Die Stadtverwaltung stellt Eckpunkte zur Planung des Neubaugebiets Bruhweg II vor. Interessierte sind skeptisch, ob sich Planer von 30 Jahre alten Vorgaben lösen.

Gerlingen - Zugegeben: es ist nicht ganz einfach zu verstehen. Einerseits gibt es einen Flächennutzungsplan von 1984, in dem die Grenzen von Wohngegend und Gewerbeareal in Gerlingens Neubaugebiet Bruhweg II eindeutig markiert sind, sogar mit einem Grünzug dazwischen. Dieser 32 Jahre alte Plan ist die Basis für alle weitere Planung. Auf der anderen Seite steht die immer wieder betonte Aussage von Verwaltungsspitze und von Gerlinger Stadträten, die zum Planungswettbewerb noch einzuladenden Experten müssten sich von diesen Grenzen komplett lösen, es gälten für das weitere Planverfahren nur noch die Außengrenzen und die Flächenanteile als Maßstäbe.

 

Diese zentrale Frage war aber nicht das einzige Thema bei der Bürgerinformation am Mittwochabend. Die Verwaltung hatte eingeladen, um über den weiteren Fortgang des Verfahrens zu unterrichten und das Pflichtenheft für die Planer vorzustellen. In der Diskussion wurde mehrfach auf zwei Dinge verwiesen: Erstens wollen die Anwohner des Neubaugebiets keine Gewerbebetriebe in der Nachbarschaft, sondern möglichst weit weg. Und zum anderen verwiesen sie auf die schon bestehenden Verkehrsverhältnisse – mit Personenwagen auf Schleichwegen und störenden lauten Lastwagen.

Freiflächen-Schonung und Bauplätze widersprechen sich

Der Bürgermeister Georg Brenner zeigte die Situation der Stadt auf: Die Menschen würden Wert darauf legen, dass Freiflächen erhalten bleiben. Dagegen stehe mit demselben Gewicht die Aussage, dass es zu wenige Bauplätze und Wohnungen gebe – deswegen sei „Gerlingen viel zu teuer“. Dazwischen, so Brenner, stehe der Gemeinderat und solle diesen Zwiespalt auflösen. In den vergangenen Jahren habe man in der Stadt nachverdichtet, kleinere alte Gebäude durch größere neue ersetzt – dadurch habe die Einwohnerzahl zugenommen. Es seien einige kleinere Wohngebiete neu bebaut worden, als letztes 2008 die Blätschenäcker; ein größeres sei in seiner Amtszeit seit 1999 nicht erschlossen worden. Andere Kommunen seien „nicht so sorgsam mit Freiflächen umgegangen“, so Brenner. Jetzt aber wolle man auch in Gerlingen „den Hahnen ein bisschen aufmachen“. Und der Bürgermeister betonte, „wir sprechen nicht von halb Gerlingen oder Riesenflächen“. Vielmehr gehe es um 5,6 Hektar fürs Wohnen und 3,3 Hektar für Gewerbe – „das ist kein riesiges Gebiet“.

Verwaltung und Gemeinderat haben ein „Eckpunktepapier“ genanntes Pflichtenheft für die Planer entwickelt, die von der Stadt beauftragt werden, und die in einen Wettbewerb um die besten Ideen eintreten sollen. Man wolle nichts entwickeln lassen, was an den Bedürfnissen vorbeigehe – und man strebe schon gar nicht an, dass die Stadt die Einwohnerzahl 20 000 erreiche. Und der Prozess werde dauern. „Wir sind in einem frühen Stadium“, so Brenner.

Bebauung in drei Abschnitten

Im Eckpunktepapier sind die Zufahrtswege definiert wie die mögliche Zahl der neuen Bewohner (etwa 600 bis 700) und die Art der Wohnhäuser. Doppelhäuser und Hausgruppen sind ebenso vorgesehen wie mehrgeschossige Gebäude. Und für das Ganze gilt der Grundsatz, dass die Bebauung in drei Abschnitten erfolgen soll.

Der Stadtbaumeister Rolf Eberhart und Brenner betonten nach diversen Fragen, dass die im Plan von 1984 gezeichneten Grenzen aufzulösen seien. Zudem dürfe man heute nicht mehr Gewerbe neben Wohnen platzieren. Dazwischen müsse ein „Puffer“, zum Beispiel aus Büro- und Wohnhäusern. Brenner: „Die Planer sind völlig frei.“

Bei der Aussprache wurde auch der mögliche soziale Wohnungsbau angesprochen. Die Möglichkeiten der Stadt seien eingeschränkt, meinte Brenner – schon deshalb, weil die Stadt nur einen geringen Teil der Grundstücke im Plangebiet besitze. Es handele sich um etwa ein Fünftel der Gesamtfläche, so der Stadtbaumeister Rolf Eberhart nach der Veranstaltung. Zum vergünstigten Wohnbau müssten der Staat und die Stadt beitragen, meinte Brenner.