Am Dienstagabend deutscher Zeit wird Apple an seinem Sitz in Kalifornien neue Produkte vorstellen. Erwartet werden das iPhone 6, die mit Sensoren bestückte Uhr iWatch und – was die größte Innovation sein könnte – ein verbessertes Betriebssystem iOS 8.

Stuttgart - Gefälschte Prototypen, campierende Fans vor dem New Yorker Apple Store, sich überschlagende Gerüchte – all das gehört traditionell dazu, wenn Apple zur jährlichen Präsentation eines neuen iPhone lädt. So ist es auch diesmal, und doch ist alles ein bisschen anders als sonst. Im traditionsreichen Flint-Center des De-Anza-Colleges in Palo Alto (Kalifornien) spricht Apple-Chef Tim Cook vor rund 2400 geladenen Gästen und damit vor einem deutlich größeren Publikum als bei den vorangegangenen Events.

 

Dass Steve Jobs am gleichen Ort vor rund drei Jahrzehnten den ersten Mac und einige Jahre später den ersten iMac vorstellte, zeigt den Stellenwert, den der Konzern dem Ereignis einräumt. Es gilt, endlich aus dem Schatten des 2011 verstorbenen Übervaters zu treten. Zudem muss sich Apple der Übermacht der Android-Smartphones erwehren, die fast 85 Prozent des Weltmarktes erobert haben. Schlimmer noch: die Rolle des großen Innovators mussten die erfolgsverwöhnten Kalifornier Stück für Stück an die Konkurrenten Samsung und Google abtreten.

Als wahrscheinlich galt kurz vor der Präsentation am Dienstagabend (deutscher Zeit), dass das erwartete iPhone 6 in unterschiedlichen Größen erhältlich sein wird. Die größere Variante soll 5,5 Zoll messen. Damit würde man sich deutlich an erfolgreiche Android-Modelle wie Samsungs Galaxy Note 3 oder das G3 von LG annähern. Sofort ging ein Raunen durch die einschlägigen Online-Foren, wo die Fans ihrer Sorge Ausdruck verliehen, ob ein so großes iPhone nicht viel zu klotzig wirke. An der Verarbeitung dürfte es hingegen, wie bei Apple-Geräten üblich, kaum etwas zu meckern geben. So soll das iPhone 6 mit besonders kratz- und bruchsicherem Saphirglas ausgestattet sein. Dass es mit einem NFC-Chip – das Kürzel steht für: Nahfeldkommunikation – ausgestattet sein wird, gilt ebenfalls als sicher. Damit könnte Apple einen eigenen Bezahldienst etablieren. Die ersten US-Handelsketten haben bereits angekündigt, Zahlungen via iPhone zu akzeptieren.

Erwartet wird die iWatch, eine Art iPhone fürs Handgelenk

Als „größtes iOS-Release aller Zeiten“ kündigte Apple das neue Betriebssystem iOS 8 an. Tatsächlich dürfte von der Software ein größerer Innovationsschub ausgehen als von den Geräten selbst. Den Programmierern stünden viele verbesserte Werkzeuge zur Verfügung, so der Hersteller. Damit beruft sich der Konzern auf die unzähligen App-Entwickler, die auch künftig mit immer neuen Ideen und Funktionen aufwarten sollen. Damit will auch Apple nicht geizen. Neu ist etwa die „Fotomediathek“, über die man geräteübergreifend eigene Bilder abrufen und bearbeiten kann. Textnachrichten können nun mit Sprachbotschaften ergänzt werden, was auch jene Pädagogen beruhigen dürfte, die angesichts der ausschließlich textbasierten Kommunikation vieler Jugendlicher bereits einen Sprachverfall befürchten.

Das Verwalten von E-Mails soll ebenso einfacher werden wie das Verfassen von Texten über eine „intelligente Tastatur“. Mit dem Online-Dienst iCloud Drive sollen Präsentationen, Textdokumente und PDFs überall verfügbar sein. Das dürfte vor allem Microsoft mit seiner Cloud-Bürosuite Office 365 Kopfzerbrechen bereiten. Auch Amazon bekommt einen Denkanstoß: In iTunes gekaufte Musik, Filme und E-Books können mit bis zu sechs Familienmitgliedern geteilt werden – eine Möglichkeit, die der Kindle-Konzern bisher allenfalls halbherzig umgesetzt hat.

Fitnessdaten, die mit den immer beliebter werdenden Sport-Apps erhoben werden, können nun zu einem persönlichen Gesundheitsprofil zusammengefasst werden. Mit Sicherheit werden dazu auch jene Informationen gehören, die der Fitness-Tracker der iWatch auf Schritt und Tritt erhebt. Die Präsentation dieser mit Sensoren ausgestatteten Uhr, eine Art iPhone fürs Handgelenk, wird ebenfalls erwartet. Die iWatch wäre mehr als eine bloße Erweiterung des Handydisplays – und wäre tatsächlich eine Neuerung, mit der Apple auch sieben Jahre nach der Einführung seiner bahnbrechenden Smartphone-Reihe noch Furore machen könnte.

Von 19 Uhr an berichten wir aktuell über die Apple-Präsentation in Cupertino unter http://www.stuttgarter-zeitung.de/wissen-computer