Zwei Männer aus dem Kreis Ludwigsburg sollen einen Mann bedroht, erpresst und geschlagen haben. Sie stehen seit Freitag an vor dem Stuttgarter Landgericht.

Böblingen: Carola Stadtmüller (cas)

Gerlingen/Schwieberdingen - Das Landgericht Stuttgart verhandelt seit Freitag einen Fall von gemeinschaftlicher, räuberischer Erpressung, Nötigung und Körperverletzung, der in Gerlingen und Schwieberdingen spielt. Zwei Männer im Alter von 29 und 44 Jahren müssen sich verantworten. Dem jüngeren wird zudem vorgeworfen, bei der Festnahme im vergangenen Juni 7,5 Gramm Kokain in der Wohnung deponiert zu haben. Er habe damit handeln wollen.

 

Im April des Jahres 2011 sollen die zwei, die sich seit vielen Jahren kennen – die Mutter des jüngeren ist die Lebensgefährtin des älteren – einen Mann ohne Grund zusammengeschlagen haben. Das mutmaßliche Opfer soll sich gerade mit seinem Chef in einem Gerlinger Wohngebiet in einem Vorgarten unterhalten haben, als die beiden Angeklagten den Mann attackiert haben sollen. Sie seinen auf ihn losgegangen, hätten ihn verprügelt und ihm Prellungen, Riss- und Kratzwunden zugefügt. Dann seien sie in ihrer Limousine davongefahren. Noch am selben Tag hätten sie ihn angerufen und mit den Worten „Du weißt, mit wem Du es zu tun hast“ bedroht. Wenige Wochen später sollen sie 1000 Euro von ihm erpresst haben. Nach diesem Vorfall sei das mutmaßliche Opfer derart verängstigt gewesen, dass es sich für ein Jahr ins Ausland abgesetzt habe.

Keine Auskünfte zur Tat

Als der Mann wieder in Deutschland war, sei es im vergangenen April zu einer erneuten Attacke gekommen, so die Anklage. Die mutmaßlichen Täter sollen den Mann in dessen Lokal in Schwieberdingen aufgesucht und ihm 2000 Euro abverlangt haben. Zunächst habe der 29-Jährige die Aktion als „Freundschaftsdienst“ bezeichnet. Dann habe er gesagt, dass „etwas passiert, wenn Du nicht zahlst“. Nun wollte sich das mutmaßliche Opfer wohl nicht mehr beugen und zeigte die beiden an.

Vor dem Landgericht wollten die Angeklagten nichts zur Tat sagen. Sie äußerten sich nur zu ihren Lebensläufen – die Auskünfte endeten, als die Vorsitzende Richterin ausführlich nach dem Drogenkonsum des Jüngeren fragte; ihm wird eben auch Kokainhandel vorgeworfen. Beide wurden in Italien geboren und kamen mit etwa zehn Jahren nach Deutschland. Weil beide zwar Deutsch verstehen, aber aus ihrer Sicht nicht gut genug, half eine Dolmetscherin vor Gericht aus.

Der 29-Jährige erzählte von einer schwierigen Kindheit und Jugend. Ein schlechtes Verhältnis zum Vater und „dauernde Probleme“ hätten ihm das Leben schwer gemacht. Er habe die Hauptschule Schule in Gerlingen nach der sechsten Klasse verlassen, die er dreimal wiederholt hatte. Danach habe er in vielen Berufen gearbeitet, sei aber auch oft arbeitslos und Hartz-IV-Empfänger gewesen. Drogen habe er immer konsumiert, wenn es ihm schlecht gegangen sei.

Sechs Verhandlungstage

Der 44-Jährige, der in Weissach (Kreis Böblingen) lebte, verlies die Schule mit einem Hauptschulabschluss, arbeitete dann unter anderem bei einer Gartenbaufirma und als Schweißer, bis er im Jahr 2001 aus Deutschland ausgewiesen wurde. Über die Gründe wurde vor Gericht nichts gesagt, ebenso über seine Wiedereinreise nach Deutschland im vergangenen Jahr – es muss offenbar noch geklärt werden, ob diese Wiedereinreise rechtens war.

Das Gericht hat sechs Verhandlungstage angesetzt. Im Dezember soll zunächst ein Polizist gehört werden, im Januar dann das mutmaßliche Opfer.