Die Kosten für die Sanierung und Erweiterung des Schulgebäudes in Gerlingen explodieren – von ursprünglich geplanten 31,5 auf 34,5 Millionen Euro.

Gerlingen - Hiobsbotschaft beim größten kommunalen Bauprojekt in Gerlingen: Der Abschluss der umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Realschule verzögert sich nicht nur um mehrere Monate, das Bauprojekt wird auch erheblich teurer als bisher geplant.

 

Eine schlechte und eine gute Nachricht hat der Leiter des Gerlinger Stadtbauamts im Gepäck, als er am Mittwochabend in der Gemeinderatssitzung unter dem Tagesordnungspunkt „Bekanntgaben“ das Wort ergreift. Um es kurz und schmerzlos zu machen, entscheidet sich Thomas Günther, die Stadträte zuerst mit der schlechten zu konfrontieren. Die hatte es dann aber auch in sich: Demnach kann der Umbau der Realschule nach über dreijähriger Bauzeit nicht wie geplant im kommenden Sommer abgeschlossen werden, sodass ein Wiedereinzug zum Schuljahresbeginn 2022/2023 möglich wäre. Ein Paukenschlag. „Wir werden erst im Dezember dieses Jahres fertig“, kündigte Günther vor dem Gemeinderat an. Die Folge: Der anschließende Umzug ins sanierte und erweiterte Schulhaus kann erst in den Faschingsferien 2023 erfolgen – ein halbes Jahr später als ursprünglich angestrebt.

Als Grund für die Verzögerung nennt der Bauamtsleiter „Schwierigkeiten bei der Sanierung des Bestandsgebäudes“. Sowohl die Statik als auch die Arbeiten am Fundament des mehr als 50 Jahre alten Gebäudes hatten offenbar zu einem erheblichen Mehraufwand geführt. Gleichzeitig sei es in der Folge zur Verzögerungen bei der Elektroinstallation gekommen, was wiederum weitere Arbeiten am Bau verzögert hatte. „Unser kompletter Zeitpuffer war dadurch aufgebraucht“, erklärt der Leiter des Stadtbauamts weiter.

Preissteigerung um knapp zehn Prozent

Doch damit nicht genug der schlechten Nachrichten: Durch die Bauverzögerungen habe sich das ganze Projekt nun auch von ursprünglich kalkulierten 31,5 Millionen auf 34,5 Millionen Euro verteuert – fast zehn Prozent. Neben den zusätzlichen Arbeiten an der Statik und am Fundament erklärt Günther die Kostenexplosion mit den zuletzt enormen Teuerungsraten im Handwerk. „Sechs Prozent Preissteigerung durchschnittlich pro Jahr ist ein historisches Hoch“, betont der Chef des Stadtbauamts. „Das gab es in den letzten zehn Jahren nicht und hat uns unsere Kostenplanung zerschossen.“

Auch Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos) unterstrich die schwierigen Rahmenbedingungen, unter denen das Bauprojekt umgesetzt werden musste. Angesichts der Pandemie und der globalen Preissteigerungen sei „ein solches Mammutprojekt eine große Herausforderung“. Der Gemeinderat selbst nahm am Montag die Neuigkeiten kommentarlos zur Kenntnis.

In den vergangenen drei Jahren waren die knapp 500 Schüler der Realschule auf drei Standorte verteilt untergebracht: im Gerlinger Robert-Bosch-Gymnasium, in der Pestalozzi-Grundschule sowie in einem Interimsgebäude. Ursprünglich sollte mit der Auslagerung der Schüler aus dem Bestandsgebäude erreicht werden, dass die Sanierung zügig innerhalb von zwei Jahren und einem einzigen Bauabschnitt erfolgen kann. Dieses Ziel wurde nun deutlich verfehlt.

Das Land fördert das Bauprojekt

Die gute Nachricht, die Thomas Günther verkündet, betraf die Förderung des kommunalen Bauprojekts durch das Land in Höhe von 5,17 Millionen Euro. „Die Steigerung von drei Millionen Euro wurde von diesen Fördergeldern aufgefangen“, erklärte der Bauamtsleiter. An der Verteuerung selbst ändert das freilich nichts.

Besser sieht es indes beim zweiten Gerlinger Großprojekt aus. Die künftige Sporthalle in den Breitwiesen samt Außenanlagen sollen nach Auskunft der Stadtverwaltung insgesamt „im Kostenrahmen bleiben“. Die Arbeiten an den Außenanlagen fallen günstiger aus als erwartet. Das Projekt wird nun auf 13,15 Millionen Euro prognostiziert.