Die Springreiter jagen stets nach den wichtigen Punkten. Beim German Masters in der Stuttgarter Schleyerhalle sind gleich fünf Wettbewerbe im Programm, die über dem nötigen Preisgeldlimit liegen, was das Turnier sehr attraktiv macht.

Stuttgart - Wer auf den wirklich wichtigen Turnieren im internationalen Springzirkus dabei sein möchte, wer mit seinen Pferden nach oben strebt oder wer sich, was auch beim Reitsport das Schwerste ist, ganz oben behaupten muss – die aktuelle Weltrangliste bedeutet für alle das strenge, unbestechliche Maß der Dinge. Beispiel Stuttgart: wer unter den Top Ten rangiert, der hat seinen Startplatz für den Großen Preis am Sonntag sicher, der wiederum ist eine Qualifikation zum Weltcupfinale im Frühjahr in Göteborg. Beispiel Global Champions Tour: die führenden 30 Stars der geradezu magischen Weltrangliste dürfen teilnehmen, haben sogar Transport, Kost und Logis frei. Ein Privileg von unschätzbarem Wert.

 

Gotthilf Riexinger, der Stuttgarter Turnierleiter, erläutert die Raffinessen: „Für jeden Wettkampf, der mit 27 400 Euro oder mehr dotiert ist, gibt es Weltcuppunkte nach einem komplizierten System. Die Teilnahme bei uns ist für die Springreiter vor allem deshalb wichtig und attraktiv, weil wir fünf Springen im Programm haben, die über diesem Preisgeldlimit liegen, also für die Rangliste zählen.“

Der Schweizer Max Ammann hat das Ranking erfunden

Kleine Rückblende. In den 1970er Jahren erfand der Schweizer Sportjournalist Max Ammann nicht nur die Weltrangliste der Springreiter, angelehnt an die entsprechenden Rankings im Tennis, sondern zugleich den Weltcup der Springreiter, eine Serie, die im Herbst und Winter durch die großen Turnierhallen in Europa, Asien und Amerika führt.

Max Ammann in der Rückschau: „Ich wollte damals den Springsport besser ordnen, ihm auf dem Weg in die Professionalität helfen.“ 20 Jahre lang sponserte der schwedische Autokonzern Volvo den Weltcup, den der Schweizer als Direktor führte, erster Finalsieger war 1979 der für Österreich startende Pfälzer Hugo Simon. Der Finalsieger von 2015 heißt übrigens Daniel Deusser – dieser Tage am Start beim 31. German Masters. Auf der Weltrangliste steht sein Name auf Platz sechs, der von Ludger Beerbaum auf Platz zehn.

Die von Bundestrainer Otto Becker betreute Mannschaft lag schon wesentlich besser auf der Liste, die jeden Monat neu errechnet und veröffentlicht wird. Mit Christian Ahlmann auf Platz elf und Marco Kutscher auf Platz 17 stellen die Deutschen gegenwärtig nur vier der besten 20.

Scott Brash führt die Weltrangliste seit Monaten an

Der spannende Blick an die Spitze: Scott Brash, der britische Profi, ist seit Monaten die Nummer eins vor dem US-Profi Kent Farrington und der Französin Pénélope Leprevost. Die französische Equipe mit Leprevost, Patrice Delaveau, Simon Delestre und Kevin Staut ist übrigens in diesen Tagen in Stuttgart besonders herzlich begrüßt worden! Im Eröffnungsspringen am Donnerstag für die ausländischen Reiter hatte die hierzulande unbekannte Schwedin Linn Zakaraisson auf ihrer Stute Ugaulin die Nase vorn, konnte 1250 Euro Siegprämie für sich verbuchen lassen – Weltcuppunkte gab’s dafür nicht, denn die beiden Eröffnungsspringen, getrennt für deutsche und für ausländische Reiter, gelten lediglich als Aufwärmrunden für die Pferde nach langen Anreisen.

In der Abteilung für die Reiter des Gastgebers holte Felix Hassmann auf Brazonado die Siegprämie, der Sohn von Toni Hassmann senior, vor 40 Jahren agiler Springreiter im Ländle. Einmal mehr ließ Michael Jung aufhorchen, der ungekrönte König der Buschreiter. Sein dritter Platz auf dem zehnjährigen Schimmel Sportsman (siehe Foto oben) bestätigt Jungs starke Form im Parcours. Der 33-Jährige ist ins Hauptfeld aufgerückt, hat seinen Startplatz für den Großen Preis am Sonntag sicher.

Wie erwartet lieferten sich am Abend die beiden 38-jährigen Profis Markus Kölz und Timo Beck im baden-württembergischen Hallenchampionat einen spannenden Kampf um den Titel. Kölz, der Champion des Jahres 2013, hatte am Ende zurecht die Nase vorn vor dem fünfmaligen Champion Beck. Michael Jung und Hansi Dreher, zwei Topreiter mit Plätzen in den Weltranglisten, belegten nach jeweils einem Abwurf die Ränge sechs und sieben.