Wer wird Germany’s Next Bundeskanzler? Live auf Facebook, YouTube und dem Sender Alex Berlin kürte eine Jury eine „neue Stimme der jungen Generation“.

Berlin - Fünf Kandidaten, sie alle haben das gleiche Ziel: Den Titel Germany’s Next Bundeskanzler/in. Ausnahmsweise geht es nicht um Angela Merkel oder Martin Schulz. Es geht um die neue Stimme der jungen Generation, 10 000 Euro Preisgeld und eine kleine, gläserne Trophäe. Die jungen Polittalente, die es mit genügend Online-Stimmen ins Finale geschafft haben, sind Nicolas Klein-Zirbes aus Königswinter, der Kölner Julius Freund, Theresa Hein aus Hannover, Christoph Zander aus Westerheim und der aus Nürtingen stammende Andreas Bergholz.

 

Wer am Ende die Preise absahnen will, muss im Finale die Jury überzeugen: Das sind Ronja Kemmer, jüngstes Mitglied des Deutschen Bundestages und CDU-Politikerin, Florian Mundt, besser bekannt als YouTube-Star LeFloid, der stellvertretende Chefredakteur der „Bild-Zeitung“ Nicolaus Blome und die stellvertretende Bundesvorsitzende von „Die jungen Unternehmer“ Johanna Strunz. Sie beurteilen die Kandidaten, während diese verschiedene Aufgaben - auch Challenges genannt – lösen.

Die erste Challenge

Die erste Aufgabe ist es, einen Satz zu vervollständigen. Als erster Finalist stellt sich Andreas Bergholz der Herausforderung. Nach einer kurzen Video-Präsentation zu seiner Person vervollständigt er den Satz „Generationsgerechtigkeit ist für mich...“ schlicht mit dem Wort „Verantwortung.“ Die Stille im Publikum und in der Jury verraten, dass von einem zukünftigen Bundeskanzler etwas mehr erwartet wird.

Als nächster wird Julius Freund vorgestellt. Dann geht es plötzlich doch irgendwie um Martin Schulz. Zwar nicht in der Sendung, aber wie die Kölner Boulevardzeitung „Express“ schreibt, hat Julius Freund einen berühmten Onkel: Martin Schulz. Und noch etwas sorgte vor der Sendung für Furore, wie Recherchen der Zeitung „Die Welt“ ergeben haben: Während alle Kandidaten Studenten sind, so gibt es auch Julius Freund an, verraten seine Internetauftritte, dass er als Account-Manager bei der Firma App-Arena GmbH arbeitet. Der Geschäftsführer der Firma ist gleichzeitig der Bundesvorsitzende des Vereines „Die jungen Unternehmer“, die hinter dem Wettbewerb stecken. Trotz der guten Beziehungen muss aber auch Julius Freund seine Aufgabe lösen und macht gleich deutlich, für welches „Nischenthema“, wie es Finalistin Theresa Hein bezeichnet, er brennt: Umwelt und globale Erwärmung. Denn für Freund muss „gute Wirtschaftspolitik umweltfreundlich sein“.

Erst am Ende wird diskutiert

Dass sie das Thema Umwelt als „speziell“ und „Nischenthema“ bezeichnet, kann Theresa Hein den Sieg kosten, denn das stößt vor allem bei Jury-Mitglied Florian Mundt auf Unverständnis. Bevor es aber dazu kommt, streikt die Technik und die Video-Einspieler der drei weiteren Kandidaten Theresa Hein, Nicolas Klein-Zirbes und Christoph Zander müssen warten. Deswegen geht es zur nächsten Aufgabe: „Wer hat’s gesagt?“ Ein Zitat muss seinem Erfinder zugeordnet werden. Das ist eine unterhaltsame Aufgabe, aber es ist nur schwer vorstellbar, dass die Berufspolitiker oder Kanzlerkandidaten der Bundestagswahl solche Rätselrunden veranstalten.

Erst mit der zweiten Hälfte des Finales nimmt die Show Fahrt auf und erinnert an einen Schlagabtausch vor der Bundestagswahl. Die fünf Finalisten müssen sich bei globalen und gesellschaftlichen Themen dafür oder dagegen positionieren. Zu Themen wie bedingungsloses Grundeinkommen, Renteneintrittsalter sowie transatlantisches Freihandelsabkommen TTIP sind die Kandidaten aufgefordert, Stellung zu beziehen und die Rückfragen der Jury zu beantworten. Endlich wird auch diskutiert. Dabei beweisen die Kandidaten, dass sie nicht nur einmal die Woche in die Zeitung blicken. Alle sind gut informiert und in der Lage, ihre Standpunkte auch in kurzer Zeit zu kommunizieren. Besonderes Nicolas Klein-Zirbes und Christoph Zander stechen dabei hervor. Es zeigt sich auch eine Vielfalt an politischen Strömungen. Denn die Finalisten waren oder sind alle Mitglieder politischer Jugendorganisationen.

Die Entscheidung ist getroffen

Die letzte Aufgabe, das „Kanzler-Duell“, wird dann nochmal besonders herausfordernd. In nur 60 Sekunden trägt jeder Finalist seine Vision für Deutschland vor. Darauf folgen Rückfragen der Konkurrenten und der Jurymitglieder. Jeder präsentiert seine Vision: die Vereinigten Staaten von Europa (Bergholz), eine erfolgreiche Energiewende (Freund), mehr einzelne Werte statt Konformität der Parteien (Hein), eine neue Debattenkultur und eine „Stipendienbörse“ für Studenten und Unternehmen (Klein-Zirbes) sowie die Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt sowie soziale Gerechtigkeit (Zander). Die Themen sind vielfältig und es ist etwas schade, dass für Diskussionen nicht so viel Zeit bleibt.

Dann ist es endlich soweit. Die Jury zieht sich zurück, um über den Gewinner zu entscheiden. Nach einer „hitzigen Debatte“, wie es Jury-Mitglied Johanna Strunz bezeichnet, steht der Sieger fest: Der Kölner Julius Freund darf sich von nun an Germany’s Next Bundeskanzler nennen. Er gewinnt das Stipendium von 10 000 Euro. Überwältigt von der Freude gibt es erst einmal einen Kuss für die Freundin, dann dankt er den „jungen Unternehmern“, und erst danach der Jury und seinen Fans.