Heinrich Mack war der Chef, ohne das zeigen zu müssen. Der Metzgermeister bediente an der Fleischtheke. Aber eben nicht nur – was viel aussagt über einen Mann, der Gerlingen mitgeprägt hat. Jetzt ist er gestorben.

Samstagvormittag. Die Metzgerei ist voll, an der Fleischtheke entsteht langsam eine Schlange, es wird lauter im Ladengeschäft, Gespräche erfüllen den Verkaufsraum. Heinrich Mack kommt durch die Schwingtür aus der Produktion in den Verkaufsraum, lässt seinen Blick kurz schweifen. Dann tritt er zügig, aber ohne Hektik hinter die Fleischtheke und fragt mit leiser Stimme und zugewandtem, freundlichen Blick: „Was darf es sein?“

 

Handel und Dienstleistung vereint

An seiner ruhigen Art änderte sich nichts, auch wenn andere in derselben Situation mit hochrotem Kopf hin- und hergewuselt wären – selbstverständlich wechselte er bei Bedarf kurz an die Wursttheke. Vielleicht war es genau diese seine unaufgeregte, ruhige Art, durch die er wirkte – und für andere interessant wurde. Zum Beispiel für die CDU im Gerlinger Gemeinderat. Sie hatte ein ums andere Mal um ihn geworben. Doch er kandidierte nie, für keine Partei. Und doch prägte er den Ort mit, trug seinen Teil dazu bei, die Stadt zukunftsfähig zu machen.

Foto: Simon Granville

Das erste Café in der Stadt

Dort, wo sich heute die Metzgerei in einem Gebäude befindet, das – als ein Kind seiner Zeit – für viele über Jahre nur ein großer grauer Klotz war, hatten lange noch landwirtschaftliche Gebäude gestanden. Sie wurden sukzessive abgerissen, als Mitte der 1970er-Jahre das Gebäude mit Metzgerei, drei Arztpraxen und einem Schuhgeschäft entstand: ein kleines Handels- und Dienstleistungszentrum – bis heute. Es wurde in den 1980er-Jahren erweitert um den Brunnenmarkt, der das erste Café in der Stadt beheimatete. Es war kein Café mit Außenbewirtschaftung an der Straße, sondern oben im ersten Stock, fern vom Alltag, entsprechend gediegen war das Ambiente.


Natürlich waren an der Modernisierung dieses Bereichs in der Ortsmitte auch andere beteiligt, sodass sich die einst landwirtschaftlich geprägte Straße an dieser Stelle zur modernen Einkaufsstraße wandeln konnte. Aber ohne den Bauherren Heinrich Mack wäre es eben auch nicht gegangen.

Vom Lehrling zum Metzgermeister

Heinrich Mack, der gebürtige Ludwigsburger, hatte 1951 mit der Lehre in seiner Heimatstadt begonnen. Er machte seinen Meister und arbeitete mit seiner Frau Renate zunächst im Betrieb seiner Schwiegereltern – in der Metzgerei, die zum Gasthaus Lamm gehörte. Beide kannten also das Geschäft, als sie sich später selbstständig machten – Heinrich Mack entstammte einer Familie, die in Ludwigsburg, an der Schorndorfer Straße, eine Gaststätte nebst Metzgerei betrieb.

Das Gebäude ist ein Kind seiner Zeit. Foto: Simon Granville

Während das junge Paar noch in der elterlichen Metzgerei tätig war, planten sie ihre eigenständige Metzgerei, eben jene, die dann in der Kirchstraße entstehen sollte. Später hatte Mack die Ausdehnung auf weitere Filialen überlegt – und doch verworfen. Es blieb bei der Konzentration auf das eine Ladengeschäft. Der Blick ging vielmehr dorthin, Bäcker und Lebensmittelmarkt in unmittelbarem Umfeld anzusiedeln. Und mit dem Brunnenmarkt nebenan dazu beizutragen, den Kaufkraftabfluss aus der Stadt zu minimieren. So sah er sich und die anderen Einzelhändler „gerüstet, den Wettbewerb mit den Großen auf der grünen Weise zu führen“, wie er es einmal formulierte, vielleicht auch mit großen Einkaufszentren, wie sie zum Beispiel in Leonberg entstanden.

In seiner Metzgerei war der Metzgermeister lange auch dann noch tätig, als er längst nicht mehr der Chef war, sondern die nächste Generation Verantwortung übernommen hatte. Zuletzt war es ruhig um ihn geworden.

Am 2. März ist Heinrich Mack gestorben. Er wurde 87 Jahre alt. Die Trauerfeier zur Feuerbestattung ist am Mittwoch, 12. März, um 13.30 Uhr in der evangelischen Petruskirche Gerlingen.