Die German Open Championships sind ein Tanzturnier der Extraklasse – jedoch macht die abnehmende Zahl der Spitzenpaare aus Osteuropa den Veranstaltern mächtig zu schaffen.

Stuttgart - Sportliche Höchstleistung gepaart mit lieblicher Anmut und rassiger Eleganz erwartet die Tanzsportfans vom 8. bis 12. August im Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle (KKL) in Stuttgart bei den German Open Championships (GOC). Rund 5000 Meldungen aus 50 unterschiedlichen Nationen liegen für die insgesamt 49 Wettbewerbe in den Latein- und Standard-Disziplinen vor.

 

Diese Zahlen klingen noch immer sehr eindrucksvoll, doch die Veranstalter verzeichnen seit einigen Jahren einen Rückgang der Paarzahlen. „Es ist ein schleichender Prozess, er betrifft alle großen Turniere weltweit und hat mehrere Ursachen“, sagt Petra Dres. Vor allem aus Russland und anderen Ostblockländern kämen immer weniger Tänzer zum größten Tanzturnier der Welt. Der Kursverfall der russischen Währung und die politischen Entwicklungen machen es vielen Sportlern unmöglich, die durchaus beachtlichen Reisekosten zu stemmen.

Auf der anderen Seite kämpft auch der russische Tanzsportverband um talentierten und ambitionierten Nachwuchs. Tanzen war in Russland bei jungen Menschen früher so populär wie Fußballspielen. Allein in der Zwei-Millionen-Stadt Wolgograd hat es 40 Tanzclubs gegeben. Inzwischen haben die Russen ähnliche Probleme wie die anderen Verbände in Europa.

Der Walzer erfordert höchste Balance und Harmonie

Doch auch wenn die Medaillensammler aus dem Osten nicht mehr so zahlreich in der Liederhalle auftreten – der Zuschauerzuspruch ist in den Sälen weiter ungebrochen. „Die Ticketnachfrage ist absolut beachtlich, wir sind mit dem Verlauf des Verkaufs sehr zufrieden“, sagt Harry Körner, Managing Direktor der German Open Championships Tanz Event GmbH. Aber die fehlenden Startgebühren spüren die Veranstalter dennoch. Deshalb wartet die 31. Auflage des Tanzsport-Highlights mit einigen Neuerungen auf. So wird bei den Amateuren das Programm um die nationalen Turniere der B-, C- und D-Klasse erweitert, die mit einem vergünstigten Startgeld teilnehmen können. „Die Nachwuchstänzer haben so die Möglichkeit GOC-Luft zu schnuppern und einen GOC-Pokal zu gewinnen, auch wenn sie noch nicht am internationalen Wettkampf teilnehmen können“, sagt Petra Dres. Und sie werden erstmals von internationalen Wertungsrichtern beäugt.

Jeder Tanz hat Tücken. Der Wiener Walzer sieht einfach aus, erfordert aber die größte Balance und Harmonie im Paar. Der Tango ist eine Art Schreittanz mit leicht gebeugten Knien, der nur mit Taktgefühl gelingt. 120 zusätzliche Paare werden in den nationalen acht Kategorien an den Start gehen – darunter 15 Duos aus dem Raum Stuttgart. Die Teilnahme unter GOC-Bedingungen soll motivieren. „Und vielleicht sehen wir das eine oder andere Paar in den nächsten Jahren bei den GOC in einer höheren Kategorie wieder“, sagt Dres.

Benedetto Ferruggia und Claudia Köhler wollen den Hattrick

Trotz sinkender Anmeldezahlen sind aber immer noch neun Einzelturniere der Profis und Amateure sowohl in Standard und Latein im Programm, bei denen die ganz jungen Tänzer bis hin zu den Senioren übers Parkett schweben. Zwei Entscheidungen gibt es bei den Rollstuhltänzern. Im Boogie-Woogie geht es zudem in der Hauptklasse um Titel und Medaillen des World Masters, Junioren und Senioren ermitteln ihre Besten im World Cup.

Der erste Titel wird schon an diesem Abend vergeben, wenn die Lokalmatadore Benedetto Ferruggia/Claudia Köhler gleich zum Auftakt ins Geschehen eingreifen. Das prominenteste Paar der Veranstaltung will den Super Grand Prix der WDSF-Profis zum dritten Mal in Serie gewinnen. Die Standard-Welt- und Europameister haben erst vor Kurzem zum zweiten Mal Gold bei den World Games gewonnen.