Das Coronavirus kann selbst Heidi Klum nicht in Grund und Boden lächeln – deshalb wird dieses GNTM-Finale anders als alle anderen 13 davor. Das muss nicht schlecht sein.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Berlin - Eigentlich wissen wir genau, wie es ablaufen wird: Es wird „Walks“ geben, Heidi Klum wird sagen, dass sie „sooo stolz“ auf all ihre „Meedchen“ ist und die Finalistinnen werden bibbern, schließlich „kann nur eine ‚Germany’s Next Topmodel“ werden“. Haben wir doch alles schon gesehen, schließlich gibt es „Germany’s Next Topmodel“ – oder GNTM, wie wir Eingeweihten sagen – seit unfassbaren 14 Jahren. Die Finalshows waren eigentlich immer das Langweiligste der ganzen Staffel: Das Umstyling war vorbei, das unvermeidliche Hüllenlos-Shooting auch und die Finalistinnen sprachen so mild und sanftmütig voneinander, als habe es die Zickereien hinter den Kulissen nie gegeben. Ohnehin überkommt einen beim Anschauen der Modelhatz seit ein paar Jahren ein seltsames Gefühl: Kann es sein, ja, darf es sein, dass es dieses Format immer noch gibt?

 

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Doch dieses Jahr lohnt es sich beinahe, wieder einzuschalten. Es könnte nämlich spannend werden. Das liegt nicht etwa daran, dass die Macher etwas Grundsätzliches an dem Format geändert hätten, damit es besser in die Zeit passen würde. Es liegt an Corona, dem humorlosen Spaßverderber, den selbst eine penetrante rheinische Frohnatur wie Heidi Klum nicht in Grund und Boden lächeln kann.

Zumal sie ja gar nicht dabei sein kann, wenn am Donnerstag um 20.15 Uhr die GNTM-Kür beginnt. Einzig live zugeschaltet kann Heidi Klum über die Zukunft der „Meedchen“ richten – aus Los Angeles, 9312 Kilometer entfernt von Berlin. Die preußisch disziplinierte Klum wird ihr Bestes für die Stimmung geben, das ist klar: „Auch wenn uns bei vielen Sachen dieses Jahr einfach die Hände gebunden sind, machen wir das Beste daraus, um unser Topmodel zu küren und die Zuschauer zu entertainen“, hat die 46-Jährige bereits versprochen. Lijana aus Kassel, eine der Finalistinnen, gibt sich ebenfalls tapfer: „Dass man Heidi nicht noch ein letztes Mal umarmen kann, das ist schon traurig. Aber es ist wichtiger zu sagen: Wir verzichten darauf, um das Virus einzudämmen.“

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Der 24-jährigen Lijana kam in dieser Staffel die Rolle der Polarisiererin zu. So giftig wurde die Stimmung um Netz, dass die Studentin psychologischen Beistand bekommen musste. Schließlich schwappte der Hass aus dem Internet auch ins reale Leben: „Wenn ich zum Einkaufen gegangen bin, wurde ich bespuckt und ich wurde öffentlich beleidigt.“

Statt in einer Halle vor tausenden Zuschauern wird die Endrunde der vier Finalistinnen in einem Studio ausgetragen. Dem gemeinen Fernsehzuschauer wird es recht sein: Es war ohnehin anstrengend, wenn „La Klum“ und ihrer Mitjuroren ständig vom jubelnden Publikum unterbrochen wurden.

Dass das Leben eines Topmodels hart ist, wird Heidi Klum seit Jahren nicht müde zu betonen. Doch dieses Jahr mussten die Teilnehmerinnen der Schlussrunde noch mehr Durchhaltevermögen als sonst zeigen: Sarah und Maureen kommen nämlich aus Österreich. Sie mussten in München für zwei Wochen in Quarantäne, bevor sie überhaupt nach Berlin gelassen wurden. Das Modeldasein in Zeiten von Corona eben...