Der neue Gemeinderat hat ein Füllhorn von Anliegen vor sich. Beschlossenes soll weiter diskutiert werden.

Gerlingen - Eine Kommune an der magischen Grenze zu den 20 000 Einwohnern, mit einem Neubaugebiet, einer prosperierenden Innenstadt und einer Unzahl von städtischen Projekten, die kurz vor dem Baustart stehen. So stellt sich Gerlingen kurz vor der Wahl des neuen Gemeinderats dar. Dieser wird viele neue Gesichter haben: sieben Mitglieder treten nicht mehr an. Das Gremium muss sich um Themen kümmern, die schon in der ablaufenden Wahlperiode diskutiert oder beschlossen wurden – und die auch beim großen Bürgerbefragungsprojekt ISEK eine Rolle spielten.

 

Alle orientieren sich an ISEK

Die Abkürzung steht für Integriertes Stadtentwicklungskonzept. Mit verschiedenen Veranstaltungen und einer großen Umfrage wurden seit 2017 die Wünsche und Ideen der Bürger ergründet, auch zu den Themenfeldern Stadtstruktur, Bildung und Zusammenleben, Mobilität, Einkaufen und Wirtschaft, Klima und Umwelt. Alle Fraktionen wollen sich künftig daran orientieren. „Wir müssen die Themen umsetzen“, sagt die bisherige Vorsitzende der SPD-Fraktion, Brigitte Fink – die aber nicht mehr zur Wahl antritt. Petra Bischoff von den Freien Wählern will das Thema Flächennutzung fortschreiben und die Stadtentwicklung in den Randbereichen im Auge behalten.

Ein großes Thema ist das Neubaugebiet Bruhweg II in Richtung Ditzingen. Das Gebiet ist 12,6 Hektar groß. Diese sollen nach dem Siegerentwurf eines Planwettbewerbs aufgeteilt werden in 5,6 Hektar Wohnen für etwa 600 Menschen, 3,3 Hektar für Gewerbe, 2,6 Hektar für Grünflächen und 1,2 Hektar für Straßen. „Das geht in die Verwirklichung“, meint der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Christian Haag, „die politische Gestaltung ist durch.“ Und er erinnert an einen Antrag seiner Fraktion: Die Stadt solle prüfen, ob sich Gerlingen mit dem Bruhweg II an der Internationalen Bauausstellung 2027 beteilige.

Beschlossenes nochmals diskutieren

Einige Fraktionen wollen aber das Beschlossene nicht einfach auf die Baustelle schicken – und mehr als Kleinigkeiten nochmals besprechen. Im Bruhweg II müssten auch bezahlbare Wohnungen entstehen, sagt Brigitte Fink – wie, müsse der neue Gemeinderat diskutieren. Die Grünen werden deutlicher. „Wir brauchen Wohnungen“, betont Rolf Schneider, „wir sollten den Anteil des Gewerbegebiets reduzieren.“ In dieses Horn stoßen auch die Freien Wähler. „Das Gewerbegebiet kleiner zu machen zugunsten des Wohnbaus ist eine Option“, meint Petra Bischoff. Den Grünen sei zudem wichtig, so Schneider, über genossenschaftlichen Wohnbau am Bruhweg zu diskutieren. Städtische Grundstücke sollten nicht verkauft, sondern in Erbpacht günstig an Bauherren gegeben werden. Eine Quote für günstigen Wohnraum präferieren die Jungen Gerlinger. Und sie sind für Bauen an einem Stück und nicht in Abschnitten, wie ins Auge gefasst.

Verkehrsproblem dringend anpacken“

Themen gibt es aber nicht nur am Stadtrand, sondern auch in der Stadtmitte. Einer der Dauerbrenner steht auch auf der Agenda der Liberalen. „Wir müssen das Verkehrsproblem dringend anpacken“, meint der FDP-Stadtrat Peter Zydel. Christian Haag ergänzt für die CDU: „Wir brauchen eine geringere Belastung durch Autos, zusätzliche Parkplätze und eine Gesamtlösung für Verkehr und Parken.“ Für die neueste Verschärfung des alten Parkplatzproblems würden die Fahrer von alten Dieseln sorgen, die in Gerlingen parken und mit der Stadtbahn dann nach Stuttgart führen, meint Zydel. Und das Bauen durch Nachverdichtung müsse man künftig „sanfter und mit Augenmaß angehen“.

Die Innenstadtentwicklung steht auch auf der Agenda der Jungen Gerlinger. Laut Nino Niechziol werde ein Thema leicht übersehen, dass bei ISEK viele Stimmen erhalten habe: die Sanierung des Jugendhauses. Das steht auch auf der Agenda der Freien Wähler, mitsamt einer Aufstockung des sozialpädagogischen Personals. Die Digitalisierung, die Sanierung des Gebiets hinter dem Rathaus, neue Mobilitätsformen – an Themen ist kein Mangel. Brigitte Fink fasst das so zusammen: „Es wird nicht einfach für die zukünftigen Stadträte.“