projekt wird wohl ein Beachvolleyballfeld. Dazu sei ein größerer Planungsaufwand nötig, meinten die Verwaltungsfachleute – selbst dann, wenn man eine Weitsprunggrube am Roten Platz dafür nutze und erweitere. Die Schulen und Sportvereine müsse man fragen, sagte der Bürgermeister. „Das wird ein Prozess ähnlich der Pumptrack.“ Der vorige Jugendgemeinderat hatte diese Radbahn angeregt und bis zur Eröffnung begleitet.

Die Wahl der Sprecher des Jugendgemeinderats war dann reine Formsache: Steffen Laicher (17) vertritt das Gremium. Zu seinen Stellvertreterinnen wurden Lilli Klein (17) und Lara Stöckle (18) gewählt; alle haben schon dem vorigen Jugendgemeinderat angehört.