Der Pharmakonzern Sandoz gibt bis Ende 2016 den Verpackungsbetrieb für Tabletten und Kapseln im Industriegebiet auf. Das bedeutet das Aus für 290 Mitarbeiter. Offen ist, was mit der Immobilie in der Dieselstraße geschieht. Dort war in den siebziger Jahren mit Azuchemie der erste selbstständige Vorgängerbetrieb gegründet worden.

Die Pressemitteilung umfasst nur wenige Zeilen, doch die Nachricht ist unmissverständlich: Sandoz will den Gerlinger Standort seiner Tochtergesellschaft Salutas bis Ende 2016 schließen. Betroffen sind rund 290 Mitarbeiter. In Gerlingen werden bisher Arzneimittel für den deutschen und westeuropäischen Markt verpackt. Diese Tätigkeiten sollen künftig im polnischen Strykow und in Barleben in Sachsen-Anhalt erledigt werden.

 

Hermann Hofmann begründet die Schließung mit dem hohen Kostendruck im Generikamarkt, also in den Märkten für patentfreie Arzneimittel. Der Standort könne nicht mehr kosteneffizient geführt werden, sagt der Sprecher von Sandoz Deutschland, und er fügt an: „Er ist somit nicht mehr wettbewerbsfähig.“

Aus nach mehr als 40 Jahren

Nach mehr als vierzig Jahren kommt damit das Aus (siehe Infokasten). Die Fläche sei nicht als Verpackungsstandort geschaffen worden und deshalb zu klein, erläutert der Unternehmenssprecher „die grundsätzlichen Nachteile im Vergleich zu anderen auch nationalen Sandoz-Standorten wie eben Barleben“. In Gerlingen werden Kapseln und Tabletten verpackt. Zudem befindet sich dort die Qualitätskontrolle.

Zwar habe es in den vergangenen Jahren „große Anstrengungen der gesamten Belegschaft und des Unternehmens gegeben, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern“, sagt Hofmann. Letztlich waren aber offenbar weder die Investitionen in die Automatisierung noch die Mehrarbeit der Beschäftigten ausreichend. Weitere Investitionen wären nicht zielführend gewesen, meint der Firmensprecher. Zahlen, etwa zum Umsatz und zum Gewinn, nennt er nicht.

Für den Betrieb ist die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie zuständig. Der Bezirksleiter Andreas Klose war bei der Information der Belegschaft am Montag zwar nicht dabei. Aber ihm zufolge ist die Entscheidung der Unternehmensführung nicht aus heiterem Himmel gefallen. „Es gab ein paar dunkle Wolken im Vorfeld“, sagt Klose. Es sei über eine anstehende Entscheidung des Aufsichtsrats zum Standort Gerlingen spekuliert worden. Die Gewerkschaft habe in dem Unternehmen „einen Organisationsgrad, mit dem man etwas anfangen kann“.

Viele Fachkräfte im Schichtbetrieb

Es gibt unter den 290 Beschäftigten viele Fachkräfte in dem Unternehmen, das im Zweischichtbetrieb ausschließlich Tabletten konfektioniert – vom angelieferten Großgebinde in einzelne kleinere Verpackungen, die dann an den Großhandel und an die Apotheken geliefert werden. In Gerlingen betraf dies ausschließlich sogenannte Generika – also preisgünstigere Arzneimittel, die nach Ablauf des Patentschutzes von anderen Firmen als dem ursprünglichen Hersteller produziert und vertrieben werden dürfen.

Am Montag wurden die Mitarbeiter über die geplante Schließung des Standorts informiert. Erst unmittelbar zuvor hatte die Geschäftsführung auch die Betriebsratsvorsitzende Gabi Eisinger unterrichtet. Laut dem Gewerkschaftsvertreter Andreas Klose sollen an diesem Dienstag mit dem Betriebsrat des Gerlinger Standorts nähere Details besprochen werden. Die Strategie von Gewerkschaft und Betriebsrat sei es, für den Gerlinger Betrieb eine andere Firma aus der Branche zu finden. „Wir haben uns noch nicht mit dem Schließungsbeschluss abgefunden“, sagt Andreas Klose. Man könne sich Aktionen gegen den Beschluss vorstellen, auch eine Fahrt nach Basel zum Sitz der Konzernzentrale sei durchaus denkbar.

Im Gerlinger Rathaus war die Entscheidung über die Sandoz-Betriebsschließung am Montagnachmittag noch nicht bekannt. Es habe häufiger Wechsel in der örtlichen Geschäftsleitung gegeben, für die nächsten Tage sei ein Termin der bisherigen Geschäftsleiterin mit dem Bürgermeister Georg Brenner anberaumt, sagt die Erste Beigeordnete Martina Koch-Haßdenteufel. Das Thema dieser Unterredung kenne sie aber nicht.