Flüchtlinge sollen Deutsch lernen – dieses Vorhaben in die Praxis umzusetzen ist nicht immer einfach. Oft fehlt es zunächst auch an Räumen, wie die Volkshochschule in Gerlingen festgestellt hat.

Gerlingen - Arabisch ist ganz anders als Deutsch – nicht nur deshalb, weil die arabische Sprache eine ganz andere Schrift benutzt als Deutsch oder Englisch, und weil sie andersherum, das heißt von rechts nach links, geschrieben wird. Das sind aber nicht die einzigen Schwierigkeiten, auf die der Leiter der Gerlinger Volkshochschule gestoßen ist. Kurz vor Weihnachten musste Reinhard Neil (64) noch rasch einen Deutschkurs organisieren für Flüchtlinge, die in Gerlingen untergebracht worden waren. Nun läuft der Kurs, und Neil ist um einige Erfahrungen reicher.

 

23 Menschen aus Syrien und dem Irak treffen sich zur Zeit jeden Morgen im Foyer der Stadthalle, um Deutsch zu lernen. 80 Vormittage umfasst ihr Kursus, zieht sich also bis ins späte Frühjahr. Der Raum nebenan ist ebenfalls belegt, dort werden die Kinder der Teilnehmer betreut. Die Örtlichkeit ist als Klassenzimmer erprobt – dorthin waren Gymnasiasten ausgelagert, als das Robert-Bosch-Gymnasium saniert wurde. Die Raumfrage sei schwierig gewesen, deutet Neil an. Weder im VHS-Haus noch in Schulen habe es einen geeigneten Platz gegeben, der monatelang vormittags frei gewesen wäre. Denn die Anforderungen an einen solchen Raum seien nicht einfach – angefangen beim Brandschutz. Der Kursus ist bereits der dritte in Gerlingen. Zwei kürzere Kurse seien schon beendet, beide wurden von den Kirchen finanziert. Die Finanzierung des dritten Kurses übernehme die Bundesagentur für Arbeit (BA).

Arbeitsagentur: Sprache ist unabdingbar

Diese habe ein starkes Interesse daran, so verlautet aus der BA-Regionaldirektion Baden-Württemberg, die Menschen für den hiesigen Arbeitsmarkt fit zu machen. Die deutsche Sprache sei dafür unabdingbar. 80 Prozent der Flüchtlinge seien gering qualifiziert, Sprachkenntnisse seien aber für eine Ausbildung ebenso nötig wie für einen Ingenieur – wobei dieser meist schon Englisch könne. Das Anrecht auf einen solchen Kursus hätten Flüchtlinge, die anerkannt seien oder eine „hohe Bleibewahrscheinlichkeit“ hätten.

Die meisten Kursteilnehmer seien „keine Analphabeten“, betont Neil – nur beherrschten sie eben häufig nur Arabisch und müssten nicht nur die Sprache, sondern auch die lateinische Schrift lernen. „Für diese Menschen sieht Englisch, Deutsch oder Französisch sehr ähnlich, wenn nicht gleich aus.“ Wenn man nicht das Glück habe, einen Kursleiter mit arabischen Sprachkenntnissen zu finden, stelle man für die ersten Tage einen Dolmetscher. „Ansonsten versuchen wir, nur Deutsch zu sprechen.“ Der vierte Sprachkurs für die Flüchtlinge in Gerlingen werde bereits geplant. Es werde nun diskutiert, den Arbeitskreis Asyl einzubeziehen.

Korntal: Bisher reicht das Angebot der Ehrenamtlichen

In Korntal habe sie noch keine Deutschkurse für Flüchtlinge organisieren müssen, berichtet die dortige VHS-Leiterin Karola Schweikert. „Bisher hat das ehrenamtliche Angebot ausgereicht.“ Anders werde es vermutlich, wenn neue Flüchtlinge kämen. Wie berichtet, erwartet die Stadt Korntal-Münchingen in diesem Jahr rund 400 Flüchtlinge: 120 in der Anschlussunterbringung und 280, die zunächst in Unterkünften des Kreises leben sollen.

In der Schiller-Volkshochschule des Landkreises Ludwigsburg laufen zehn Deutschkurse für Flüchtlinge, die zum Teil bereits als sogenannte Integrationskurse angelegt sind, sich also nicht nur auf die Vermittlung der Sprache beschränken. Jeder Kursteilnehmer absolviere vor Beginn einen Test, denn „die Leute haben die unterschiedlichsten Bildungsvoraussetzungen“, sagte ein Sprecher der Schiller-VHS. Kursorte sind in Ludwigsburg-Neckarweihingen, Benningen, Bietigheim und Tamm. Finanziert würden die Kurse vom Landratsamt, dem Land und der BA.